Samen aus Ägypten wurde für die EHEC-Epidemie in Deutschland verantwortlich gemacht. EU berät über Eingrenzung des Importstopps.

Brüssel. Der Übeltäter wurde an der Wurzel gepackt. Im Fall der schweren EHEC-Epidemie im Frühsommers dieses Jahres müsste man wohl sagen: am Samen. Nachdem Experten monatelang nach dem Überträger des EHEC-Erregers gesucht hatten, nachdem erst Gurken, dann Tomaten und Salat und schließlich Sprossen verdächtigt wurden, konnte über einen Sprossenhof in Bienenbüttel schließlich Saatgut aus Ägypten als Überträger des gefährlichen Bakteriums identifiziert werden. Die EU beschloss einen sofortigen Einfuhrstopp des ägyptischen Saatguts. Nun steht zur Debatte, ob das seit zwei Monaten geltende Einfuhrverbot für bestimmte Sprossensamen bald gelockert werden soll. Experten aus den Mitgliedsstaaten werden Ende September darüber beraten. Das sagte der Sprecher des EU-Verbraucherschutzkommissars John Dalli am Montag in Brüssel.

Möglicherweise könne man den Importstopp auf einige Sprossensamen eingrenzen. „Zeitlich ist das Verbot bis 31. Oktober befristet, an ein vorzeitiges Ende wird nicht gedacht“, sagte der Sprecher. Das Einfuhrverbot gilt derzeit nicht nur für ägyptische Bockshornklee-Samen, die für den EHEC-Ausbruch in Deutschland und Frankreich verantwortlich gemacht werden, sondern unter anderem auch für Sojabohnen und Ölsamen zur Sprossenherstellung.

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Anfang Juli hatte die EU deren Import aus Ägypten untersagt; bereits gelieferter Bockshornklee-Samen musste vom Markt genommen werden. Die ägyptische Regierung hatte dagegen protestiert, immerhin exportierte das Land 2010 rund 49 000 Tonnen dieser Samen im Wert von 56 Millionen Euro in die EU.

Experten der EU hatten sich jüngst vor Ort in Ägypten ein Bild der Lage gemacht. „Ihr Abschlussbericht ist noch nicht veröffentlicht“, sagte der Kommissionssprecher. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Focus“ hatten die Inspekteure dabei keine Hinweise auf eine Kontaminierung von Sprossensamen mit EHEC und ähnlichen Darmkeimen gefunden. Trotz des positiven Berichts verlange die EU von den ägyptischen Behörden aber mehr Tests, hieß es aus Brüsseler EU-Kreisen.

Der zuvor unbekannte aggressive EHEC-Erreger war im Mai in Deutschland erstmals aufgetaucht. Fast 4000 Menschen infizierten sich nach EU-Angaben in Europa mit dem Keim; Dutzende starben.