Die Energiesparlampe ist eine Interimslösung. Die Zukunft gehört der umweltfreundlicheren und ökonomischeren Alternative LED, sagen die Experten.
Deutschland erstrahlt zunehmend im Licht einer Diode - der "Licht emittierenden Diode". Noch vor wenigen Jahren eher ein Nischendasein als Signal-, Reklame- oder Hintergrundbeleuchtung sowie als Lichtquelle in Fahrrad- und Taschenlampen fristend, erobert sie nun in "Lichtgeschwindigkeit" immer mehr Anwendungsbereiche und verfügt über ein so enormes Innovations- und Wachstumspotenzial, dass sich die Experten einig sind: Digitales Licht ist die Antwort auf die Forderung nach nachhaltigen Beleuchtungslösungen für die Zukunft.
Wenn technische Geräte in Rot oder Grün ihren Betriebszustand signalisieren, steckt dahinter eine LED. Dieses Leuchtmittel schöpft seine Energie aus Halbleiterverbindungen, wobei Strom direkt in Licht umgewandelt wird. Die flache Bauweise macht LEDs flexibel einsetzbar, die Farbtemperaturpalette überzeugt und in der Regel fallen keine Wartungs- und Reparaturkosten an.
Mittlerweile bieten LED-Module überzeugendere Parameter als tradierte Leuchtmittel. Bei der Lichtausbeute liegen sie mit über 100 Lumen pro Watt vor den besten Leuchtstofflampen. Und hier sehen die Entwickler noch lange nicht das Ende erreicht, frühestens jenseits von 150 Lumen pro Watt - wenn überhaupt. Beispiel Automobilbau: Die LED-Lämpchen der aktuellen Prototypen leuchten mit einer Strahlkraft von 60 Lumen/Watt, Experten des Fahrzeugherstellers Audi halten 200 Lumen für möglich. Selbst LED mit 300 Lumen/Watt sind denkbar, was einem Wirkungsgrad von 50 Prozent entspräche. Zum Vergleich: Eine Glühlampe macht aus einem Watt 23 Lumen, Xenonscheinwerfer holen aus einem Watt 83 Lumen heraus. LEDs können Energiespar- und Halogenlampen schon jetzt ersetzen, besonders im Spot- und Downlight-Einsatz liegt ihre Stärke. Serienmodule mit wenigen Zentimetern Durchmesser liefern Lichtströme von bis zu 5000 Lumen. Das entspricht dem Licht von fünf 75-Watt-Glühlampen.
Rund zehn Prozent der Umsätze in der Allgemeinbeleuchtung entfallen inzwischen auf das LED-Geschäft. Dass es bei den vielen Vorteilen noch nicht mehr sind, hat einen Grund: Noch ist die Anschaffung recht teuer. Marktbeobachter erwarten aber schon recht kurzfristig (in zwei bis drei Jahren) deutlich sinkende Preise, dadurch eine höhere Akzeptanz bei den Käufern und somit einen Umsatzanteil von nahezu 50 Prozent. Die Umrüstung auf LED wird sich damit auch in Privathaushalten schnell bezahlt machen, wenn zur niedrigeren Stromrechnung noch der attraktivere Preis für die Technik kommt.
Bei professionellen Lichtplanern sind Leuchtdioden indes schon längst Pflicht, sodass diese davon ausgehen, dass in ihrem Bereich Leuchtdioden schon bald die Standardtechnik sein werden. Was Lichtdesigner mit LED schon leisten können, zeigt sich zum Beispiel im Erweiterungsbau des Frankfurter Städel Kunstmuseums. Unmerklich verschmilzt das Kunstlicht dort mit dem durch die bullaugenartigen Oberlichter dringenden Tageslicht und garantiert auch bei bedecktem Himmel sowie bei Dunkelheit eine gleichmäßige Beleuchtung. Und im Hamburger Nobelhotel Vier Jahreszeiten lieferte Philips LED-Ersatz in Kerzen- und Birnenform unter anderem für die historischen Kandelaber. Energieeinsparung: rund 70 Prozent. Die Investitionskosten waren binnen acht Monaten refinanziert.
Den zahlreichen Vorteilen von LEDs - dazu gehört vor allem, dass sie mit niedrigen Spannungen sowie Gleich- und Wechselspannung zu betreiben sind, kein Quecksilber enthalten und mit reiner Farbwiedergabe sowie effizienten Energiewerten bestechen - stehen aber auch noch Nachteile gegenüber. Neben den höheren Anschaffungskosten sind das besonders die meist schlechten Vergleichsmöglichkeiten in Bezug auf Helligkeit und Lichtstärke. Angaben wie "Ultra", "Super", "Mega" sind willkürlich und relativ, sie beinhalten keine Messbarkeit und können beim Käufer zu Fehleinschätzungen bezüglich Leistung und Qualität führen. Im Gegensatz zur guten alten Glühbirne sind LEDs bislang auch nicht dimmbar.
Während der VDE (Verband der Elektrotechnik und Elektronik) und Dekra an der Schaffung von Vergleichsparametern in Form von Qualitätssiegeln arbeiten (siehe Kasten), haben jetzt zwei 18-jährige Schüler vielleicht einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass LEDs schon in Kürze sehr viel flexibler einsetzbar sind. Joachim Hebeler und Julius Wiesemann aus dem nordhessischen Fritzlar präsentierten ihre Erfindung kürzlich beim VDE-Jahreskongress: Ihr Mikrochip "Four C" soll erreichen, dass LEDs mit einer Funkverbindung gesteuert werden können. So müssten Hauseigentümer ihre Haustechnik nicht aufwendig und teuer nachrüsten. "Solche automatischen und intelligenten Systeme werden in privaten Haushalten immer wichtiger", sagte das Duo, dessen erhellende Idee es an die Spitze von 2000 Teilnehmern katapultierte, die am Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Technologieverbands VDE teilgenommen hatten.