Eine Momentaufnahme acht Wochen vor der Bundestagswahl: Die SPD startet - oder muss man sagen: stolpert? - in den Bundestagswahlkampf. Und die Union macht Urlaub.
Fast scheint es, als verließen sich die Spitzen von CDU und CSU auf das kolportierte Wort von Barack Obama, Angela Merkel habe die Wahl schon gewonnen.
Als Platzhalter für die politische Auseinandersetzung dient eine Sprachregelung: Natürlich werde man die Kanzlerin, der die Bürger in der Krise vertrauen, ins Zentrum stellen. Im Übrigen wird auf das gemeinsame Wahlprogramm der Union verwiesen. Je später der Kampf beginnt, desto geringer ist die Gefahr, dass Opfer durch "friendly fire" zu beklagen sind - diesem Kalkül scheint das Konrad-Adenauer-Haus zu folgen. Die Bürger sollen möglichst übersehen, dass CDU und CSU auf zentralen Feldern uneins sind; dass Horst Seehofer in der Europapolitik, der Gesundheitspolitik und der Steuerpolitik einen Abgrenzungskurs fährt.
Die Strategie der Unauffälligkeit kann gründlich schiefgehen. Die Union liegt in jüngsten Umfragen allenfalls knapp vor Rot-Grün. 2005 waren es acht Wochen vor der Wahl bis zu zwölf Punkte, trotzdem hat es nicht gereicht für Schwarz-Gelb. Die SPD verfügt nicht mehr über einen Wahlkämpfer wie Gerhard Schröder, aber die Mobilisierungskraft des Steinmeier-Teams (ohne Ulla Schmidt) sollte niemand unterschätzen. Landet Rot-Grün am Ende vor der CDU/CSU, könnte sich folgendes Bild ergeben: Schwarz-Gelb verfehlt die absolute Mehrheit, aber es reicht für ein Dreierbündnis aus SPD, Grünen und FDP. Ob die Liberalen ihrem Vorsitzenden in dieser Situation erlauben würden, abermals auf die Macht zu verzichten, darf man bezweifeln.
Für die Union ist es Zeit, Profil zu zeigen. Möglichst ein gemeinsames.