Wirklich „smart” ist ein Smartphone nur, wenn es individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Tipps für den Kauf eines digitalen Begleiters.
Berlin. Smartphones gelten als mobile Alleskönner. Doch nicht jedes Smartphone kann alles gleich gut. Um einen Privatsekretär zu finden, der den eigenen Bedürfnissen möglichst nahe kommt, sollten Nutzer daher Prioritäten setzen und überlegen, wofür sie das Mobiltelefon überwiegend einsetzen wollen. Diese sieben Anforderungsprofile können dabei helfen:
Einsteiger: Das erste Smartphone muss nicht gleich das teuerste auf dem Markt sein. Doch von den ganz einfachen Modellen, die für 100 Euro oder weniger angeboten werden, sollten auch Neulinge eher die Finger lassen. "Sie taugen oft nicht viel", warnt Michael Wolf von der Stiftung Warentest. "Sie haben meist wenig Speicher, schwache Prozessoren und ziemlich kleine, gering auflösende Displays mit eher flauer Bildqualität." Sein Tipp: Oft seien Kunden gut beraten, wenn sie sich ein etwas älteres Modell der Mittelklasse anschaffen. "Zwischen 150 und 250 Euro kann man ordentliche Smartphones finden, die dem Nutzer weniger Kompromisse abverlangen als die absoluten Billiggeräte."
Reisende: Wer viel unterwegs ist, benötigt ein ausdauerndes Smartphone. Doch Displays, Prozessoren und Datenfunk sind stromhungrig und sorgen dafür, dass das Handy schnell nach dem Ladekabel verlangt. Tests oder Foren im Internet können Hinweise darauf geben, ob das Wunschtelefon eher Dauerläufer oder eher kurzatmig ist. Soll das Smartphone auch als Navigationsgerät dienen, sollten Käufer auf ein ausreichend großes Display und einen möglichst starken Lautsprecher achten, rät Wolf. Tests zeigten außerdem deutliche Unterschiede bei der Schnelligkeit und Genauigkeit der GPS-Ortung. Eine Navigationsanwendung bringen sowohl iPhones als auch Android- und Windows-Phone-Smartphones inzwischen ab Werk mit.
Vielsurfer: Schnelle UMTS-Datenverbindungen können heute fast ausnahmslos alle Smartphones herstellen. Auch ein WLAN-Modul ist Standard. "Einige neuere Modelle beherrschen sogar schon den neuen Mobilfunkstandard LTE", sagt Bernd Klusmann vom IT-Branchenverband Bitkom. "Damit können im Idealfall Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit erreicht werden - schneller als so mancher Internetanschluss zu Hause." Die LTE-Netze befinden sich jedoch noch im Aufbau. In jedem Fall ist zum Surfen ein großes und hochauflösendes Display nützlich, weil darauf mehr Bildinformation passt. "Außerdem muss der Nutzer beim Navigieren von Webseiten nicht so viel zoomen und scrollen", erklärt Warentester Wolf. Dafür passen Smartphones mit großem Display nicht mehr ohne weiteres in jede Hosentasche. Daher empfiehlt sich anschauen, anfassen und ausprobieren.
Spieler: Auch wenn es um Games geht, profitiert der Nutzer von einem großen und möglichst hochauflösenden Display. "Wer anspruchsvollere 3D-Spiele spielen will, braucht zudem einen entsprechend schnellen Prozessor", rät Wolf. Das Maximum an Leistung bieten meist Zwei- oder Vierkernprozessoren in der Smartphone-Oberklasse. Wer noch tiefer einsteigen möchte, sollte sich über den vom Hersteller verbauten Grafikchip (GPU) informieren.
Musikfans: Die Klangqualität der meisten Smartphones kann sich hören lassen. "Oft taugen die mitgelieferten Kopfhörer allerdings nicht viel", hat Warentester Wolf beobachtet. Eine Schwäche, die sich mit dem Kauf von Zubehör leicht beheben lässt. "Mit hochwertigen Kopfhörern klingen die Musikspieler der allermeisten aktuellen Smartphones ziemlich gut", sagt Wolf.
Hobbyfotografen: Mit preiswerteren Digitalkameras können viele Smartphones längst mithalten. Außerdem gibt es zahllose interessante Apps fürs kreative Fotografieren oder Verfremden von Bildern. Trotzdem sei die fotografische Leistungsfähigkeit der Handykameras an sich begrenzt, "etwa wenn die Lichtverhältnisse nicht optimal sind", sagt Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband. Schwierig sei auch das Auslösen, da dazu der Finger meist den Touchscreen berühren und viele das Handy dann oft nur mit einer Hand halten. Dabei können Aufnahmen schneller verwackeln. Grundsätzlich gilt: "Entscheidend für die Bildqualität ist weniger die Zahl der Megapixel als die Qualität der verbauten Optik", sagt Warentester Wolf.
Minimalisten: Multimediahandys ohne Touchscreens, die auch Feature-Phones genannt werden, kommen nur noch vereinzelt neu auf den Markt. "Für 2012 gehen wir davon aus, dass rund 70 Prozent der verkauften Geräte Smartphones sind", sagt Bernd Klusmann. Wer sein Handy nur zum Telefonieren und Simsen braucht, findet die einfachen Geräte aber noch – teils für weit unter 100 Euro. Auf einen Musikplayer oder E-Mails muss er auch bei diesen einfachen Telefonen nicht verzichten. Und weil sie kein großes, stromhungriges Touchdisplay besitzen, halten die Akkus von Feature-Phones erheblich länger als die von Smartphones.