Die Evangelische Kirche in Deutschland will bis zur nächsten Tagung keinen Nachfolger ernennen. Grüne werben derweil um Käßmann.
Tutzing/Berlin. Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann hat sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurückhaltend zur Ernennung eines Nachfolgers für die Vorsitzende geäußert. Bis zur nächsten Tagung der Synode solle keine Vorentscheidung getroffen werden, sagte die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, am Samstag im oberbayerischen Tutzing bei der ersten Sitzung des EKD-Rats nach dem Rücktritt Käßmanns wegen einer Trunkenheitsfahrt.
Im November wählt die Synode ihren neuen Vorsitzenden. Bis dahin hat Präses Nikolaus Schneider den Ratsvorsitz kommissarisch übernommen. Die Mitglieder des Rates sollten bis zur Wahl „in jeder Hinsicht frei sein in ihrer Entscheidung“, sagte Göring-Eckardt. Sie persönlich würde sich jedoch sehr freuen, wenn die Zusammenarbeit mit Schneider über den Herbst hinausreiche. „Er genießt hohes Vertrauen und ist ein Mensch mit großer Herzenswärme“, sagte Eckardt.
1. EIN PORTRÄT ÜBER MARGOT KÄßMANN
2. RÜCKTRITTSERKLÄRUNG IM WORTLAUT
3. DIE RECHTLICHE SITUATION NACH DEM RÜCKTRITT
4. DIE SEITE 3 AUS DEM HAMBURGER ABENDBLATT: MARGOT KÄßMANN - BLACKOUT EINER BISCHÖFIN
Schneider sagte, das Anliegen Göring-Eckardts ehre ihn. Die Entscheidung liege jedoch letztlich bei der Synode. Es gebiete der Respekt, ihrer Entscheidung nicht vorzugreifen. Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Bayern, Johannes Friedrich, sprach sich ebenfalls für Schneider als künftigen Ratsvorsitzenden aus. „Er ist mein persönlicher Wunschkandidat“, sagte Friedrich am Rande der Sitzung. Friedrich zufolge wären drei Vorsitzende innerhalb eines Jahres schlecht für die EKD.
Die Ratsvorsitzende Käßmann war am Mittwoch nach nur vier Monaten von ihrem Amt zurückgetreten, nachdem sie bei einer nächtlichen Alkoholfahrt mit 1,54 Promille am Steuer ihres Dienstwagens von der Polizei gestoppt worden war. Die 51-Jährige hatte ihren Rückzug damit begründet, „nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben zu können“.
Derweil will die kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Agnes Krumwiede, die Theologin in die Politik und zu den Grünen holen. „Käßmann wäre ein Gewinn für uns Grüne, obwohl es wichtig ist, dass Kirche und Politik unabhängige Instanzen bleiben“, sagte Krumwiede gegenüber der "Bild"-Zeitung.