Auf der Cebit kämpfen Hersteller um den Markt für mobile Computer. Tablet-PCs und Smartphones stehen im Mittelpunkt des Interesses.
Hamburg. Die Netbooks machten den Anfang und stellten innerhalb weniger Monate die Computerwelt auf den Kopf. Dann kam Apples iPad. Der unglaubliche Erfolg des zunächst als überdimensionales iPhone verspotteten Kultobjekts löste eine Flut von Nachfolgern aus. Mehr als 80 unterschiedliche Modelle wurden Anfang des Jahres auf der Consumer Electronics Expo in Las Vegas vorgestellt. Auch auf der Cebit, die heute Abend in Hannover eröffnet wird, stehen Tablet-PCs und Smartphones im Mittelpunkt des Interesses.
Experten sind sich sicher, dass mobile Computer mit Touchscreen und Mobilfunkgeräte mit Internetzugang absehbar alle anderen Gerätekategorien verdrängen werden. "Der Markt für Netbooks und Notebooks wird nicht weiter wachsen, der Markt für Desktop-PCs kontinuierlich rückläufig sein", sagt Bernhard Gleissner, Vice-President beim Chip-Hersteller Nvidia dem Abendblatt. "Schon in diesem Jahr werden nach Schätzungen der Marktforscher 50 Millionen Tablet-PCs abgesetzt, im kommenden Jahr werden es doppelt so viele sein", so Gleissner.
Einige Hersteller begnügen sich aber mit halbgaren Ankündigungen. Betriebssystem, Prozessor und Preis bleiben vielfach offen. Bei vielen Geräten sei zudem "unklar, warum sich Kunden ausgerechnet dafür entscheiden sollten", stellt das Fachblatt "c't" fest. Andere sind schon wesentlich weiter. So zeigt Netbook-Pionier Asus mit seiner "Eee Tab"-Serie, welche Bandbreite an Modellen möglich ist. Neben dem 7-Zoll-Gerät "Eee Tab Memo" gibt es das "Eee Pad Slider", bei dem sich die hinter dem Touchscreen versteckte Tastatur mit einem Handgriff hervorzaubern lässt. Wie auch beim iPad vereinigen sich im "Eee Pad Transformer" Tablet- und Notebook-Welt: Die Tastatur lässt sich andocken oder abnehmen und hat einen eigenen Akku, der die Laufzeit bei Bedarf verdoppelt. Das "Eee Slate" mit Windows 7 als Betriebssystem kann schon einen Desktop-PC ersetzen.
Bis das von Microsoft-Chef Steve Ballmer angekündigte, für die Tablet-Nutzung optimierte Windows erscheint, dominiert Googles Android-Betriebssystem den Markt. Der Suchmaschinen-Riese werkelt mit Hochdruck an der dritten Version von Android, das ebenfalls speziell auf Tablets ausgerichtet sein wird. Wie bei Desktop-PCs geht die Entwicklung zu Chips mit mehreren Kernen, in denen Grafikchip und Hauptprozessor verschmelzen. Damit wird mehr Leistung bei geringerer Energieaufnahme ermöglicht. Nvidias in vielen aktuellen Modellen verbauter Tegra 2 ist beispielsweise ein Doppelkern-Prozessor. Auch bei AMD setzt man unter dem Namen Fusion auf einen Hauptprozessor mit integriertem Grafikchip. Und die Entwicklung geht weiter: Nvidia hat bereits einen "Super-Chip" mit vier Kernen vorgestellt. Erste Geräte sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.
Als Zielgruppe haben die Hersteller aber nicht mehr nur eingefleischte Technik-Fans im Visier. So bewirbt Dell sein "Streak 7" als "Tablet für die ganze Familie". Der Bildschirm fällt mit 7-Zoll-Display klein aus. Zum Vergleich: Das Display des iPad misst 9,7 Zoll, das sind 24,6 Zentimeter. Das sollte aber nicht über die inneren Qualitäten des Dell-Tablets hinwegtäuschen. So unterstützt das "Streak 7" die vierte Generation des Mobilfunks, die für einen noch schnelleren Datentransfer beim Mailen und Surfen sorgt. Den Takt gibt ein Tegra 2 an, Betriebssystem ist Android.
Einen ganz anderen Weg geht Fujitsu mit dem "Stylistic Q550". Laut Hersteller wurde der Slate, wie Touchscreen-PCs ohne Tastatur bei Fujitsu offiziell heißen, speziell für den Einsatz in Unternehmensnetzen konzipiert. "Die meisten Slates, die heute auf dem Markt sind, sind dazu gedacht, Inhalte und Medien zu konsumieren", sagt Rajat Kakar, Vice President Workplace Systems bei Fujitsu. Das Gerät sei für professionelle Anwender und Behörden konzipiert und müsse deshalb hohen Sicherheitsanforderungen genügen. Unter anderem soll ein Fingerabdruckleser für Datensicherheit sorgen. Hinter dem 10-Zoll-Display arbeitet ein Atom Oak Trail Prozessor von Intel, das Betriebssystem ist Windows 7 Professional mit einer der Touchscreen-Bedienung angepassten Oberfläche. Das "Q550" soll ab April weltweit ab 699 Euro erhältlich sein.
Und auch Apple hat noch ein gewichtiges Wort mitzureden. Niemand zweifelt daran, dass der Konzern auf seiner für Mittwoch angesetzten Präsentation das "iPad 2" vorstellen wird. Mit welchen Neuerungen Steve Jobs diesmal die Welt verblüffen wird, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis. Fest steht: Als "überdimensionales iPhone" wird das Apple-Tablet diesmal wohl niemand mehr verspotten.