Apple hat dem neuen iPad unter anderem einen schnelleren Prozessor spendiert. Von der LTE-Technik profitieren aber nur Nutzer in Nordamerika.
Berlin. Auf den ersten Blick könnte man das neue iPad glatt mit dem iPad 2 verwechseln. Die dritte Generation des Apple-Tablets ist gerade mal gut einen halben Millimeter dicker und mit 662 Gramm rund 60 Gramm schwerer als das Vorgängermodell. Doch sobald man das neueste Apple-Gerät einschaltet, wird der Unterschied sofort klar: So ein gutes Display hat es in einem Tablet-Computer bislang noch nicht gegeben. Die dpa-Themendienst-Redaktion hat das Gerät angeschaut und ausprobiert.
Der 9,7-Zoll-Bildschirm bietet eine Auflösung von 1536 mal 2048 Pixel – viermal so hoch wie beim iPad 2. Die Pixeldichte von 264 ppi (Pixel per Inch) wird zwar von einigen Smartphones wie dem iPhone 4S oder dem Nokia E6 übertroffen. Unter den Tablets ist aber weit und breit kein anderes Gerät in Sicht, das nur annähernd an die Qualität des neuen iPad-Displays heranreichen würde. Man muss sich schon Mühe geben, um sogar PC-Monitore zu finden, die die 3,1 Megapixel des neuen iPads überbieten.
Die Bildqualität wird aber nicht nur durch die extrem hohe Auflösung gewährleistet, die dazu führt, dass man mit dem menschlichen Auge nicht mehr einzelne Pixel wahrnehmen kann. Apple ist es auch gelungen, die Farbdarstellung zu verbessern und den Farbraum in den Bereichen Rot und Blau zu erweitern. Die Anzeige von Fotos und Videos in hoher Auflösung profitiert enorm von dem neuen Bildschirm. Auch Texte auf Webseiten oder von E-Books sehen viel besser aus. Allerdings müssen einige E-Book-Anwendungen noch auf die neue Hardware angepasst werden. Während in der Apple-App iBooks schon alles klasse aussieht, erscheint in der Kindle-App von Amazon die Schrift beim Hochskalieren unscharf. Ein Update dürfte hier für Abhilfe sorgen.
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Apple hat nicht nur iBooks an die Möglichkeiten des neuen Displays angepasst, sondern auch seine Office-Apps Pages, Numbers und Keynote sowie die Multimedia-Anwendungen iPhoto, iMovie und Garageband. Obwohl das neue iPad hier die vierfache Pixelzahl liefern muss, fühlt sich die Bedienung genau so flüssig an wie beim iPad 2. Bei einigen Apps von Drittherstellern treten allerdings noch Probleme auf. Google Maps beispielsweise benötigt etwas mehr Zeit zum Nachladen und ruckelt manchmal, wenn man in die Karte hineinzoomt. Im Praxistest zeigte sich, dass es mit dem Auto-Rennspiel „Real Racing 2 HD“ auch eine App gibt, die gar nicht mehr läuft und von den Entwicklern an die neue Hardware angepasst werden muss. In den kommenden Wochen ist also mit einem Schwung von App-Updates zu rechnen.
Damit das neue iPad bei der höheren Auflösung weiterhin flott bedient werden kann, musste Apple bei den verbauten Halbleitern mehr Aufwand betreiben als bislang. Der A5-Chip von Apple im iPad 2 wurde nun durch den Kombichip A5X ersetzt. Er bringt als Hauptprozessor (CPU) im Prinzip die Werte des iPad 2, im Grafikbereich (GPU) wurde er aber deutlich verbessert. Die neue iPad-GPU hat nun vier Kerne mit jeweils vier Shader- und zwei Textur-Einheiten. Im Grafikprozessor des iPad 2 steckten nur zwei Kerne. Außerdem wurde der Hauptspeicher (RAM) auf ein Gigabyte verdoppelt.
Bei der Präsentation des Tablets in San Francisco behauptete Apple-Marketing-Chef Phil Schiller, das neue iPad habe eine um den Faktor 4 höhere Grafikleistung als der „Tegra 3“ von Nvidia, der beispielsweise im Eee Pad Transformer Prime von Asus steckt. Nvidia bezweifelte den Wahrheitsgehalt dieser Aussage. Im Test bestätigte sich jedoch die Überlegenheit des A5X. Das neue iPad erzielt bei den üblichen Grafikbenchmarks doppelt so gute Werte wie das iPad 2 und liegt im Vergleich zum „Tegra 3“ um den Faktor 3,5 bis 4,5 vorne. Wenn die App-Entwickler die Grafik-Power des neuen iPad entsprechend ausnutzen, dürfte Apple damit der Konkurrenz bei den Spiele-Konsolen wie der Playstation Vita noch mehr zusetzen als bisher.
Wegen der höheren Grafikleistung musste Apple das neue iPad mit einem größeren Akku ausstatten. Er verfügt nun über eine Kapazität von 42,5 Wattstunden und erreicht damit die Dimension eines Subnotebook-Akkus. Trotz des Riesen-Energiespeichers erreicht das neue iPad nicht mehr ganz die Laufzeiten des iPad 2. Während das alte iPad im Dauertest beim Abspielen von Videos mit normaler Helligkeit (200 cd/m2) erst nach 11 Stunden schlapp machte, kam das neue Modell in unserem Test nur noch auf 8,5 Stunden. Relevanter im Alltagsbetrieb dürfte für manche iPad-Anwender die Ladezeit sein. Während ein leergelaufenes iPad 2 schon nach gut viereinhalb Stunden wieder vollgeladen ist, benötigt das neue iPad knapp über sieben Stunden, um wieder auf 100 Prozent Ladezustand zu kommen.
Der höhere Energiebedarf macht sich auch bei der Betriebstemperatur bemerkbar. Beim Surfen im Netz oder Abspielen eines Videos erreicht das neue iPad fast die menschliche Körpertemperatur, während das iPad 2 sich nur bei wenigen Höchstbelastungen auf über 30 Grad aufwärmt.
Deutlich verbessert hat Apple die Rückseiten-Kamera des iPads, die nun Fotos in einer Auflösung von 2592 x 1936 Pixel und Videos in Full HD (1080p) aufnimmt und mit einem Fingertipp in bestimmten Bereichen des Bildes scharfgestellt werden kann. An der Frontkamera hat Apple alles beim Alten gelassen und bietet hier nur eine VGA-Auflösung. Bei Videochats dürfte aber ohnehin die zur Verfügung stehende Bandbreite der beschränkende Faktor sein, nicht die Qualität der Kamera.
Bei der Funkgeschwindigkeit müssen Kunden in Deutschland und Europa mit der Tatsache leben, dass der im neuen iPad eingebaute Datenturbo LTE hierzulande nicht funktioniert. Apple verwendet – aus welchen Gründen auch immer – ein Funkmodul, das nur in den nordamerikanischen Frequenzbändern von 700 und 2100 Megahertz arbeitet, während in Deutschland die vierte Generation des Mobilfunks auf 800, 1800 und 2600 MHz ausgerichtet ist. Immerhin unterstützt das neue iPad auch bei uns HSPA+ mit Geschwindigkeiten bis zu 21 Megabit pro Sekunde und in bestimmten Tarifen sogar DC-HSPA mit bis zu 42 MBit/s. DC steht für Dual Cell (beziehungsweise für Dual Carrier) und bezeichnet die Option einer Kanalbündelung. Das iPad 2 konnte im Mobilfunknetz maximal 7,2 MBit/s erreichen.
Bei den Preisen behält Apple das iPad-2-Niveau. Das günstigste Modell mit 16 Gigabyte Speicherplatz und WiFi kostet 479 Euro, mit UMTS/HSPA 599 Euro. Für die Verdoppelung des Speicherplatzes auf 32 und dann 64 Gigabyte werden dann jeweils 100 Euro fällig, so dass das Spitzenmodell mit 64 GB und UMTS/HSPA dann 799 Euro kostet. Gleichzeitig behält Apple das alte iPad 2 mit 16 GB für 399 Euro (Wi-Fi) und 519 Euro (WiFi und UMTS) im Programm.
Mobilfunk-Verbindungen mit dem neuen iPad
In Europa liegt die im neuen iPad eingebaute LTE-Funktion brach, weil diese auf das AT&T-Netz in den USA ausgelegt ist. Dennoch schafft das neue iPad auch bei uns viel höhere Datenübertragungsgeschwindigkeiten als das iPad 2, bei dem mit 7,2 Megabit pro Sekunde das Maximum erreicht war. Die Höchstgeschwindigkeit von bis zu 42 Megabit pro Sekunde bieten in Deutschland nur die Netze der Deutschen Telekom und von Vodafone, weil diese die UMTS-Kanalbündelung DC-HSPA beherrschen. Außerdem muss man bei Vodafone und Telekom dann die entsprechenden Datentarife buchen. Zwischen 35 und 75 Euro pro Monat kosten Mobilfunkverträge, mit denen man die hohen Geschwindigkeiten der Netze mit HSPA+ und DC-HSPA auch wirklich ausnutzen kann. Die Standard-Datenverträge sind derzeit auf 7,2 MBit/s ausgelegt. Im Netz von O2 kann man maximal 14,4 MBit/s erreichen, bei E-Plus sind es 7,2 MBit/s.