Zum 70. Geburtstag veranstalten die Sozialdemokraten für ihren Ex-Chef eine große Party. Letzte Schröder-Kritiker sollen mit Rotwein gefügig gemacht werden.
Hannover/Berlin. Die Party in Berlin war nur der Anfang. Zum 70. Geburtstag von Altkanzler Gerhard Schröder an diesem Montag ehrt auch die Stadt Hannover den Mann, der jahrelang dort als Ministerpräsident die Geschicke des Landes verantwortete. Gerhard Schröder ist auch Ehrenbürger der Landeshauptstadt. Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) hat nach Angaben eines Sprechers rund 200 Gäste dazu eingeladen. Internationale Gäste sind nicht darunter.
Zum 60. Geburtstags des damaligen Bundeskanzlers war unter anderem der russische Präsident Wladimir Putin nach Hannover gekommen.
Am Sonntag hatte SPD-Chef Sigmar Gabriel den Altkanzler als einen „der ungewöhnlichsten sozialdemokratischen Politiker“ gewürdigt. Schröder sei „das Gegenteil eines blutleeren Berufspolitikers“, sagte Gabriel in Berlin bei einem Empfang im Hamburger Bahnhof. „Bei allem was er getan hat, ist er aufs Ganze gegangen. Für sich, für die SPD, aber auch für das Land.“
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Schröder stehe für eine Aufsteigergeschichte, sagte Gabriel. „Ich war unten, und das hat man mich spüren lassen“, habe er einmal selbst erzählt. Schröder wuchs in einfachen Verhältnissen auf und lernte seinen im Krieg gefallenen Vater nie kennen. „Ich bin stolz auf die SPD, dass sie solche Biografien wie die deine möglich macht“, meinte Gabriel. Schröder selbst betonte: „Die Partei ist, auch wenn wir Streit hatten, immer mein Zuhause.“
Er habe sich aber vorgenommen, sich bei der Kommentierung der aktuellen Politik zurückzuhalten. Schröder konnte viele alte Weggefährten begrüßen, darunter seinen früheren Außenminister Joschka Fischer, Ex-Innenminister Otto Schily, Ex-SPD-Chef Franz Müntefering, seinen Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier, den Maler Markus Lüpertz und den Schauspieler Wolfgang Völz.
Gabriel betonte, mit dem rot-grünen Atomausstieg habe Schröder der Energiewende den Weg bereitet. Mit Blick auf die umstrittene Arbeitsmarktreform der Agenda 2010, die Frankreichs Präsident François Hollande als Vorbild preist, meinte Vizekanzler Gabriel: „Es soll, lieber Gerd, in diesem Raum Leute geben, die immer noch nicht ganz davon überzeugt sind.“ Ein Ziel des Abends sei es, sie unter Rotweineinfluss doch noch von der Agenda zu überzeugen.
Fraktionschef Thomas Oppermann, der wie Schröder und Gabriel seine politischen Wurzeln in Niedersachsen hat, sagte in der ARD, es gebe in der SPD „einen unglaublichen Respekt für Gerhard Schröder und seine politische Lebensleistung“. Er habe Deutschland aus dem Irak-Krieg herausgehalten, den Atomausstieg auf den Weg gebracht und die Arbeitsmarktreformen geschafft. „Kein Bundeskanzler vor ihm musste in so kurzer Zeit so riesige Herausforderungen bewältigen“, sagte Oppermann.