Wenn weibliche Raucher an Lungenkrebs oder anderen Atemwegserkrankungen erkranken, verlieren sie deutlich mehr Lebensjahre als Männer.

Wiesbaden. Frauen zahlen eine höhere körperliche Strafe für das Laster Rauchen als Männer. Wenn sie an Lungenkrebs oder anderen Atemwegstumoren erkranken, verlieren sie deutlich mehr Lebensjahre als Männer, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden am Weltnichtrauchertag berichtete. Während Männer im Durchschnitt 2,9 Jahre früher starben, verkürzte sich das Leben von Frauen im Durchschnitt um 10,5 Jahre.

13 815 Frauen wurden laut Destatis im Jahr 2010 Opfer von Krebsarten, „die in einen engen Zusammenhang mit dem Konsum von Tabakprodukten gebracht werden können“. Das sind 36 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums sind rund 90 Prozent aller Menschen, die an Lungenkrebs sterben, Raucher.

Frauen sterben nicht nur früher an rauchertypischen Krebsarten - sie sterben auch häufiger daran. Unter den Todesopfern durch Lungen-, Bronchial-, Speise- oder Luftröhrenkrebs hat sich der Frauenanteil deutlich erhöht: 2010 waren 31 Prozent der insgesamt 44 457 Opfer Frauen, 2001 betrug der Frauenanteil bei 40 053 Gestorbenen 25 Prozent, wie die Statistiker herausfanden.

+++Kein recht auf Qualm+++

+++Täglich sterben 300 Deutsche an den Folgen des Rauchens+++

Der Grund: Männer haben in den letzten Jahren häufiger das Rauchen aufgegeben, dafür haben mehr Frauen damit angefangen. „Die Quittung bekommen wir jetzt“, sagte der Leiterin der Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum, Martina Pötschke-Langer. „Wir haben einen erfreulichen Rückgang des Bronchialkarzinoms bei Männern, aber einen dramatischen Anstieg der Todesfälle bei Frauen.“ Wenn sich die Entwicklung so fortsetze, „dann wird der Lungenkrebs bei Frauen bald den Brustkrebs als Todesursache Nummer Eins bei den Tumoren ablösen.“

Wieso sich Frauen mit dem Rauchen mehr schaden als Männer, ist nicht bekannt. „Darüber gibt es keine wissenschaftliche Untersuchung“, sagte der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, Johannes Bruns, der dpa. Möglicherweise könnten hormonelle Schwankungen und der weibliche Zyklus eine Ursache sein. Epidemiologisch sei jedenfalls glasklar bewiesen, dass Frauen weniger widerstandsfähig sind gegenüber krebserzeugenden Stoffen als Männer. „Frauen sollten daraus ihre Schlüsse ziehen“, rät Bruns.

Aus Kostengründen steigen unterdessen immer mehr Raucher auf Selbstgedrehte um. 2011 wurden in Deutschland täglich 74 Tonnen Feinschnitt konsumiert, 2002 waren es 42 Tonnen. Der Konsum von fertigen Zigaretten ging zurück: von 398 Millionen Stück täglich im Jahr 2002 auf 240 Millionen im Jahr 2011. Teuere Zigarren und Zigarillos werden ebenfalls häufiger gekauft: 2002 gingen acht Millionen Stück am Tag in Flammen auf, 2011 zwölf Millionen.

Seit der Wiedervereinigung wurden in Deutschland in keinem Jahr mehr Zigarren, Feinschnitt und Pfeifentabak produziert als 2011. Insgesamt wurden 220 Milliarden Zigaretten, 2,4 Milliarden Stumpen und Zigarillos, 532 Millionen Zigarren, 42 800 Tonnen Feinschnitt und 1100 Tonnen Pfeifentabak produziert.