Der unter EHEC-Verdacht stehende Hof darf kein Gemüse mehr verkaufen. Die Warnung vor dem Verzehr roher Tomaten, Gurken und Blattsalate ist aufgehoben.

Berlin/Hannvoer. Der unter EHEC-Verdacht stehende Biohof in Bienenbüttel ist nun definitiv als Hauptauslöser für die EHEC-Erkrankungswelle in Deutschland ausgemacht worden. Dies sagte der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU). Er verhängte am Freitag ein Verkaufsverbot gegen den Hof. Er sei jetzt komplett gesperrt und dürfe kein Gemüse mehr in den Handel liefern, sagte Lindemann in Hannover. Bisher galt das Verkaufsverbot nur für Sprossen. Der Betreiber habe aber bereits freiwillig seit Sonntag keine anderen Produkte mehr in Umlauf gebracht, sagte Lindemann. Offenbar haben mindestens 80 EHEC-Opfer in ganz Deutschland Sprossen zu sich genommen, die in Bienenbüttel gezogen worden waren.

In Nordrhein-Westfalen sind nun auch EHEC-Bakterien des aggressiven Typs O104 auf Sprossen gefunden worden, die wohl aus Bienenbüttel stammen. Die geöffnete Packung habe sich in der Mülltonne eines Haushalts im Rhein-Sieg-Kreis bei Bonn befunden, so das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium. Zwei der drei in diesem Haushalt lebenden Familienmitglieder hätten Sprossen gegessen und seien Mitte Mai an EHEC erkrankt. Damit sei erstmals eine ununterbrochene Kette zwischen infizierten Sprossen aus dem Betrieb in Bienenbüttel und erkrankten Personen nachgewiesen.

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„Es sind die Sprossen“, hatte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, schon am Freitagvormittag in Berlin gesagt. Ausführliche Befragungen der Patienten und eine Auswertung von Lieferdokumenten deuteten auf die Sprossen aus Bienenbüttel als Ursache hin. So gebe es Fotos vom Restaurantbesuch einer Reisegruppe, auf denen die Salatteller vor den später erkrankten Personen zu sehen sind.

Trotz der Erfolgsmeldung bestehe aber noch kein Grund zur Entwarnung, sagte Burger. Es gebe weiterhin Neuerkrankungen, auch wenn deren Zahl zurückgehe. Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, riet den Verbrauchern, Sprossenvorräte zu vernichten.

Die Warnung vor dem Verzehr roher Sprossen gelte generell, da auch Sprossensaatgut den Erreger tragen könne. So kämen auch andere sprossenproduzierende Betriebe als mögliche Verteiler des gefährlichen Darmkeims infrage.

"Der Ausbruch ist noch nicht vorbei", sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Freitag in Berlin. Es gebe weiterhin Neuerkrankungen. Bundesweit sind bisher 30 Menschen nach einer Infektion mit dem aggressiven Darmkeim gestorben. Acht kamen aus Schleswig-Holstein, fünf aus Hamburg.

Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, erklärte, dass die verhängte Warnung vor dem Verzehr roher Tomaten, Gurken und Blattsalate nun aufgehoben ist.

Aus Frust über die herben Absatzeinbußen haben Bauern am Freitagmorgen vor dem Hamburger Rathaus ihr Gemüse abgeladen. Die Polizei untersagte die Aktion. Daraufhin zogen die Gemüsebauern mit ihren Trekkern weiter zur St. Petrikirche und luden dort ihre Produkte ab.