Am Montagabend gab der Gemeinderat dem Projekt sein Ja. Bis zu 2700 Arbeitsplätze könnten zusätzlich entstehen, wenn der Airport kommt.

Enschede. Viel ist auf diesem Flugplatz im Moment nicht los. Viele Hangars sind verwaist, auf dem Flugfeld wartet ein kleiner Jet auf Passagiere. Das flache Eingangsgebäude erinnert eher an ein Hallenbad aus den 1970er Jahren als an einen Airport. Doch wenn es nach der Mehrheit im Stadtrat der niederländischen Stadt Enschede geht, soll sich das in den kommenden Jahren ändern. Bis dahin soll ein privater Flughafenbetreiber den Ende 2007 stillgelegten Militärflughafen in der Twente übernehmen. Rund 1,2 Millionen Fluggäste im Jahr 2030 könnten künftig von hier aus in den Urlaub oder zu Geschäftsterminen starten. Am Montagabend gab der Gemeinderat dem Projekt sein Ja. „Für die Region Twente ist das eine große Chance“, betont der für Wirtschaftsentwicklung zuständige Vizebürgermeister Eric Helder. Bis zu 2700 Arbeitsplätze könnten zusätzlich entstehen, wenn der Airport kommt. Zumal auch die niederländische Staatsregierung hinter den Flughafenplänen steht. Der Flughafen Twente soll neben Eindhoven und Lelystad auch das Drehkreuz Amsterdam-Schiphol entlasten.

Allerdings: Ein privater Betreiber ist bislang noch nicht in Sicht. Kritik kommt aus den deutschen und niederländischen Nachbargemeinden, die eine zu große Lärmbelastung fürchten. Nach wie vor gebe es in den Plänen keine genauen Angaben darüber, inwiefern die Flugrouten über sein Stadtgebiet führen sollen, klagt etwa Bad Bentheims Bürgermeister Volker Pannen (SPD). „Das sind für einen Tourismusort wie Bad Bentheim existenzielle Fragen, die man beantworten muss“, sagte der Bürgermeister bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag. Auch beim 60 Kilometer weiter östlich entfernten Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) verfolgen die Verantwortlichen die Vorgänge in den Niederlanden sehr aufmerksam. Die Stimmung schwankt zwischen Gelassenheit und Sorge um eine drohende Konkurrenz. „Aber selbst, wenn Twente kommt, müssen wir uns überhaupt nicht verstecken. Schließlich stehen wir als voll etablierter Flughafen mit einem gesunden Markt und einem attraktiven Flugplan dann einen Newcomer gegenüber, der bei Null Passagieren anfängt“, sagt Gerd Stöwer, FMO-Geschäftsführer.

Bislang kommen etwa zehn Prozent der Fluggäste des westfälisch-niedersächsischen Gemeinschaftsairports aus den Niederlanden. Ob in der Region mit dem FMO und Twente zwei Flughäfen Platz haben, dazu äußerten sich in der vergangenen Woche Experten skeptisch in der Zeitung „ de Volkskrant“. Beide Airports würden sich unnötigerweise gegenseitig im Wege stehen. „Es gibt natürlich Diskussionen“, räumt Helder ein. Er glaube aber dennoch nicht, dass sich Twente und der FMO Konkurrenz machten. Schließlich hätten sich die Planer auch mit den Verhältnissen in Deutschland beschäftigt. „Unser Flughafen wäre etwa genauso weit von Münster/Osnabrück entfernt wie der Flughafen Dortmund“, betont Helder.

Pannen und seine Kollegen wünschen sich ein ergänzendes Gutachten, in dem diese Punkte nochmals von einem unabhängigen Experten untersucht werden sollen. Bis die Antworten da sind, sollten die Planungen unterbrochen werden. Hinter dieser Bitte steht auch die Euregio, ein Kommunalverband deutscher und niederländischer Gemeinden aus der Grenzregion. Gefordert werde unter anderem auch eine bessere Bahn- und Bus-Anbindung des FMO an die Region Twente, sagt Euregio-Geschäftsführer Harald Krebs. Noch mehr Gutachten will man in Enschede allerdings nicht abwarten. „Jetzt muss eine politische Entscheidung fallen“, sagt Helder. Aus seiner Sicht können viele offene Fragen ohnehin erst beantwortet werden, wenn ein privater Betreiber gefunden ist – etwa die Frage, ob die Flugzeuge beim Starten und Landen über den Kreis Grafschaft Bentheim fliegen. Nach dem Grundsatzbeschluss des Enscheder Rats für den Flughafen muss am Mittwoch das Regionalparlament in Zwolle entscheiden. Zumindest hier scheint eine Mehrheit für den Flughafen fragwürdig. Damit wäre ein Aufschub der Planungen doch noch möglich.