Die Stiftung “Lebendige Stadt“ fördert deutschlandweit die Illuminierung von 31 Bahnunterführungen wie an der Sternschanzenbrücke.
Hamburg. Bahnunterführungen müssen nicht auf immer und ewig schmuddelig und schlecht beleuchtet sein. Dass es anders geht, zeigt die Hamburger Stiftung "Lebendige Stadt" seit Dezember 2010 an der Sternschanzenbrücke. Der Hamburger Lichtkünstler Michael Batz hat die Eisenbahnbrücke in Altona im Auftrag der Stiftung mit hoch effizienten LED-Lampen sparsam, aber wirkungsvoll beleuchtet. Neben weißem Licht kommen dort blaue LED-Leuchten zum Einsatz, die ein völlig neues Bild bieten. Sowohl die Gehwege als auch die Straßen sind besser ausgeleuchtet. Dieses Hamburger Pilotprojekt ist jetzt Vorbild für 24 weitere deutsche Städte, die ebenfalls etwas tun wollen, um den öffentlichen Raum aufzuwerten. "31 Bahnunterführungen erhalten in diesen Städten eine moderne, energieeffiziente Lichttechnik", sagt Rando Aust, Sprecher der Stiftung, die die Beleuchtungsprojekte mit je 25.000 Euro bezuschusst. Die Förderung umfasst ein Gesamtvolumen von 775.000 Euro. Ziel der Aktion: "Dunkle Räume durch eine moderne, künstlerisch gestaltete Beleuchtung erlebbar zu machen", sagt Aust. Nebenbei soll die moderne Technik die öffentlichen Kassen schonen.
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Wie teuer die Illumination in den einzelnen Fällen werde, sei sehr unterschiedlich, sagt Aust. Theoretisch könne das Fördergeld ausreichen, ansonsten müssten die Kommunen draufzahlen oder weitere Mittel einwerben. "Die Kosten für die Sternschanzenbrücke lagen tatsächlich bei 25.000 Euro, weil in Hamburg eine Gemeinschaftsinitiative gelungen ist." Neben der Stiftung engagierte sich die Handwerkskammer Hamburg, die dafür sorgte, dass die Handwerkerleistungen nicht berechnet wurden, außerdem beteiligten sich die Deutsche Bahn AG, die Philips Deutschland GmbH und das Bezirksamt Altona.
Das Hamburger Pilotprojekt wurde wie eine Gebrauchsanweisung dokumentiert, um das gewonnene Know-how zur Nachahmung zur Verfügung zu stellen. Im August 2011 wurde es in Form eines Handbuchs an alle deutschen Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern verschickt. Bis Ende Oktober 2011 konnten diese sich um die Fördergelder bewerben. Jetzt ist entschieden: Dem Hamburger Beispiel folgen Aachen, Berlin, Bottrop, Düsseldorf, Gütersloh, Hagen, Hamm, Hannover, Helmstedt, Herne, Hiddenhausen, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Moers, Offenbach/Main, Osnabrück, Schönebeck/Elbe, Schwerte, Singen am Hohentwiel, Velbert, Weimar und Witten
"Die Fördersumme war nicht beschränkt gewesen. Wir wussten daher nicht, was auf uns zukommt", sagt Aust. Allerdings gab es klare Kriterien, die nur 24 von 45 Bewerberstädten erfüllten: Es muss sich um eine innerstädtische Unterführung handeln und sie muss im Eigentum der Deutschen Bahn sein, um lange Abstimmungsprobleme zu vermeiden. Zudem soll es eine Stahlkonstruktion sein, die bislang schlecht oder gar nicht beleuchtet wird und nicht nur von Fahrzeugen, sondern auch von Fußgängern genutzt wird. Eine weitere Vorgabe: Die Illumination muss noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Mit ihrer neuen Beleuchtung können die Städte Geld sparen, denn der Energieverbrauch beträgt etwa bei der Sternschanzenbrücke weniger als ein Kilowatt pro Stunde.
Dass der Lichtkünstler Michael Batz Blau gewählt habe, sei nur folgerichtig, meint der Farbpsychologe Harald Braem vom nordrhein-westfälischen Institut für Farbpsychologie. "Blau wirkt sehr beruhigend. Wir assoziieren damit den Himmel, das Meer, die Weite. Es ist eine Farbe, die endlos wirkt, der wir gerne folgen", sagt der Autor des Buchs "Die Macht der Farben". Für Unterführungen sei blaues Licht daher gut geeignet. Bei der Sternschanzenbrücke symbolisieren die blauen Leuchten die Fahrtrichtung der Züge, die weißen Leuchten die Richtung der Autofahrer und Fußgänger. Die Stiftung "Lebendige Stadt" hatte das Projekt zum zehnten Jahrestag ihrer Gründung ausgerufen. "Normalerweise bekommt man etwas zum Jubiläum, aber die Idee der Stiftung war, aus diesem Anlass etwas an die Städte zurückzugeben", erklärt Aust. Die Stiftung, die im Jahr 2000 vom Unternehmer Alexander Otto gegründet wurde, hat die Schwerpunkte Licht, Grün und Gestaltung öffentlicher Räume. Gefördert wurden unter anderem die Illuminationen des Berliner Reichstagsgebäudes und der Speicherstadt sowie die Neugestaltung des Jungfernstiegs.