Wer an einer Depression leidet, hat jede Freude am Leben verloren - und braucht professionelle Hilfe, um wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Die wesentlichen Säulen der Therapie sind Psychotherapie und Medikamente.
Die Welt erscheint grau und öde, die Stimmung ist gedrückt und ängstlich, nichts macht mehr richtig Spaß, und selbst das Aufstehen am Morgen ist kaum noch zu schaffen. "Halten solche Symptome länger als zwei Wochen an, spricht man von einer Depression", sagt Privatdozent Dr. Claas-Hinrich Lammers, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Asklepios-Klinik Nord Ochsenzoll. Oft kommen noch andere Beschwerden hinzu wie zum Beispiel Schlafstörungen und Appetitlosigkeit, unklare körperliche Beschwerden und häufig auch Gedanken an Selbstmord.
Die Ursachen für eine Depression sind sowohl eine erbliche Veranlagung als auch aktuelle oder grundsätzliche Lebensprobleme, die häufig mit Stress einhergehen. "So kann zum Beispiel vermehrter Stress am Arbeitsplatz ein Auslöser für eine Depression sein, die irgendwann auch wieder zu Ende geht", so Lammers. Allerdings ist das Risiko, dass es im späteren Leben erneut zu einer solchen sogenannten depressiven Episode kommt, deutlich erhöht.
Je höher die erbliche Veranlagung eines Menschen für eine Depression ist, desto eher erkrankt jemand auch unter weniger Stress daran. Häufig treten Depressionen auch mehrfach im Leben eines Betroffenen auf oder sie zeigen einen chronischen Verlauf, das heißt, sie dauern länger als zwei Jahre an. Eine Depression kann auch im Rahmen einer manisch-depressiven Erkrankung auftreten.
Wer bei sich typische Symptome einer Depression feststellt, sollte sich vom Hausarzt an einen Psychiater überweisen lassen. "Dieser wird zunächst ergründen, um welche Form der Depression es sich handelt, und durch eine gründliche Untersuchung körperliche Ursachen ausschließen", so Lammers. Körperliche Ursachen für eine Depression können zum Beispiel Funktionsstörungen der Schilddrüse sein. Auch die Demenz, die Parkinson-Krankheit oder die Epilepsie können mit einer Depression einhergehen.
Ist eine körperliche Ursache ausgeschlossen, wird je nach der Form der Depression und ihrem Schweregrad eine Therapie eingeleitet, deren wesentliche Säulen die Psychotherapie und die Behandlung mit Medikamenten sind.
"Bei einer leichten Depression würde man häufig mit einer Psychotherapie beginnen. Dabei werden genauso mögliche psychische Ursachen beachtet wie auch die Verhaltensweisen, die eine Depression auslösen und verstärken, wie zum Beispiel Alkohol trinken, Bewegungsmangel, fehlende soziale Kontakte sowie seelische Belastungen im Alltag. Und man überlegt gemeinsam, welche Aktivitäten wieder aus der Depression herausführen", sagt Lammers. Der Psychiater betont dabei , wie wichtig es für den Patienten ist, wieder gesunde Aktivitäten aufzubauen, wozu sicherlich auch ausgiebiger Sport, das heißt von mehr als drei Stunden in der Woche, gehören kann.
Patienten mit schwerer Depression oder diejenigen, die bereits zum zweiten oder dritten Mal erkrankt sind, sollten zusätzlich zur Psychotherapie Medikamente erhalten, meint Lammers. Das sind moderne Antidepressiva, die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahme-
Hemmer (SSRI). "Sie helfen in 60 bis 70 Prozent der Fälle und sind im Vergleich zu älteren Medikamenten nebenwirkungsarm. Noch effizienter sind Medikamente, die in den Serotonin- und in den Noradrenalinstoffwechsel eingreifen", erklärt der Psychiater. Diese Medikamente, kurz SNRI, sind eine noch neue Gruppe von Antidepressiva.
Geraten manisch-depressive Patienten in eine depressive Phase, werden sie häufig nicht mit Antidepressiva, sondern mit Medikamenten behandelt, die die Stimmung stabilisieren und auch eine vorbeugende Wirkung gegen erneute Krankheitsphasen haben. Das bekannteste Mittel aus dieser Gruppe ist das Lithium.
Bei der ersten depressiven Episode sollten die Medikamente mindestens ein halbes Jahr bis zu zwei Jahren genommen werden. Sind bereits zwei oder drei Episoden aufgetreten, wird dem Patienten zur Vorbeugung weiterer Erkrankungen eine dauerhafte Einnahme von Antidepressiva empfohlen. Die Psychotherapie dauert meistens ein bis mehrere Jahre. Stationär behandelt werden müssen Patienten, die an einer schweren Depression leiden. Sie bleiben in der Regel zwei bis drei Monate in der Klinik.
Die am meisten gefürchtete Komplikation einer Depression ist der Selbstmord. "Deshalb müssen Suizidgedanken sehr ernst genommen werden", betont Lammers. Auch das langfristige Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit ist bei Depressiven deutlich erhöht.
Eine gute Behandlung zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass ihr ein wissenschaftlich fundiertes Therapiekonzept zugrunde liegt. Der Therapieplan, sowohl die Psychotherapie als auch die medikamentöse Behandlung, soll mit dem Patienten abgesprochen werden, sodass er über das Therapieziel und die einzelnen Behandlungsschritte genau informiert ist.