Seit Mai sind laut Robert-Koch-Institut 51 Patienten an der Folge von EHEC gestorben. Insgesamt 4294 Menschen erkrankten in Deutschland.
Hamburg/Berlin. Nach der EHEC-Epidemie fürchten die großen norddeutschen Uni-Kliniken in Hamburg, Kiel und Hannover auf bis zu neun Millionen Euro Behandlungskosten sitzenzubleiben. Das Vergütungssystem von Fallpauschalen (DRG) und Zusatzentgelten versage bei neuartigen Krankheiten wie EHEC, kritisierte Rüdiger Strehl, Generalsekretär der Universitätsklinika (VUD), am Donnerstag auf einem Fachkongress in Berlin. Bei den laufenden Abrechnungen entstünden hohe Deckungslücken. Strehl forderte vom Bund eine gesetzliche Lösung für Klinik-Abrechnungen bei neuen Epidemien.
Seit Mai sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 51 Patienten an der Folge von EHEC gestorben. 4294 Menschen erkrankten in Deutschland, davon mehr als 700 an der schweren Komplikation HUS. Das letzte bekannte Erkrankungsdatum bei einem Patienten war der 7. Juli.
Allein für die Medizinische Hochschule Hannover schätzt der Präsident für Forschung und Lehre, Dieter Bitter-Suermann, die Kosten für EHEC-Behandlungen auf 2,5 bis 3 Millionen Euro. 60 zusätzliche Dialysepatienten seien wegen der schweren EHEC-Komplikation HUS versorgt worden. Zusatzgeräte mussten kurzfristig beschafft werden, die Intensivstation war über Tage für viele andere Fälle blockiert. „Die Katastrophenplanung muss auch eine angemessene Finanzierung für die Krankenhäuser berücksichtigen“, sagte VUD-Generalsekretär Strehl. Hier sei die Politik gefragt – nicht allein die Krankenkassen.
Die Uni-Kliniken in Hamburg und Kiel, die ebenfalls viele EHEC-Fälle behandelten, gehen von zusätzlichen Kosten von jeweils bis zu drei Millionen Euro aus. Pro Fall liegt die Unterdeckung nach VUD-Berechnungen bei durchschnittlich 8000 Euro. „Die Krankenhausleitungen haben heldenhaft gehandelt. Aber nun ist unklar, wie sie an das Geld wieder herankommen“, ergänzte Strehl. Man dürfe die Hochschulmedizin damit nicht allein lassen. Nach Schweinegrippe und EHEC komme sicher die nächste Epidemie mit schweren Fällen, insbesondere für die Uni-Kliniken.
Auf heftige Kritik der Hochschulmediziner stößt auch weiterhin das deutsche Meldewesen bei schweren Infektionen wie EHEC. „Das ist Brieftauben-Kommunikation und Chaos“, sagte Bitter-Suermann. Die Länder müssten dringend Kompetenzen an den Bund abgeben, forderte er.
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Staatsanwaltschaft stellt EHEC-Verfahren ein
Nach dem Fund von EHEC-Erregern auf Gurken hat die Hamburger Staatsanwaltschaft alle vier Ermittlungsverfahren gegen Händler und ein Restaurant eingestellt. „In allen Fällen ließ sich ein ausreichender Tatverdacht wegen Verstoßes gegen Lebensmittelvorschriften nicht nachweisen“, sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers am Donnerstag. Der Keim, der auf den Salatgurken nachgewiesen wurde, war nicht für die EHEC-Welle in Deutschland verantwortlich, aber auch der gefundene Erregertyp gilt als gefährlich.
In den Verfahren gegen zwei Großhändler und ein Restaurant in Hamburg gab es bei den ersten Untersuchungen einen EHEC-Verdacht, berichtete Möllers. „Bei den Zweituntersuchungen hat sich dies jedoch nicht bestätigt.“
Im vierten Ermittlungsverfahren gegen den Betreiber eines Gemüsestands ließen sich dagegen bei fünf Gurken auch in der Zweituntersuchung EHEC-Keime nachweisen. „Er hatte aber keine Kenntnis von der Belastung der aus Spanien importierten Ware“, erklärte Möllers. Auch Verletzungen der Sorgfaltspflicht habe die Staatsanwaltschaft nicht feststellen können, für die Behörde ergab sich damit kein vorsätzlicher oder fahrlässiger Verstoß gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch.