Trotz der Aberkennung ihres Doktortitels will die Hochschule der Bildungsministern Annette Schavan die Auszeichnung verleihen.
Lübeck. Trotz Aberkennung ihres Doktortitels will die Universität Lübeck Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) eine bereits zuerkannte Ehrendoktorwürde auch offiziell bei einem Festakt verleihen. Die Auszeichnung werde nicht aufgrund einer wissenschaftlichen Arbeit, sondern in Anerkennung besonderer Verdienste um die Wissenschaft verliehen, teilte das Präsidium der Hochschule am Donnerstag mit. Schavan hatte sich 2010 vehement für den Erhalt der Medizinerausbildung in Lübeck eingesetzt. Dafür hatte die Hochschule ihr bereits im Januar 2012 die Ehrendoktorwürde zuerkannt.
Die zunächst für den April 2012 geplante Verleihung war wegen der anstehenden Landtagswahl auf 2013 verschoben worden. In seiner Sitzung am 13. Februar werde sich der Akademische Senat der Universität nochmals mit dem Zeitpunkt der Überreichung der Ehrendoktorwürde an Schavan befassen, sagte ein Sprecher der Universität.
In der Plagiatsaffäre bekommt die Bildungsministerin Rückhalt aus der Wissenschaft. Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, kritisierte die Entscheidung der Uni Düsseldorf, Schavan den Doktortitel abzuerkennen. „Vom Verfahren her ist die Entscheidung der Uni Düsseldorf anzuzweifeln. Die Bewertung der fraglichen Textpassagen hatte nicht die nötige Tiefe“, sagte Olbertz dem Nachrichtenmagazin „Focus“ laut Vorabmeldung. Auch der Präsident der Humboldt-Stiftung, Helmut Schwarz, sagte dem Magazin am Rande einer Reise mit Schavan nach Südafrika: „Eine Ministerin muss man nach ihrer Kompetenz und Leistung beurteilen.“ In dieser Hinsicht gebe es keinen Grund zum Rücktritt.
Hingegen hatten der Deutsche Hochschulverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Schavans Rücktritt gefordert. Schavan habe „systematisch und vorsätzlich gedankliche Leistungen vorgegeben“, die sie nicht selbst erbracht habe. Schavan will gegen die Aberkennung des Titels klagen.
Ihre politische Zukunft hat die Ministerin offengelassen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich nicht klar zu Schavan als Ministerin bekannt. Über ihren Regierungssprecher sprach Merkel ihrer langjährigen Vertrauten zwar ihr „volles Vertrauen“ aus. Regierungssprecher Steffen Seibert ließ Fragen zu Schavans Zukunft als Ministerin am Donnerstag aber unbeantwortet. Stattdessen verwies er auf ein Gespräch der beiden Politikerinnen, das nach Schavans Rückkehr aus Südafrika stattfinden soll. Sie wird am Freitagabend zurück in Berlin erwartet.