Berlin/Hamburg. Die Zahl der Neurentner ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Gut 1,24 Millionen Menschen bezogen 2007 erstmals eine gesetzliche Rente. Das waren 58 000 oder 4,5 Prozent weniger als 2006. Darunter waren 704 000 Rentner, die aus Altersgründen aus dem Job geschieden sind. 161 000 Menschen mussten aus Krankheitsgründen einen Rentenantrag stellen (verminderte Erwerbsfähigkeit), 375 000 bekamen eine Hinterbliebenenrente.
Es wäre voreilig, für die auffällig gesunkene Zahl der Altersrentner allein die politischen Reformen der vergangenen Jahre verantwortlich zu machen. Die Neuregelungen zielten vor allem darauf ab, dass die Deutschen später in Rente gehen. Oder sie müssen sich künftig einen früheren Rentenbeginn mit teuren Abschlägen erkaufen. Die Deutsche Rentenversicherung spricht von einer "Umbruchs- oder Übergangsphase", wie DRV-Direktor Axel Reimann sagte. Seit 1992 wurde das Alter angehoben, in dem man wegen Arbeitslosigkeit, Altersteilzeit oder körperlicher Einschränkung vor dem 65. Lebensjahr in Rente gehen darf.
Reimann sprach von "überproportional verbesserten Beschäftigungschancen der Älteren" in den vergangenen Jahren. Heißt: Arbeitgeber geben den Senioren häufiger eine Chance. Von 2006 auf 2007 stieg die Zahl der arbeitenden Deutschen zwischen 55 und 65 Jahren um 200 000. Ältere selbst wollen nicht mehr zu früh in Rente - auch um nicht ihre Altersbezüge zu schmälern. Für jeden Monat, den man früher gehen kann, zieht die Rentenversicherung 0,3 Prozent ab, ein ganzes Rentnerleben lang.
Für die geringere Zahl an Neurentnern ist auch die Kriegsgeneration verantwortlich. Bei den Geburtsjahrgängen zwischen 1938 und 1947 sieht man deutlich: Die Zahl der Geborenen geht zwischen 1941 (theoretisch 2006 in Rente) und 1942 um 17 Prozent zurück.
Aus dieser Entwicklung ließe sich folgern, dass die Rentenkasse bei weniger Neurentnern und guter Konjunktur geradezu überläuft. Tatsächlich werden für 2008 etwa 3,5 Milliarden Euro Überschuss erwartet. Der Rentenbeitrag soll sich von derzeit 19,9 Prozent des Bruttoeinkommens auf 19,2 Prozent im Jahr 2012 senken.
Aber die Neurentner bekommen auch eine deutlich höhere Rente: plus 17 Prozent bei der Regelaltersrente im Vergleich zu 2006. Und noch nie hatten Rentner in Deutschland so lange etwas von dem, was sie im Arbeitsleben eingezahlt haben wie 2007. Sie beziehen im Schnitt 17,4 Jahre Rente, wobei die Frauen (19,9 Jahre) die Männer (15,0 Jahre) deutlich übertreffen.