Berlin. In Deutschland gibt es immer mehr Holzhäuser. Auch die steigenden Preise konnten die Entwicklung nicht bremsen. Warum Holz beliebt ist.
Ein natürlicher Baustoff, der CO2 bindet und zugleich eine Wohlfühlatmosphäre schafft: Holz wird als Baustoff immer beliebter. Vom Tiny House bis zum Mehrfamilienhaus kommt Holz immer öfter zum Einsatz. Vor allem die Quote der Ein- und Zweifamilienhäuser, die überwiegend aus Holz gebaut werden, steigt seit Jahren an.
Im vergangenen Jahr lag sie nach Daten des Statistischen Bundesamtes bei 23,1 Prozent. Fast jedes vierte Ein- oder Zweifamilienhaus wird hierzulande also mittlerweile überwiegend aus Holz gebaut. Wobei es regional große Unterschiede gibt. Im Süden sind die Holzhäuser deutlich präsenter als im Norden. Während in Baden-Württemberg jedes dritte Haus überwiegend aus Holz gebaut wird, ist es in Bremen nur rund jedes siebzehnte.
Holzhäuser: Fertighaus-Boom treibt Nachfrage an
Getrieben wird der Trend von der wachsenden Nachfrage nach Fertighäusern – im Fertigteilbau macht Holz 88 Prozent aus. Fertighäuser liegen seit Jahren im Trend. 15.330 von ihnen wurden allein zwischen Januar und Juli des laufenden Jahres genehmigt – ein Plus von 14,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Damit machen Fertighäuser einen Marktanteil von 22,7 Prozent aus. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren lag der Marktanteil noch bei rund 18 Prozent.
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Holz dient der Wohlfühlatmosphäre
In der Corona-Krise haben viele die eigenen vier Wände in Frage gestellt. Immobilienportale berichten von steigender Nachfrage nach Wohnungen und Häusern im Grünen. Holz vermittelt vielen dabei offenbar eine besondere Wohlfühlatmosphäre.
Bei Mehrfamilienhäusern ist die Quote der Holzbauten dagegen noch gering. Nur 4,5 Prozent der genehmigten Mehrfamilienhäuser waren 2020 überwiegend aus Holz. Das könnte sich ändern.
Die Entwicklung an dem Baustoff macht Fortschritte. Sogar hölzerne Hochhäuser entstehen derzeit. Und immer mehr große Wohnungskonzerne setzen verstärkt auf den natürlichen Baustoff.
Flexibel einsetzbarer Baustoff
„Holz ist ein uralter Baustoff. Er ist, und das lässt sich anhand zahlreicher alter Holzgebäude ablesen, langlebig, tragfähig und stabil“, sagte Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, dem Bund deutscher Zimmermeister, unserer Redaktion.
Zugleich sei Holz vergleichsweise leicht und flexibel einsetzbar. Der Holzbau sei ein Beitrag zum Klimaschutz: „Holz entzieht der Atmosphäre CO2, speichert den Kohlenstoff und gibt den Sauerstoff ab“, sagt Aicher. „Wird das Holz für den Holzbau genutzt, bleibt der Kohlenstoff langfristig gebunden.“
Gebäudesektor steht bei Klimazielen unter Druck
Damit bietet Holz auch eine Chance für das Erreichen der Klimaziele. Rund ein Drittel der Emissionen in Deutschland entstehen im Gebäudebereich. „Unter dem Nachhaltigkeitsaspekt ist eine verstärkte Nutzung von Holz ein wichtiger Punkt“, sagt Julian Bischof, der am Institut Wohnen und Umwelt zum energetisch-ökologischen Stadtumbau forscht. Holz binde das CO2 nicht nur, es sei auch ein langlebiger Baustoff – Fachwerkhäuser sind dafür das beste Zeugnis.
Gleichwohl sind die neuen Holzbauten auch kein Allheilmittel. „Wir werden die Ziele aber nicht ausschließlich mit nachwachsenden Baustoffen erreichen können“, sagt Bischof. „Die Gebäudeenergiewende wird im Bestand entschieden – und hier ist viel graue Energie gebunden. Unter CO2-Gesichtspunkten ist es daher in der Regel effektiver, zu sanieren als neu zu bauen.“
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Entspannung beim Holzpreis
Zuletzt ist der Holzpreis im Zuge der weltweit anspringenden Konjunktur durch die Decke gegangen. An den internationalen Rohstoffmärkten verfünffachte er sich zwischenzeitlich.
In Deutschland verlief die Entwicklung moderater. Teurer wurde es trotzdem. Im Mai kosteten Dachlatten im Schnitt 45,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, Bauholz 38,4 Prozent mehr. Nun scheint der Trend gestoppt: „Die Preise und Lieferzeiten unter anderem für Schnittholz haben sich, so melden uns die Betriebe, wieder entspannt“, sagt Aicher.