Der “Ärzteatlas“ zeigt, dass der Mangel auf ein Verteilungsproblem hindeutet. Versorgungsgrad im Bundesvergleich an der Spitze.

Schwerin. Der Ärztemangel in Mecklenburg-Vorpommern ist offensichtlich nur gefühlt. Das geht aus dem „Ärzteatlas 2011“ hervor, den das WIdO-Institut der AOK jetzt vorlegte. Wenn es Versorgungsengpässe gebe, deute das eher auf ein Verteilungsproblem hin, sagte der Leiter der Landesvertretung der Ersatzkassen (vdek), Karl Nagel, am Freitag. Das Land liege bei vielen fachärztlichen Professionen beim Versorgungsgrad im Vergleich der Bundesländer an der Spitze. So werde bei niedergelassenen Chirurgen ein Versorgungsgrad von 266,2 Prozent erreicht, im Bundesdurchschnitt seien es 169,2 Prozent.

Der Versorgungsgrad wird nach den Worten des vdek-Sprechers Bernd Grübler für jede Region nach einem bestimmten Schlüssel festgelegt. In Rostock darf demzufolge ein Chirurg auf 21 008 Einwohner kommen, das wären 10. Tatsächlich seien 18 Chirurgen niedergelassen. Somit liege der Versorgungsgrad bei 180 Prozent. Im Kreis Demmin sei das Verhältnis 1:47 000. Bei etwa 80 000 Einwohnern gebe es zwei Chirurgen, der Versorgungsgrad liege bei 100 Prozent.

Überdurchschnittlich gut versorgt sei der Nordosten auch bei Augenärzten mit 140,7 Prozent (Bundesdurchschnitt: 119,4 Prozent), Frauenärzten mit 133,5 Prozent (121,4), HNO-Ärzten mit 164,6 Prozent (126,9), Hautärzten mit 160,1 Prozent (131,8), Kinderärzten mit 173,5 Prozent (129,5) und Nervenärzten mit 157,3 (129,4). Auch bei Orthopäden (133,6 zu 129,4), Internisten (248,9 zu 201,4) und Anästhesisten (169,7 zu 158,3) liege das Land über dem Bundesschnitt.

Wie Nagel sagte, müsse im Land überlegt werden, wie zu erreichen ist, dass sich Fachärzte aus überversorgten in weniger gut versorgten Gebieten ansiedeln. Auch bei Hausärzten liege Mecklenburg-Vorpommern mit 101,9 Prozent im Soll (Bundesdurchschnitt: 108 Prozent). Jedoch könnten einige Regionen mit einem hohen Anteil älterer Hausärzte und Schwierigkeiten bei der Wiederbesetzung von Arztpraxen in absehbarer Zeit Probleme bekommen. Helfen könnten laut Nagel medizinische Versorgungszentren, Sprechstunden in Zweigpraxen oder die finanzielle Unterstützung von Medizinstudenten, die sich dann für eine bestimmte Zeit im Land verpflichten. Aber auch speziell ausgebildete Praxisschwestern könnten die medizinische Versorgung unterstützen.