Hamburg. Hoffnung für Patienten: Womöglich hilft kathetergestützte Behandlung. Radiologie-Chefarzt Professor Roland Brüning erklärt die Methode.

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Die Diagnose Krebs ist für jeden Betroffenen der wohl größtmögliche Schock. Wenn der Tumor zudem schon sehr groß ist oder innerhalb eines Organs so derartig ungünstig verortet ist, dass er nicht sofort chirurgisch entfernt werden kann und auch eine Chemotherapie nicht unmittelbar anschlägt, dann ist die Verzweiflung verständ­licherweise enorm.

Bei Tumoren in der Leber gibt es nun aber seit einigen Jahren Hoffnung, denn sogenannte kathetergestützte Verfahren haben sich als äußerst effektiv erwiesen. „Mittlerweile ist es so, dass wir Radiologen die Krebsherde nicht nur finden und gemeinsam mit Kollegen anderer Fachbereiche bewerten, wir können sie tatsächlich auch therapieren“, sagt Professor Dr. Roland Brüning. Insofern habe sich die Rolle des Radiologen gewandelt, sagt der Chefarzt von der Asklepios Klinik Barmbek: von einem Facharzt, der „nur“ Röntgenbilder auswertet, zu einem „Diagnostiker und Behandler“.

Leberkrebsherde versorgen sich aus der Schlagader

Sein Spezialgebiet ist es, einen Katheter über die Leiste des Patienten einzuführen, mit einem Röntgenstrahl exakt zu lenken und auf diese Weise ein hochwirksames Medikament gezielt in die betroffenen Zellen zu bringen. „Dabei machen wir uns einen Trick zunutze“, erklärt der habilitierte Mediziner. „Während normale, gesunde Leberzellen aus dem Darm heraus versorgt werden, werden die Krebsherde aus der Schlagader heraus versorgt.“ Deshalb bringe man den Wirkstoff ausschließlich in die Schlagader ein, attackiere fokussiert die Tumore und schone somit gesundes Gewebe.

In Zyklen – meistens drei im Abstand von jeweils fünf Wochen – werde dieses Verfahren durchgeführt. „Es ist ein kleiner Eingriff, der weniger als eine Stunde dauert. Nur beim ersten Zyklus vielleicht etwas länger, weil wir den Patienten ja auch erst von innen kennenlernen müssen“, sagt der Chefarzt, der die Methode mit seinem Team in Barmbek derzeit täglich anwendet. Der Patient werde nur an der Leiste, wo der Katheter eingeführt werde, lokal betäubt, spüre daher vom Katheter so gut wie nichts.

Katheter gibt Medikament direkt in die Arterie

Die Erfolgsbilanz sei gut. „Es ist natürlich sehr individuell und kommt darauf an, was überhaupt das Ziel der Behandlung war. Manchmal wird das Wachstum nachhaltig gestoppt, manchmal ist der Tumor so stark verkleinert, dass eine Operation dann möglich ist.“

Eine besondere Form der kathetergestützten Behandlung bietet die Asklepios Klinik Barmbek seit knapp sieben Jahren an: die sogenannte Chemosaturation. „Dabei wird auch ein Katheter, übrigens nur so dünn wie die Mine eines Kugelschreibers, wie beschrieben über die Leiste eingebracht und das Medikament in die Arterie gegeben“, erklärt der Chefarzt. „Das Besondere ist, dass noch ein zweiter Katheter an der anderen Seite der Leber ins Spiel kommt, der die Chemomedikamente zeitnah wieder absaugt, um den Körper so wenig wie möglich zu belasten.“

Krebszellen mit hochdosiertem Wirkstoff attackieren

Der Vorteil sei also, dass man den Wirkstoff mit einer sehr hohen Sättigung (deshalb „Saturation“) verabreichen könne. „Man stellt durch den zweiten Katheter sicher, dass nicht zu viel Wirkstoff in der Leber verbleibt.“ Diese Methode sei technisch aufwendiger, dauere unter Narkose zwei bis drei Stunden. „Ich rate dringend dazu, die nur in Kliniken mit großer Expertise durchführen zu lassen“, sagt der Radiologe, der mit seinen Kollegen nach eigenen Schätzungen in den vergangenen sieben Jahren etwas mehr als 100 Eingriffe dieser Art durchgeführt hat.

Diese Chemosaturation sei, das hätten diverse Studien gezeigt, äußerst erfolgreich. „Wir sehen das vor allem bei Patienten mit schwarzem Hautkrebs und bei Patienten mit lebereigenen Krebsgeschwulsten.“