Abriss oder Neubau? - Die CDU-Fraktion erreichte nach einer zweistündigen Sitzung keine Einigung. Entscheidung fällt nächste Woche.

Hannover. Der Streit um die geplante Neugestaltung des maroden Landtagsgebäudes geht weiter. Aufgrund kontroverser Auffassungen in den eigenen Reihen konnte die CDU-Fraktion am Dienstag nach einer zweistündigen Sitzung keine Einigung erzielen. Die Christdemokraten wollen erst in der kommenden Woche entscheiden, ob sie für einen Abriss oder einen Umbau des denkmalgeschützten Plenargebäudes sind. Die Koalitionsfraktion FDP dagegen ließ erkennen, dass sie einen Neubau favorisiert. Ganz anders die SPD: Die Mehrheit der Oppositionsfraktion sprach sich dagegen aus, den Bau komplett abzureißen.

Die SPD-Fraktion favorisiert den Architektenentwurf, der im Wettbewerb auf dem zweiten Platz landete. Aber die Kosten von 45 Millionen Euro dürften dabei nicht überschritten werden, sagte FraktionschefWolfgang Jüttner. Auch Denkmalschützer und die Witwe des Landtags-ArchitektenDieter Oesterlen stellen sich gegen einen Abriss.

Eine Einigung zwischen den Landtagsfraktionen bleibt schwierig. Dennoch strebt die CDU einen Konsens an, wie Fraktionschef David McAllister betonte. Bis zur Sitzung der Baukommission am kommenden Dienstag (9. 3.) solle deshalb mit den anderen Fraktionen ein abgestimmter Weg vereinbart werden. Die SPD allerdings will nicht derBaukommission das letzte Wort überlassen. Vielmehr solle das Parlament in der März-Sitzung darüber abstimmen, sagte Fraktionschef Jüttner. Dabei werde den Fraktionsmitgliedern die Entscheidung freigestellt. Einen Fraktionszwang soll es nicht geben.

Die CDU-Fraktion will aber erst noch einmal über den umstrittenen Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs beraten. Danach soll das Tagungsgebäude der Landtagsabgeordneten abgerissen werden und einem Neubau Platz machen. Der Architekt Eun Young Yi aus Köln werde am kommenden Dienstag sein Modell, das er noch einmal überarbeitet hat, im Landtag vorstellen, kündigten die Christdemokraten an. Erst dann will die Fraktion ihre Position zu einem neuen Landtag festzurren.

Der Jury-Vorsitzende für den Architektenwettbewerb, Carl Fingerhuth aus Zürich, hatte allen Fraktionen am Dienstag die Entscheidung der Fachleute erläutert. Der Grünen-Abgeordnete Enno Hagenah, selbst Architekt, sieht angesichts der Bedenken in der CDU-Fraktion Chancen, einen Abriss zu verhindern. „Es ist ermutigend, dass noch die Möglichkeit besteht, eine Lösung der Vernunft zu finden, die den Denkmalschutz berücksichtigt und Kosten spart.“ Aus Sicht der Grünen wird ein kompletter Neubau mit einerTiefgarage teurer als die veranschlagten 45 Millionen Euro. Die Oppositionsfraktionen wollen möglichst geringeEingriffe in die jetzige Bausubstanz, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht.

Die Grünen favorisieren dabei einen Entwurf, der beim Architektenwettbewerb im Jahr 2002 als Sieger hervorging. Aber auch mit dem 2. Platz des jetzigen Wettbewerbs wären sie einverstanden, meinte Hagenah. DieFDPjedoch hält einen Erhalt des jetzigen Gebäudebestandes für bedenklich. Es bestehe das Risiko eines „Millionengrabs“, da man immer wieder Geld in die Sanierung stecken müsste, sagte Fraktionschef Christian Dürr. Wie auch immer die Entscheidung für eine Neukonzeption des Landtages am Ende ausgeht, Konsequenzen für dasAnsehen des Landtagspräsidenten Hermann Dinkla (CDU) sieht auch die Opposition nicht. Ein neuer Landtag gilt aber als das Prestigeprojekt seiner Amtszeit.