GROSSALARM Eine Lagerhalle in Flammen: Das Feuer drohte, auf Munitions-Container überzuspringen.

Dichte Rauchschwaden zogen über den Hafen. Ein Großfeuer wütete am Freitag in einer Lagerhalle in Waltershof. Hamburg entging dabei nur knapp einer Katastrophe: In der Packstation der Halle lagerten Fässer mit Äther und ein 40-Fuß-Container, bis an den Rand mit Munition gefüllt. Ein Inferno wie im niederländischen Enschede drohte. Dort waren vor mehr als zwei Jahren bei der Explosion einer Feuerwerksfabrik 22 Menschen ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt. Kurz vor zwölf Uhr mittags. Ein Arbeiter will in der Halle der Firma Dettmer Container Packing (DCP) an der Zellmannstraße mit einem Gabelstapler ein Dutzend Äther-Fässer verladen. Plötzlich geschieht es: Die Stahlspitze des Gabelstaplers rammt eines der Fässer, durchstößt die Hülle. Durch die heftige Reibung von Metall auf Metall entsteht ein Funke, Sekunden später steht das Fass in Flammen. Ein zweites Fass direkt daneben explodiert, die Wucht der Expolsion schleudert es durch die Hallenwand auf die Straße und hinterlässt ein riesiges, klaffendes Loch. Die Flammen breiten sich immer schneller in der Halle aus. Der Arbeiter vom Gapelstapler hat Brandverletzungen, ein Kollege bricht mit einem Schock zusammen. Der Feuermelder an der Decke löst Alarm aus, zeitgleich greifen die Arbeiter nach ihren Handys und alarmieren die Feuerwehr. Einsatzleiter Bernd Horn (42) ist als erster Feuerwehrmann an der Halle. "Aus dem offenen Eingang schlugen Flammen, auf der Straße lagen brennende Fässer", beschreibt er die Lage. Und er erfährt von dem Munitionscontainer, auf den das Feuer in Sekunden überzugreifen droht. Horn entscheidet: dritter Alarm, Verstärkung muss her. Rettungswagen bringen die Verletzten ins Krankenhaus. Unterdessen der Erstangriff auf das lodernde Feuer: 15 Feuerwehrmänner rennen in die Halle, bekämpfen die Flammen mit zwei B-Rohren und einem Wasserwerfer. Sie löschen von Drehleitern, ziehen am Boden drei Äther-Fässer aus dem Eingang. Im letzten Moment können die Retter verhindern, das der Brand den Munitionscontainer erreicht. 120 Feuerwehrmänner sind schließlich im Einsatz, noch drei B-Rohre und ein weiterer Wasserwerfer. Wenig später ist der Brand unter Kontrolle. Die Nachlöscharbeiten dauern bis in den späten Abend. Die Hälfte des Lagers ist komplett zerstört. Auf dem Boden liegen verkohlte Autobatterien, Konservendosen, Reste von Tüten mit Tierfutter. In der Container-Packstation wurde die unteschiedlichste Fracht für den Export verladen. Die Äther-Fässer sollten nach Guatemala in Mittelamerika exportiert werden, sagt ein Sprecher der Firma Eurogate. Die DCP, die die Halle angemietet hat, ist ein Tochterunternehmen. Doch worum es sich bei der Munition in dem Gefahrgutcontainer handelt, weiß Sprecher Martin Reinhold nicht. "Auf keinem Fall um Kriegswaffen-Muntion", sagt er. "Die würden wir bei uns nicht lagern." Es habe sich vermutlich um Schrotmunition oder Feuerwerkskörper gehandelt. Wie hoch der Sachschaden ist, war bei Redaktionsschluss noch unklar. Erste Schätzungen: mehrere Hunderttausend Euro.