Hamburg. Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) hat den Umgang des Westens mit Russland in der Krim-Krise scharf kritisiert. Strafmaßnahmen wie das Reiseverbot für russische Politiker seien „dummes Zeug“. Auch Wirtschaftssanktionen verfehlten ihr Ziel. „Sie treffen den Westen genauso wie die Russen“, sagte Schmidt der „Zeit“.

Der 95-Jährige nannte das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin in dem Konflikt „durchaus verständlich“. Bis Anfang der 90er-Jahre sei der Westen davon ausgegangen, dass die Krim und die Ukraine Teil Russlands seien. Unter Historikern sei es umstritten, ob es überhaupt eine ukrainische Nation gebe. Er habe auch Zweifel, ob die Annexion der Krim ein Bruch des Völkerrechts sei. Das Völkerrecht sei auch vom Westen schon gebrochen worden, etwa beim Eingreifen in den libyschen Bürgerkrieg. Die aktuelle Situation sei deshalb „gefährlich, weil der Westen sich furchtbar aufregt“. Dies sorge für entsprechende Aufregung in der russischen Öffentlichkeit und Politik. Schmidt beklagte zudem den Beschluss, Russland aus dem Kreis der G8-Staaten auszuschließen. Ähnlich kritisch hatte sich zuvor auch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) geäußert.

Beim EU-Gipfel in Brüssel beschwor US-Präsident Barack Obama gestern erneut die Einigkeit mit den europäischen Staaten. Dies mache die Welt sicherer und gerechter. Russland stehe in der Krim-Krise allein da.