Parteienforscher glauben nicht daran, dass SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier mit seinem Wahlkampfteam aus Bundesministern, Parteigrößen und unbekannten Gesichtern bei den Wählern punkten wird.
Berlin. Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Emnid, Klaus-Peter Schöppner, sieht das Problem bei den Neuen im Team. "In Zeiten der Krise wird viel stärker Kompetenz gewählt. Mit unerfahrenen Kollegen anzutreten, ist dann mehr als riskant", sagte er dem Abendblatt.
Schöppner ist überzeugt, dass sich die SPD durch den hohen Frauenanteil im Wahlkampfteam von der CDU abgrenzen wolle. "Dumm ist nur, dass die Union eine relativ erfolgreiche Mannschaft hat, wenn man davon ausgeht, dass sie auf Kräfte setzen wird wie Wolfgang Schäuble, Ursula von der Leyen und Karl-Theodor zu Guttenberg", sagte der Emnid-Chef. Seiner Ansicht nach sollte der SPD-Kanzlerkandidat eine andere Strategie verfolgen: "Steimeier muss ein Thema finden, das bei der SPD verortet ist, das die Leute elektrisiert"
Auch Wichard Woyke, Politikwissenschaftler aus Münster, sagte, er halte die SPD-Mannschaft für keinen großen Wurf. Es sei jedoch egal, wen Steinmeier präsentiert hätte. Der Wahlkampfauftakt wäre ohnehin von dem Dienstwagen-Debakel der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt dominiert worden, sagte er im WDR. Dabei gehe es zwar um die "Skandalisierung einer Petitesse". Was die Sache verschlimmert habe, sei aber "die Uneinsichtigkeit von Frau Schmidt in ihrer Verteidigung".
Trotzt chronisch schlechter Umfragewerte hält der Parteienforscher Karl-Rudolf Korte die Krise der SPD für vorübergehend. "Die Zeit der Sozialdemokratie wird auch wieder kommen", sagte Korte im Deutschlandradio. Alle zehn bis 15 Jahre gebe es "Pendelumschwünge". Die Partei stehe vor einer "Identitätsherausforderung", so Korte. Die SPD müsse klarmachen, wofür sie stehe und was sie besser könne als die CDU.