Im Jahr 2009 sollen 800 Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren im Krankenhaus wegen Komatrinkens behandelt worden sein.

Hannover. Immer mehr Kinder und Jugendliche in Niedersachsen greifen hemmungslos zur Flasche. Die Zahl der Alkoholvergiftungen bei jungen Menschen sei zwischen 2006 und 2009 um fast ein Viertel gestiegen, teilte die Techniker Krankenkasse (TK) am Dienstag in Hannover mit. Eine Auswertung der Daten der Ersatzkassen habe ergeben, dass im Vorjahr 800 Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren wegen Komatrinkens in einer Klinik behandelt wurden. Wichtig sei es, den Jugendlichen zu vermitteln, dass es cool sei, keinen Alkohol zu trinken, betonte ein TK-Sprecher.

Ein Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums betonte, dass es Aufgabe der gesamten Gesellschaft sei, spätere Suchtkarrieren zu verhindern. „Doch Besserwisserei oder der moralische Zeigefinger helfen bei vielen Betroffenen nicht weiter. Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Eltern, Pädagogen, Schulen und Beratungsstellen kommen wir voran.“ Gerade Erwachsene hätten eine Vorbildfunktion.

Niedersachsen ist nach Ministeriumsangaben das erste Bundesland, in dem die gesetzlichen Krankenkassen die zusätzlichen Kosten für besondere Alkohol- präventionsmaßnahmen bei auffälligen Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren übernehmen. „Wir wollen damit Jugendlichen helfen, wieder aufzustehen. Damit sie hoffentlich erkennen: Es ist besser, die Finger vom Alkohol zu lassen. Besser für die Gesundheit und besser für die eigene Zukunft“, sagte der Ministeriumssprecher.

Die Landesregierung fördert die Suchthilfe der Freien Wohlfahrtspflege mit jährlich mehr als sieben Millionen Euro. So konnte ein flächendeckendes Netzwerk mit 75 Fachstellen für Sucht und Suchtprävention aufgebaut werden. Dadurch wurden im Vorjahr 1870 betroffenen Jugendliche erreicht – 204 von ihnen noch am Krankenbett.

Zudem wird mit Testkäufen kontrolliert, ob sich Ladenbesitzer und Verkäufer beim Verkauf von Alkohol an den Jugendschutz halten. 2009 gab es fast 3000 Testkäufe. Im Vergleich zu 2008 fiel die Quote der Verstöße von 54,5 auf 44,5 Prozent.