Offenbar hatten sich Rivalen einen tödlichen Kampf um ein Weibchen geliefert. Das unterlegene Tier war mit einem Senderhalsband ausgestattet.

Bad Grund. Zwei freilebende Luchse im Harz haben sich einen tödlichen Kampf geliefert. Die Leiche des unterlegenen Rivalen wurde von einem Spaziergänger in der Nähe von Bad Grund im Landkreis Osterode gefunden. Verletzungen am Hals und am Kopf des Tieres stammten offenbar von einem stärkeren zweiten Luchs, sagte am Dienstag der Koordinator des Wiederansiedlungsprojektes im Nationalpark Harz, Ole Anders. Die Tiere hätten vermutlich um ein Weibchen und um ein Revier gekämpft.

Bei den Luchsen herrscht Paarungszeit. „Heftige Revierkämpfe zwischen männlichen Luchsen sind die Regel“, sagte Anders. Es sei auch bekannt, dass die Rivalen sich dabei gegenseitig verletzen. Kämpfe mit tödlichem Ausgang seien dagegen selten. Im Harz habe es eine Auseinandersettung mit diesem Ende bislang nicht gegeben.

Der tote Luchs war im Mai vergangenen Jahres vorübergehend eingefangen und mit einem Senderhalsband ausgerüstet worden. Seither war die als „M3“ bekannte Raubkatze vorwiegend durch den Westharz gestreift. Derartige GPS-Halsbänder werden auch noch von drei weiteren Raubkatzen getragen. Die Luchs-Experten können so die Wanderungen der Tiere nachvollziehen und ihren jeweiligen Standort bestimmen. Auf diese Weise sei auch „M3“ in dem Waldstück bei Bad Grund geortet worden, bevor der Spaziergänger die tote Raubkatze in der vergangenen Woche entdeckte, sagte Anders. Die Bergung sei problematisch gewesen, weil hoher Schnee lag und die Wege vereist waren. Ein Veterinär habe das tote Tier schließlich in seiner Praxis untersucht. Er habe Kratzspuren am Bauch, mehrere Bissverletzungen an den Beinen sowie die vermutlich tödlichen Bissverletzungen am Hals und am Kopf festgestellt.

Es lasse sich zwar nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass die tödlichen Verletzungen von einem anderen Luchs stammen, sagte Anders. Es deute aber alles darauf hin. Das Wiederansiedlungsprojekt im Harz hat vor knapp zehnJahren begonnen, seither wurden 24 Luchse freigelassen. Sie haben bereits zahlreiche Nachkommen, die den Harz teilweise auch schon verlassen haben.