Am 15. Januar soll die havarierte Sonde mit hochgiftigen Materialien an Bord herunter kommen. Großen Schaden soll sie dabei nicht anrichten.
Berlin/Moskau. Thierry Legault nahm einiges auf sich, um Phobos-Grunt vor die Linse zu bekommen. Der Hobby-Astronom fuhr 800 Kilometer weit, um eine klare Sicht auf die havarierte Sonde am Himmel zu bekommen. An der französischen Riviera konnte er das Trudeln des Satelliten dann einfangen.
Auf dem Video ist nicht viel mehr als ein Lichtklumpen zu sehen. Vage lassen sich auch Sonnensegel ausmachen. Phobos-Grunt fliegt nun schon seit dem Start am 9. November unkontrolliert durchs All. Die Raumfahrtagentur Roskosmos hatte den Kontakt zur 13,5-Tonnen schweren Sonde verloren. Auch Nasa und Esa konnten die Verbindung nicht wieder herstellen und Roskosmos musste Phobos-Grunt aufgeben. Eigentlich sollte sie zum Marsmond Phobos fliegen, um dort Bodenproben zu sammeln. Die Kosten für das missglückte Unterfangen betragen 120 Millionen Euro.
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Doch Phobos-Grunt wird nicht für immer im Orbit der Erde kreisen. Am 15. Januar, so berechnete Roskosmos, soll die Sonde auf die Erde stürzen. Allerdings nur in Teilen - denn der Großteil der Sonde mit den maßen eines Kleintransporters, soll schon in der Atmosphäre verglühen. 20 bis 30 Fragmente mit einem Gesamtgewicht von etwa 200 Kilogramm sollen dann einzeln auf die Erde treffen. Hier machen die elf Tonnen hochgiftiger Stoffe, die in der Sonde verarbeitet sind, Sorge. Laut Andreas Schütz, Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) würde der Absturz trotzdem wohl eher glimpflich verlaufen. "Wie die Russen mit dem Problem umgehen, ob sie den Treibstoff ablassen wollen, dazu haben wir keine Erkenntnisse", so Schütz.
Roskosmos-Chef nährt Verschwörungstheorie bei Raumfahrt-Fehlschlägen
Der Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Wladimir Popowkin, schließt nicht aus, dass die Fehlstarts im vergangenen Jahr durch technische Störungen von außen verursacht wurden. „Man wolle niemanden beschuldigen, aber es gibt heute sehr starke Mittel, um auf kosmische Apparate einzuwirken“, zitiert der Moskauer Onlinedienst „Nowosti kosmonawtiki“ am Dienstag Popowkin aus einem Interview der Zeitung „Iswestija“. Er sagte demnach, die Anwendung solcher Mittel sei „nicht auszuschließen“.
Popowkin betonte, es gebe bislang noch keine Klarheit darüber, warum die Marschtriebwerke der Sonde Phobos-Grunt für den Weiterflug zum Mars nicht gezündet haben. Unverständlich seien auch die „häufigen Ausfälle bei unseren Apparaten“, wenn sie sich im Funkschatten befänden, sodass die russische Seite den Apparat nicht sehen und von ihm auch keine telemetrischen Daten empfangen könne.
2011 gab es in Russland bei 32 Starts fünf Fehlschläge. So blieb die am 9. November gestartete Marssonde Phobos-Grunt im erdnahen Orbit „hängen“ und stürzt voraussichtlich Ende der Woche unkontrolliert ab. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Fehlstarts waren schon Gerüchte aufgekommen, dass die Sonde möglicherweise durch Laserstrahlen außer Gefecht gesetzt worden sei.