Statt sich zu verklagen und um Patente zu streiten, kooperieren die beiden Internetgrößen künftig. Das könnte sich für beide Seiten lohnen.

New York. Facebook und Yahoo begraben das Kriegsbeil: Statt sich vor Gericht um die Nutzung von Patenten zu streiten, werden die beiden Internetgrößen künftig enger denn je zusammenarbeiten. Die Allianz erstreckt sich auf die für beide Seiten überlebenswichtige Werbung und die Verbreitung von Inhalten. Die Patente – Stein des Anstoßes – dürfen nun gegenseitig genutzt werden.

„Ich bin zufrieden, dass wir das in einer positiven Art und Weise gelöst haben“, sagte die bei Facebook fürs Tagesgeschäft zuständige Managerin Sheryl Sandberg am Freitag. Nutzer und Werbetreibende würden von der Zusammenarbeit der beiden Unternehmen profitieren, erklärte Yahoo-Interimschef Ross Levinsohn.

Yahoo hatte den Streit im Februar vom Zaun gebrochen und damit kurz vor dem Börsengang von Facebook. Der Internet-Pionier warf seinem jüngeren Rivalen vor, Ideen abgekupfert zu haben, und klagte. Facebook reagierte mit einer Gegenklage. Um die eigene Position zu stärken, scheute das Soziale Netzwerk keine Kosten und kaufte für 550 Millionen Dollar Patente auf, die ursprünglich AOL gehört hatten.

Die gütliche Einigung hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen bleibt beiden Seiten ein langwieriges und teures Gezerre vor Gericht erspart. Zum anderen erhöhen sie mit der Partnerschaft bei Werbung und Inhalten ihre Schlagkraft. Yahoo leidet unter der Marktmacht des Rivalen Google und Facebook muss nach seinem Börsengang beweisen, dass das soziale Netzwerk ordentlich Geld verdienen kann.

Die beiden Unternehmen sind zusammen eine Macht im Internet: Facebook kommt auf mehr als 900 Millionen Nutzer, Yahoo auf um die 700 Millionen. Das bedeutet, dass Inhalte und Werbung weit gestreut werden können – ein Bonuspunkt im harten Internetgeschäft. Der Pakt ist damit auch ein Angriff auf den Suchmaschinen-Primus Google und dessen wie geschmiert laufendes Anzeigengeschäft.

Die Streithähne pflegten bis zur Klage ein gutes Verhältnis. Facebook-Nutzer können seit längerem Inhalte von Yahoo-Seiten mit ihren Freunden teilen. Die Stimmung drehte sich, als Scott Thompson zu Jahresanfang den Chefposten bei Yahoo übernahm. Sein Kalkül war es, Facebook kurz vor dem Börsengang unter Druck zu setzen. Doch Thompson stolperte über einen falschen Titel in seinem Lebenslauf und musste gehen.

„Die neue Führung von Yahoo konzentriert sich wieder auf Innovationen und darum, den Nutzern großartige Produkte zu bringen“, stichelte Facebook-Managerin Sandberg gegen den geschassten Thompson. Dessen kommissarisch agierender Nachfolger Levinsohn erklärte: „Wir sind begeistert über die engere Partnerschaft mit Facebook.“

Yahoo beansprucht für sich, eine ganze Reihe grundlegender Funktionen Sozialer Netzwerke erfunden zu haben wie das Verschicken von Nachrichten, die Anzeige von Neuigkeiten oder die Kommentierung. Yahoo listete insgesamt zwölf Patente auf, die Facebook verletzt haben sollte. Dabei ging es auch um Werbeanzeigen und damit die Lebensader des von Mark Zuckerberg gegründeten Unternehmens.

Facebooks Gegenklage war nicht weniger schwerwiegend. Demnach hatte Yahoo in zahlreichen seiner Dienste abgekupfert: Dabei ging es etwa um die Personalisierung von Artikeln für Mitglieder eines Online-Netzwerks, die Weiterleitung von Nutzer-Profilen oder die Anpassung von Datenbanken. Auch damit zielte Facebook auf die lebenswichtigen Werbeeinnahmen.

Schon seit knapp drei Wochen deutete sich an, dass die Fronten aufweichen. Damals hatte ein Yahoo-Anwalt vor Gericht eine Fristverlängerung für eine anstehende Anhörung beantragt und dies mit laufenden Verhandlungen zwischen den Parteien begründet. Wenige Stunden vor der offiziellen Mitteilung hatte das Technologieblog „All Things Digital“ dann von der Einigung berichtet. (dpa/abendblatt.de)