Ein Feuerball am Himmel hat am Heiligabend in weiten Teilen in Deutschland für Aufregung gesorgt. Die Ursache soll nun geklärt sein: Ein Stückchen Weltraumschrott sorgte für ein bisschen zusätzlichen Weihnachtszauber.
Berlin. Der helle Lichtschweif, der zu Heiligabend am europäischen Nachthimmel für Aufsehen gesorgt hat, war ein verglühender Teil einer Sojus-Rakete. „Es handelte sich dabei um eine Oberstufe der Sojus-Rakete, die kürzlich drei Weltraumfahrer zur Internationalen Raumstation ISS gebracht hat“, sagte Bernhard von Weyhe, Sprecher der Europäischen Weltraumbehörde ESA in Darmstadt, am Sonntag. Dies hätten Untersuchungen einer ESA-Expertengruppe unter Prof. Heiner Klinkrad eindeutig ergeben.
Am frühen Abend zur Zeit der Bescherung sah man die Himmelserscheinung, die nach Augenzeugenberichten bis zu einer Minute angehalten haben soll. Der Komet löste einen Großeinsatz im Landkreis Tuttlingen aus, da viele Augenzeugen zunächst befürchteten, ein Flugzeug sei abgestürzt.
Der Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Andreas Schütz, sagte auf dapd-Anfrage am Sonntag, es handele sich entweder um einen Meteoriten, also eine Sternschnuppe, oder aber um verglühenden Weltraumschrott.
Letzteres vermutet auch die Europäische Weltraum-Organisation (ESA). Er gehe sicher davon aus, dass an Heiligabend die letzte Triebstufe einer russischen Sojusrakete zu sehen gewesen sei, sagte der Leiter der ESA-Analyse-Abteilung für Weltraumschrott, Heiner Klinkrad, dem Rundfunksender „hr-iNFO“. Sie sei beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht und dabei in kleine Teile zerfallen. Diese Erklärung stehe auch in Einklang mit den Messwerten und den Berechnungen von US-amerikanischen Beobachtungsstationen.
„Feuerball mit gewaltigem Schweif“
Bei der Mannheimer UFO-Meldestelle gingen zahlreiche Anrufe und E-Mails ein, und zwar aus dem Südwesten bis in den Raum Thüringens, wie das Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) mitteilte. Beschrieben und gefilmt wurde demnach ein „flach dahinrasender Feuerball mit gewaltigem Schweif, aus dem sich viele Funken lösten“. Die Erscheinung konnte bis zu 30 Sekunden beobachtet werden, und noch einmal 20 bis 30 Sekunden war ein verwehender Rauchschweif zu sehen.
Ab 17.30 Uhr liefen bei der Polizei in den Landkreisen Tuttlingen, Schwarzwald-Baar, Sigmaringen und im Bodenseeraum die Telefone heiß. Viele Anrufer fühlten sich an das schwere Unglück bei Überlingen mit 71 Toten im Jahr 2002 erinnert. Die Polizei kontaktierte die Flugsicherung der Flughäfen Stuttgart und Zürich und ließ sich bestätigen, dass kein Verkehrsflugzeug vermisst wurde. Zahlreiche Einsatzkräfte suchten dennoch die Gegend ab, für den Fall, dass ein kleines Flugzeug abgestürzt war. Auch waren bei Neuhausen ob Eck Rauchschwaden gemeldet worden, die sich dann aber als aufsteigender Bodennebel herausstellten.
DLR will Aufnahmen prüfen
Einige Experten vermuten, dass die Erscheinung ein „großer Bruder“ der Sternschnuppen war, „ein sogenannter Feuerkugel-Bolide“. Das DLR erklärt: „Eine Feuerkugel ist im wesentlichen ein besonders heller und lang andauernder Meteor.“ Eine normale Sternschnuppe habe eine Leuchtdauer von weniger als einer Sekunde und erzeuge einen leuchtenden „Strich“ am Himmel. Eine Feuerkugel leuchtet demnach wenige Sekunden, selten sind es mehr. „Die Kugel scheint so 'dick' zu sein wie ein besonders heller Planet und erscheint wie ein kurzer leuchtender Stab, der in Flugrichtung über den Himmel zieht. Mitunter scheint die Kugel am Ende ihrer Bahn zu zerplatzen oder die Farbe zu ändern.“
Weiter heißt es, wenn die Fluggeschwindigkeit deutlich als langsam empfunden werde und das leuchtende Objekt mehr als 30 Sekunden zu sehen sei, dann handele es sich auf keinen Fall um eine Feuerkugel. Ganz langsame sternförmig leuchtende Punkte werden meist von einem Satelliten verursacht.
Das DLR will in den nächsten Tagen prüfen, ob es Aufnahmen der Erscheinung vom Samstagabend gibt. Ein System von Kameras - „Feuerkugelnetz“ – ist dafür installiert. Es ist nach Angaben des Sprechers aber noch unklar, ob sie sich schon eingeschaltet hatten.
An Heiligabend dachten Beobachter der Himmelserscheinung an den zu Christi Geburt erschienenen Stern von Bethlehem. Experten meinen, dass damit der Komet Halley beschrieben wird. Dieser erscheint etwa alle 76 Jahre.
Auf der Online-Videoplattform YouTube sind bereits einige Videos der himmlischen Erscheinung zu sehen.
(abendblatt.de/dpa)