Jeder Bürger soll einmal im Leben nach einer möglichen Organspende und einem Ausweis gefragt werden. Doch es bleiben Fragen.

Berlin. Alle im Bundestag vertretenen Fraktionen wollen bis Jahresende einen gemeinsamen Gruppenantrag zur Organspende vorlegen. Danach soll jeder Bürger einmal im Leben mit der Frage konfrontiert werden, ob er zur Organspende bereit ist. Das erklärten Gesundheitsexperten aller Fraktionen in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Der Antrag aus der Mitte des Parlaments solle „von allen Fraktionsvorsitzenden mitgetragen und unterzeichnet“ werden. Gemeinsames Ziel sei es, die Zahl der Organspender in Deutschland zu erhöhen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema solle „regelmäßiger und strukturierter als bisher erfolgen“, betonen die Abgeordneten. „Dabei soll die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger zur Organspende regelmäßig, etwa mit dem Versand der Versichertenkarte, und mit einer höheren Verbindlichkeit abgefragt werden, mit so viel Nachdruck wie möglich, ohne jedoch eine Antwort zu erzwingen oder Sanktionen auszuüben“.

Allerdings lässt die Einigung wichtige Fragen offen: So bleibt unklar, wie die Medizin künftig mit potenziellen Organspendern umgeht, die sich ausdrücklich nicht festgelegt haben. Wird bei ihnen dann stillschweigend vorausgesetzt, dass man transplantieren darf, weil kein Widerspruch vorliegt. Oder wird nicht transplantiert, weil keine ausdrückliche Zustimmung vorliegt?

„Ich bin froh, dass wir heute eine Verständigung erzielen konnten“, sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) zu „Spiegel online“. „Mit dieser neuen Regelung wird eine wichtige Voraussetzung geschaffen, dass die Zahl der Organspenden in Deutschland steigen wird.“ Kauder hatte das Thema gemeinsam mit Frank-Walter Steinmeier vorangetrieben. Der SPD-Fraktionschef hatte im Sommer 2010 selbst seiner Frau eine Niere gespendet.

Jährlich warten in Deutschland etwa 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Rund 1000 von ihnen sterben, weil eine geeignete Niere, Leber, Lunge oder ein Spenderherz nicht zur Verfügung stehen. Laut Umfragen sind viele Menschen zu einer Spende nach ihrem Tod bereit, haben aber keinen Spenderausweis ausgefüllt. Trotz inhaltlicher Nähe von verschiedenen Vorschlägen war eine überparteiliche Initiative aller Bundestagsfraktionen bislang nicht zustande gekommen. Die Mitteilung zur Einigung wurde von den Bundestagsabgeordneten Martina Bunge (Die Linke), Gabriele Molitor (FDP), Carola Reimann (SPD), Jens Spahn (CDU) und Harald Terpe (Grüne) veröffentlicht. (KNA/abendblatt.de)