In der Ueckermünder Heide wird von einem Wolfspaar Nachwuchs erwartet. Ein Regelwerk soll Konflikte zwischen Tier und Mensch vermeiden.
Schwerin. In der Ueckermünder Heide im äußersten Osten Mecklenburg-Vorpommerns wird in diesem Jahr erstmals Wolfsnachwuchs erwartet. Nach Angaben von Umweltminister Till Backhaus (SPD) lebt dort schon seit geraumer Zeit ein Pärchen dieser äußerst scheuen und in Deutschland nach wie vor sehr seltenen Raubtierart. „Es ist kein Märchen. Der Wolf ist wieder da in Mecklenburg-Vorpommern“, sagte Backhaus am Dienstag in Schwerin bei der Vorstellung des Wolfsmanagementplanes.
Das knapp 40-seitige Regelwerk enthält Handlungsanweisungen für Bürger und Behörden. Ziel sei ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Wolf und Mensch. Schäfer etwa sollen staatliche Hilfen beim Schutz ihrer Nutztiere bekommen und Verlustausgleich, wenn Wölfe Schaden angerichtet haben. Das Geld dafür stamme aus einem 200000 Euro umfassenden Fonds für Wildschäden. Bislang habe es im Nordosten elf Fälle gegeben, die eindeutig dem Wolf zuzuordnen waren.
Gerissene Tiere: Kein Anspruch auf Schadensersatz
Für 61 getötete und 23 verletzte Nutztiere habe das Land einen Ausgleich von rund 14050 Euro gezahlt. Einen Rechtsanspruch auf Schadensersatz gebe es aber nicht. Die Anschaffung besonderer Schutzzäune oder speziell ausgebildeten Herdenschutzhunden wird mit bis zu 80 Prozent finanziell gefördert.
Vor vier Jahren hatte es erste gesicherte Hinweise auf die Rückkehr des Wolfes in den Nordosten gegeben. Nunmehr könne davon ausgegangen werden, dass sich zumindest einzelne Tiere nicht nur in der Ueckermünder Heide, sondern auch in der Kyritz-Ruppiner Heide, der Lübtheener Heide und der Prignitz aufhielten. „Dafür gibt es ganz aktuelle Belege“, erklärte der Minister unter Hinweis auf jüngste Bildaufnahmen.
An der Erarbeitung des Wolfsmanagementplanes hätten Vertreter von 20 Vereinen und Verbänden sowie Wissenschaftler und Behörden mitgearbeitet, darunter der Landesjagdverband, der Schafzuchtverband, Umweltverbände, die Landesforstanstalt und die Naturschutzverwaltung. Aufklärungsarbeit sei enorm wichtig, „um bei einer möglichen dauerhaften Wiederansiedlung des Wolfes umsichtig und verantwortungsvoll im Interesse dieser geschützten Tierart und der Menschen handeln zu können“, betonte Backhaus.
Bundesweit bis zu 60 Wölfe
Seit gut 200 Jahren sei der Wolf im Nordosten ausgestorben gewesen. „1802 hat es auf dem heutigen Landesterritorium den letzen Abschuss gegeben“, berichtete der Minister. Seit etwa zehn Jahren nun entwickelten sich in einigen Bundesländern langsam aber stetig dauerhafte Wolfsvorkommen. Vor allem in Sachsen und Brandenburg gelten Wölfe inzwischen fast wieder als heimisch. Wie der maßgeblich an der Erstellung des Managementplanes beteiligte Forstwissenschaftler Norman Stier sagte, ist derzeit von bundesweit 50 bis 60 Wölfen auszugehen. Vielfach handele es sich um Einzelgänger, aber auch etwa zehn Paare oder ganze Rudel seien dabei. Deren Lebensraum erstrecke sich jeweils über etwa 300 Quadratkilometer.
„Anders als in Ländern wie Polen oder Spanien, in denen der Wolf nie ganz verschwunden war, sind wir es nicht mehr gewohnt, mit dem Wolf zu leben und mit den sich daraus ergebenden Konflikten“, erklärte Backhaus. Der Wolfsmanagementplan solle dazu beitragen, den Wolf als Teil der Natur zu erkennen. „Der Wolf ist eine geschützte Art und das Land gesetzlich verpflichtet, den Fortbestand zu gewährleisten“, warb Backhaus für Verständnis. Nach EU-Recht genieße er den höchsten Artenschutzstatus. Erste Maßnahmen aus dem Wolfsmanagementplan seien bereits umgesetzt. So gebe es im Land 43 geschulte Wolfsbetreuer, die sich unter anderem an der Dokumentation von Hinweisen auf Wölfe beteiligten.