Hamburg. Sich fernab von Reisegruppen treiben lassen oder den Zielort bei einer organisierten Tour erkunden? Wir listen Vor- und Nachteile auf.

Wenn das Kreuzfahrtschiff in den Hafen einläuft, beginnt der nächste Abschnitt der Reise: der Landgang. Er ist mehr als nur ein kurzer Stopp. Reisende können fremde Kulturen kennenlernen, Landschaften erkunden und bekannte Wahrzeichen besuchen. Im Wesentlichen gibt es drei Möglichkeiten, den Landgang zu organisieren: durch die Kreuzfahrt-Reederei, einen Drittanbieter oder auf eigene Faust. Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren wie persönlichen Vorlieben, Budget oder Verfügbarkeit ab. 

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Doch welche Vor- und Nachteile bieten die verschiedenen Optionen? Und wie lässt sich ein Landausflug optimal planen? Wir geben nicht nur einen Überblick, sondern haben einen Experten gefragt.

Inhalt dieses Artikels:

  • Von der Reederei organisierte Ausflüge
  • Online-Plattformen für Landausflüge
  • Auf Kreuzfahrten spezialisierte Anbieter
  • Kreuzfahrt-Ausflüge auf eigene Faust
  • 5 Experten-Tipps für Landausflüge

Von der Reederei organisierte Kreuzfahrt-Ausflüge

Für jeden Hafenaufenthalt organisieren Reedereien unterschiedliche Landausflüge. Die Reedereien bieten in der Regel ein großes Programm an Ausflügen, die sie bei Informationsveranstaltungen für den Folgetag vorstellen. Ein auf diese Art organisierter Landgang hat einige Vorteile, darunter der Komfort und die Sicherheit der Reisenden. Positiv ist aber auch die fachkundige Führung ohne Sprachbarriere, da die Reiseleitung in der Regel dieselbe Sprache wie die Teilnehmer spricht.

„Größere Gruppen, längere Wartezeiten und mögliche Einsparungen sprechen gegen Reederei-Ausflüge.“

Jürgen Burdorf, Kreuzfahrt-Profi

Bei Reederei-Ausflügen sind die Gruppen oft größer als bei unabhängig organisierten Touren. Das können manche Teilnehmer als störend empfinden: „Die Sehenswürdigkeiten werden teilweise von mehreren Bussen mit insgesamt 200 Leuten gleichzeitig angesteuert“, schildert der Kreuzfahrt-Profi Jürgen Burdorf. Er führt einen Kreuzfahrt-Blog und hat an zahlreichen Reisen dieser Art teilgenommen.

Wie Burdorf anhand seiner eigenen Erfahrung bei Reederei-Ausflügen erklärt, haben diese einen entscheidenden Nachteil: So entstehen nicht nur an der Sehenswürdigkeit selbst, sondern auch am Bus schnell Wartezeiten. Schließlich müsse die Reisegruppe wartenm bis auch der letzte Teilnehmer seinen Weg zum Bus gefunden habe.

Unser Experte

Jürgen Burdorf hat nach eigenen Angaben mehr als 60 Kreuzfahrten unternommen, 67 Länder und 155 verschiedene Häfen besucht. Auf kreuzfahrertipps.de teilen seine Frau und er ihre Erfahrungen mit Kreuzfahrt-Ausflügen. Nach ersten Reederei-Ausflügen haben sie sich entschlossen, nur noch privat organisierte Landausflüge zu unternehmen – entweder auf eigene Faust oder mittels lokaler Anbieter.

Außerdem haben Urlauber bei einem Reederei-Ausflug in der Regel kaum oder gar keinen Einfluss auf das Programm: „Man ist auf den Informationsgehalt des Veranstalters angewiesen, denn die Reederei tritt nur als Vermittler auf“, kritisiert Burdorf. So buchen Reisende die Ausflüge, ohne Bewertungen ehemaliger Teilnehmer einsehen zu können. Ein weiterer Nachteil sei das Preis-Leistungs-Verhältnis, bei dem die Preise oft ungerechtfertigt hoch seien.

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Bei verspäteten Reederei-Ausflügen wartet das Schiff

Laut Burdorf betonen die Kreuzfahrtunternehmen, dass das Schiff nur bei offiziellen Reederei-Ausflügen auf verspätete Gäste wartet. Für Gäste dürfte diese Sicherheit einen entscheidenden Vorteil darstellen. Burdorf illustriert das am Beispiel einer Tour zu den Mayatempeln in Lamanai, Belize.

Er beschreibt, wie die Reisenden mit verschiedenen Transportmitteln durch den Regenwald zum Ziel gelangen. Dabei betont er: „Wir hatten einen Reederei-Ausflug gebucht und konnten die Tour entspannt angehen. Im Zweifel müsste das Schiff auf uns warten.“

Im Gegensatz dazu mussten Gäste mit privat gebuchten Touren stets darauf achten, früher als die Reederei-Gruppe zurück zu sein, um die Abfahrt nicht zu verpassen. Das kann besonders dann zu Problemen führen, wenn lange Strecken zum Ausflug gehören oder das Schiff etwas weiter vor der Küste angelegt hat, sodass die Reisenden mit gesonderten Booten an Land fuhren.

Kreuzfahrt-Passagiere verlassen Schiff für Landgang
Bucht man einen Reederei-Ausflug wartet das Schiff bei verspäteter Rückkehr der Reisenden. Doch auch Drittanbieter haben ähnliche Services. © Getty Images | Joel Carillet

Was kosten die Ausflüge auf einem Kreuzfahrtschiff?

Es gibt keinen Einheitspreis für Ausflüge. Die Kosten hängen von der Dauer und den inkludierten Leistungen ab, etwa Transfers oder Eintrittspreisen. Als Orientierung können Kreuzfahrt-Passagiere von 50 bis 100 Euro pro Person je Reederei-Ausflug ausgehen.

Online-Plattformen für Landausflüge

Ob „GetYourGuide“, „Tourlane“ oder „Viator“: Zahlreiche Online-Plattformen bieten Touren, Aktivitäten und Ausflüge an. Üblicherweise sind sie nicht spezifisch auf Kreuzfahrer abgestimmt. Die Exkursionen solcher Vermittlungsagenturen haben allerdings den Vorteil, dass sie eine große Vielfalt anbieten. Oft sind darunter auch viele lokale Veranstalter vertreten.

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Online-Plattformen für Landausflüge

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„Bei Ausflügen mit lokalen Anbietern sind die Gruppen erfahrungsgemäß kleiner. Unsere bestanden meist aus vier bis zehn Personen“, erklärt Burdorf. Auf diese Weise knüpfe man schneller Kontakt zum Guide und den anderen Teilnehmern. Auch spontane Änderungen des Programms seien möglich, solange sie einvernehmlich seien: „Statt eine weitere Sehenswürdigkeit zu besichtigen, könnte man einen zusätzlichen Badestopp einlegen oder lokale Spezialitäten beim Wochenmarkt probieren.“

„Privat organisierte Ausflüge sind eindeutig flexibler und im Regelfall deutlich entspannter.“

Jürgen Burdorf, Kreuzfahrt-Blogger

Als negativ führt Burdorf allerdings auf, dass die Vorbereitung aufwendig sein kann. Denn auch unter den lokalen Anbietern gäbe es „schwarze Schafe“, die auf das schnelle Geld aus seien: „Ich empfehle, alle möglichen Quellen im Internet auszuschöpfen, die Auskunft zur Agentur und ihren Ausflügen geben“, sagt er.

Regelmäßige Bewertungen helfen demnach sowohl den Reisenden als auch den Veranstaltern selbst: „Sie wissen, dass ihr Geschäft von positiven Bewertungen abhängt“, so Burdorf. Der Kreuzfahrt-Experte rät den Reisenden zudem dazu, im Vorfeld zu recherchieren, ob der vermittelte Ausflug zu den Liegezeiten passt, ob eine Abholung am Schiff erfolgt oder ob der Treffpunkt gut in der verfügbaren Zeit erreichbar ist.

Sein Fazit: „Gäste, die den Zeitaufwand zur Vorbereitung individueller Ausflüge scheuen, die keine Fremdsprachenkenntnisse besitzen oder sich in fremder Umgebung unsicher fühlen, sollten sich eher für einen organisierten Reederei-Ausflug entscheiden.“

Auf Kreuzfahrten spezialisierte Anbieter

Eine weitere Möglichkeit für Passagiere sind auf Kreuzfahrten spezialisierte Anbieter wie beispielsweise „Meine Landausflüge“. Diese Ausflüge beinhalten in der Regel bestimmte Zusatzleistungen wie die Abholung direkt am Hafen, eine „Pünktlich-zurück-zum-Schiff-Garantie“ oder eine „Geld-zurück-Garantie“ bei Hafenausfällen und Routenänderungen.

Das versichert auch der Kreuzfahrt-Profi Burdorf: „Alle seriösen Agenturen achten peinlich darauf, ihre Gäste rechtzeitig wieder zum Schiff zu bringen.“ Meist seien die Reisenden ein bis zwei Stunden vor Abfahrt zurück am Schiff.

Individuelle Kreuzfahrt-Ausflüge auf eigene Faust

Wer den Zielhafen weder über das Ausflugsprogramm der Reederei noch über andere Anbieter erkunden möchte, kann einen Landausflug auf eigene Faust organisieren. Dafür gibt es einiges zu beachten.

Hafeninfos, Planung und Zeitmanagement

Kreuzfahrt-Ausflüge auf eigene Faust sind planungsaufwendiger als organisierte Touren. Urlauber sollte sich vor der Reise einige Fragen stellen: Wo im Hafen wird das Kreuzfahrtschiff anlegen? Was möchte ich am Zielort sehen? Wie komme ich am besten dorthin? Und was sollte ich über die Sehenswürdigkeiten wissen?

Beim direkten Preisvergleich kann ein Landgang auf eigene Faust oft günstiger sein. Es ist allerdings empfehlenswert, Tickets und auch Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel im Vorfeld zu buchen. So entsteht beim Landgang kein Zeitstress. Zudem sind Fahrkarten im Online-Verkauf oft günstiger als vor Ort.

Wer den Landgang selbst plant, ist flexibler

Burdorf führt weiter an, dass ein Ausflug auf eigene Faust Vorteile in punkto Flexibilität mit sich bringe. Urlauber seien zeitlich und örtlich nur an die Liegezeiten gebunden. Der Reisegruppe folgen, obwohl man noch nicht alle Highlights erkundet hat? Das kann bei einem selbst organisierten Ausflug nicht vorkommen. Landgänger können ihren Zielort auch ohne vorherige Planungen spontan erkunden. Viele Städte lassen sich vom Hafen aus bei einem Spaziergang entdecken.

Oder man bereist den Zielort mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, etwa bei einer Rundfahrt mit einem Taxi, einem Ausflugsboot oder per Bus: Das sei besonders interessant, wenn man gerne in Kontakt mit Reisenden aus anderen Teilen der Welt oder den Einheimischen kommen wolle, erklärt Burdorf. „Ich kann nur empfehlen, einen Ausflug nicht nur über die Reederei zu buchen“, sagt er.

Kreuzfahrt-Ausflüge: 5 Tipps vom Experten

Tipp 1: Komfort als Auswahlkriterium

Für Burdorf spielt Komfort bei Landausflügen eine große Rolle. „Ich bevorzuge Ausflüge, die direkt am Hafen beginnen und enden, versuche Fahrzeuge mit bequemen Sitzen und Beinfreiheit zu buchen und freue mich über angebotene Getränke oder Erfrischungen“, sagt er.

Tipp 2: Keine Überschneidung mit Reederei-Ausflügen

Um Wartezeiten bei Sehenswürdigkeiten zu vermeiden, achten lokale Anbieter in der Regel darauf, dort nicht zeitgleich mit den Reederei-Ausflügen anzukommen. So lässt sich die Sehenswürdigkeit entspannter genießen.

Tipp 3: Vorsicht beim Landausflug auf eigene Faust

Je nach Destination sollten Passagiere vorsichtig unterwegs sein. Burdorf empfiehlt, offizielle Routen und Straßen zu wählen und auf Einheimische zu hören, wenn man Orte außerhalb der belebten Stadtzentren erkunden wolle: „Auf dem Weg zum Botanischen Garten in Road Town auf der Insel Tortola wurden wir von besorgen Einheimischen darauf hingewiesen, eine andere Route zu wählen.“

Tipp 4: Austausch eher abseits der Reederei-Ausflüge

Burdorf rät Reisenden, die den intensiveren Austausch mit anderen Teilnehmern, dem Guide oder Einheimischen suchen, von Reederei-Ausflügen ab. Der Kreuzfahrt-Profi hat die Erfahrung gemacht, dass im Reisebus nur wenige Fragen gestellt werden. Einige Teilnehmer hätten dies sogar als störend empfunden. Anders sei es bei Ausflügen von lokalen Veranstaltern.

„Statt den Reiseführer zögerlich abseits der Gruppe unter vier Augen anzusprechen, werden bei kleinen Ausflügen in der Regel alle Fragen gerne beantwortet“, erklärt Burdorf. „Häufig wird sogar diskutiert und die Guides sind eher bereit, Persönliches zu erzählen.“

Tipp 5: Immer die Zeit im Auge behalten

Ob spontaner Spaziergang oder geplante Tour: Bei Landausflügen auf eigene Faust sollten Reisende stets die Uhr im Auge behalten, um pünktlich zum Ablegen des Kreuzfahrtschiffes wieder anwesend zu sein. In der Regel müssen sich Passagiere spätestens eine halbe Stunde vor Abfahrt wieder an Bord befinden.

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