In Hamburg sind 420 Selbstanzeigen eingegangen. Mecklenburg-Vorpommern würde über den Finanzausgleich rund 12 Millionen Euro erhalten.

Hamburg/Schwerin. 424 Steuerhinterzieher haben sich mittlerweile in Hamburg selbst angezeigt. Die Summe der nachträglich zu versteuernden Kapitalerträge liege inzwischen bei rund 221 Millionen Euro, erklärte der Sprecher der Finanzbehörde, Daniel Stricker, am Mittwoch. Bis zu 30 Prozent dieser Summe könnten als Steuermehreinnahmen verbucht werden. Die Welle der Selbstanzeigen ist nach den Worten von Stricker ungebrochen. Woche für Woche offenbarten sich weitere Steuerhinterzieher. Nach Informationen des „Handelsblatts“ haben sich bundesweit bereits mehr als 18 000 Steuersünder angezeigt. Die Hamburger Finanzbehörden sind seit März im Besitz gekaufter Schweizer Bankdaten.

Auch Mecklenburg-Vorpommern wird von den Nachzahlungen reuiger Steuersünder erheblich profitieren - obwohl es im Land bislang nur zwölf Selbstanzeigen gibt. Bei diesen gehe es um 830.000 Euro Einkünfte, wofür rund 150.000 Euro Steuern nachzuzahlen seien, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums in Schwerin am Donnerstag. Der deutsche Fiskus insgesamt kann durch die in der Schweiz gestohlene Steuer-CD mit Mehreinnahmen von rund 1,25 Milliarden Euro rechnen, wie das „Handelsblatt“ berichtete. Der Nordosten würde über den Finanzausgleich davon etwa ein Prozent bekommen, sagte der Sprecher. Das wären rund 12 Millionen Euro.

Wie eine Umfrage des „Handelsblatts“ bei den Länder-Finanzbehörden ergab, haben sich in den vergangenen Monaten bundesweit mehr als 18000 Steuersünder selbst angezeigt, um der Strafverfolgung zu entgehen. Allein in den vergangenen zwei Wochen kamen dem Bericht zufolge 2000 hinzu.

Die Summe der nicht versteuerten Einkünfte betrage nach vorsichtigen Schätzungen aus den Ministerien 3,7 Milliarden Euro. Allein in Baden-Württemberg wurden 914,4 Millionen Euro bisher nicht versteuert, schreibt das „Handelsblatt“. Die Zahl der Selbstanzeigen liegt dort laut Finanzministerium in Stuttgart bei 5114.

Die Welle der Selbstanzeigen kam vor drei Monaten in Schwung. Anfang Februar wurde bekannt, dass ein Informant der Steuerfahndung Wuppertal eine CD mit 1500 Namen deutscher Kunden in der Schweiz angeboten hatte. Experten taxierten die möglichen Steuermehreinnahmen auf 400 Millionen Euro.

Während sich Baden-Württemberg aus juristischen Gründen weigerte, erwarb Nordrhein-Westfalen die CD im Februar für 2,5 Millionen Euro. In diesem Bundesland sind die Ermittlungsverfahren für ganz Deutschland konzentriert, die Beamten geben ihre Erkenntnisse dann an die zuständigen Stellen in den einzelnen Bundesländern weiter. Das Bekanntwerden anderer angebotener Steuersünder-CDs beschleunigte die Selbstanzeigen zusätzlich.