Die Messe mit Papst Benedikt XVI. im Berliner Olympiastadion ist zu Ende. Rund 61.000 Gläubige feierten andächtig mit dem Pontifex.
Berlin/Rom. 20:07 Uhr: Der Diakon spricht das feierliche Schlusswort. Nun darf auch wieder geklatscht werden. Der Papst verabschiedet sich. Der Gottesdienst ist vorbei.
20:00 Uhr: Die Polizei berichtet, dass der Papst-Besuch in Berlin, bislang ohne Zwischenfälle verlaufen ist. Auch der Verkehr in der Bundeshauptstadt sei nicht zum Erliegen gekommen, sagte Polizeisprecher Michael Gassen auf Anfrage. An einer Protestkundgebung gegen den Papstbesuch nahmen nach Polizeiauskunft 9.000 Personen teil. Dabei kam es laut auf der Straße "Unter den Linden“ zu Flaschenwürfen aus Reihen der Demonstranten auf Beamte. Über mögliche Festnahmen konnte der Sprecher am Donnerstagabend noch keine Angaben machen.
19:49 Uhr: Rund 30 Gläubige dürfen zur Kommunion zum Papst gehen. Den Anfang machen drei Kinder, aber auch Politiker, wie Wolfgang Thierse, ein Rollstuhlfahrer und ein Ehepaar, das Silberhochzeit feiert, gehören zur Personengruppe. 600 Kommunios-Helfer sind im Stadion unterwegs, damit jeder Besucher an der Kommunion teilnehmen kann. Es wurden vorsichtshalber 80.000 Hostien gebacken. Die Hostien, die übrig bleiben, werden in der Kapelle des Stadions aufbewahrt und anschließend an die umliegenden Gemeinden verteilt. Unterdessen lautet die offizielle Besucherzahl: 61.000 Zuschauer.
19:28 Uhr: Nun beginnt die Gabenbereitung. Brot und Wein werden zum Altar gebracht.
19:24 Uhr: Die Fürbitten werden von den Mitgliedern ausländischer Gemeinden vorgelesen.
19:21 Uhr: Die Predigt ist zu Ende, der Pontifex bittet die Gläubigen nun, in Stille inne zu halten und sich Gedanken über die gesagten Worte zu machen.
19:15 Uhr: Das Kirchenoberhaupt spricht von der Metapher, dem Gleichnis vom Weinstock. Und mahnt, dass die Gläubigen an der Reebe bleiben müssten, damit sie Früchte tragen und nicht verdorren und ins Feuer geraten. Als Weinstock steht hier auch die Kirche, so der Papst. Zum Ende der Predigt rief Papst Bendeikt XVI. die Katholiken auf, trotz Negativschlagzeilen zu ihrer Kirche zu stehen. "Manche bleiben mit ihrem Blick auf die Kirche an ihrer äußeren Gestalt hängen“, beklagte der Papst. Auf den Missbrauchskandal ging er nicht direkt ein; er forderte die rund 70.000 Zuhörer aber auf, die Kirche nicht zu verlassen, sondern sich gegenseitig zu bestärken.
"So ist die Kirche das schönste Geschenk Gottes“, sagte der 84-Jährige. Sie dürfe nicht nur nach den Maßstäben und Gesetzen der vielen Organisationen innerhalb einer demokratischen Gesellschaft beurteilt und behandelt werden. Wer tiefer sehe, könne erkennen, dass die Kirche als "universales Heilssakrament“ die Gläubigen mit Jesus Christus verbinde.
Kirchenfrust sei daher auch eine Folge falscher Erwartungen, predigte der Papst. "Wenn dann auch noch die leidvolle Erfahrung dazukommt, dass es in der Kirche gute und schlechte Fische, Weizen und Unkraut gibt, und der Blick auf das Negative fixiert bleibt, dann erschließt sich das große und schöne Mysterium der Kirche nicht mehr.“
Benedikt fügte hinzu: "Es verbreiten sich Unzufriedenheit und Missvergnügen, wenn man die eigenen oberflächlichen und fehlerhaften Vorstellungen von Kirche, die eigenen "Kirchenträume“ nicht verwirklicht sieht!“ Stattdessen sollten sich die Christen ermutigen: "Wir halten gemeinsam Stand gegen den Sturm und geben einander Schutz.“
19:10 Uhr: Es spricht nun Papst Benedikt XVI. "Friede sei mit euch", ruft Benedikt XVI. den Gläubigen zu. Und diese erwidern: "Und mit deinem Geiste". Zuvor waren die Besucher im Olympiastadion aufgefordert worden, den Ablauf der Messe nicht durch Rufe oder Applaus zu stören und keine Protestplakate hochzuhalten.
18:50 Uhr: Die eigentliche Messe beginnt nun. Zuvor sagte Berlins Bischof noch, dass Berlin "sogar eine Stadt der Märtyrer" sei. "In keiner deutschen Stadt sind im 20. Jahrhundert mehr Christen als Zeugen für Christus und seine Botschaft gestorben als in Berlin“. Viele Christen hätten zudem ihren Glauben an Christus "durch alle schweren Zeiten hindurch treu bewahrt“, sagte er mit Blick auf den Nationalsozialismus und die DDR-Zeit. Woelki verwies zugleich darauf, dass die Katholiken in der Hauptstadt nur eine kleine Minderheit seien, die aber den christlichen Glauben lebendig verkünden wollten. Dass jeder fünfte Katholik nicht-deutscher Herkunft sei, verweise zudem auf die "weltkirchliche Verbundenheit und unsere gelebte Katholizität“.
Woelki überreichte dem Papst als Geschenk ein künstlerisch gestaltetes Fenster mit Namen von Tätern und Opfern der Nationalsozialisten, das sogenannte "Plötzenseer Diptychon“. Dabei handelt es sich um ein über 100 Jahre altes Fenster aus der Justizvollzugsanstalt Plötzensee. Bei Renovierungsarbeiten wurden die beiden Flügel im vergangenen Jahr ausgebaut und von der Künstlerin Diana Obinja gestaltet. Im Namen von jugendlichen Ministranten aus Berlin bekam das Kirchenoberhaupt auch einen Bauhelm geschenkt. "Sie wollen mitbauen am Reich Gottes, an seiner Kirche“, sagte Woelki.
Ihre Darstellung zeigt vor der Silhouette eines Hafthauses die Namen von Tätern und Opfern der Nationalsozialisten. Unter ihnen sind christliche Widerstandskämpfer wie der Protestant Helmut James Graf von Moltke und der Jesuit Alfred Delp, die der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis angehörten. Zu sehen ist auch ein Auszug aus dem Abschiedsbrief von Peter Graf York von Wartenburg an seine Frau, der ebenfalls Mitglied des Kreisauer Kreises war. In Plötzensee richteten die Nationalsozialisten viele ihrer Gegner hin.
Im Wortlaut: Die Rede des Papstes im deutschen Bundestag
18:40 Uhr: Der neue Erzbischof von Berlin Rainer Maria Woelki begrüßt die Gläubigen und vor allem Papst Bendedikt XVI. "Mit ihrem Besuch, Heiliger Vater, bescheren Sie unserem Land und dem Bistum Berlin eine große Ehre. Ein deutscher Papst in der deutschen Hauptstadt ist ein Jahrhundert, nein, ein Jahrtausend-Ereignis auf das Berlin gewartet hat." Der Bischof weiter: "Heiliger Vater, Sie kommen heute in eine Stadt, in der nur noch etwa jeder Dritte einer christlichen Kirche angehört. Sie kommen in eine Stadt, die auch geprägt ist von Gottvergessenheit und von Atheismus." Allerdings suchten auch viele Menschen nach dem Glauben. "Unsere Stadt ist also keine gottlose Stadt."
18:33 Uhr: Der Gottesdienst beginnt nun mit Gesang, der kurz eingesetzte Regen scheint vorüber zu sein. Die untergehende Sonne hüllt das Stadion in ein goldenes Licht.
18:25 Uhr: Es beginnt zu Regnen. Die Zuschauer, Politiker, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff (beide CDU), und die Geistlichen ziehen sich durchsichtige Plastik-Capes über. Es werden nun Sicherheitsmaßnahmen vorgetragen.
18:14 Uhr: Nun hat der Papst sein Gefährt verlassen und trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Berlin ein. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) übergibt dem Kirchenoberhaupt ein Nachbau des Brandenburger Tores. Wowereit, der sich offen zu seinem Schwulsein bekennt, hatte bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dass er das Thema bei dem kurzen Treffen nicht ansprechen wird. Die katholische Kirche hält homosexuelle Beziehungen für Sünde.
18:11 Uhr: Papst Benedikt XVI. ist im Stadion angekommen und fährt mit dem weißen Papa-Mobil auf der blauen Laufbahn des Olympia-Stadions und begrüßt die run 70.000 Gläubigen. Dabei sind die Fenster des Wagens offen. Immer wieder werden Kinder gereicht. Die Menge jubelt und applaudiert dem Vertreter Christi zu.
17.39 Uhr: Eine Stunde vor Beginn der Messe mit dem Papst im Olympiastadion haben sich bereits Zehntausende von Menschen dort eingefunden. Benedikt XVI. will dort um 18.30 Uhr vor rund 70 000 Gläubigen predigen. Mehr als 30 000 Besucher seien bereits im Stadion, teilte die Polizei mit. Alle müssten kontrolliert werden. „Es herrscht ein reger Zustrom“, sagte ein Sprecher.
17.33 Uhr: „Sehr angetan“ hat sich SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles von dem Papst-Auftritt im Bundestag gezeigt. „Es war eine sehr kluge, stellenweise humorvolle und selbstironische Rede“, sagte die bekennende Katholikin. Der Anspruch an die Zuhörer sei sehr hoch gewesen.
17.29 Uhr: Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) hat die Rede von Papst Benedikt XVI. im Bundestag als klaren Hinweis begrüßt, dass menschliches Leben nicht angetastet werden dürfe. „Manipulation am menschlichen Leben ist nicht zulässig“, sagte Kauder am Donnerstag in der ARD als Quintessenz des Papst-Auftrittes. Kauder hatte etwa in der Frage der Präimplantationsdiagnostik (PID) – also Gentests an Embryonen aus dem Reagenzglas – für ein Verbot geworben.
17.15 Uhr: Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot haben sich mehrere Tausend Papst-Gegner am Donnerstagnachmittag zu einer bunten Protestdemonstration am Potsdamer Platz in Berlin-Mitte versammelt. Sie kritisieren vor allem die aus ihrer Sicht menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes. Zwischenfälle gab es nach Angaben eines Polizeisprechers zunächst nicht.
17.10 Uhr: Unter tosendem Applaus endet nach rund 20 Minuten die Rede des Papstes.
17.08 Uhr: Papst Benedikt XVI. hat an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags appelliert, das „kulturelle Erbe Europas“ zu verteidigen. Die Idee der Menschenrechte, die Gleichheit aller Menschen vor dem Recht sowie die Eigenverantwortung der Menschen für ihr Handeln „bilden unser kulturelles Gedächtnis“, sagte Benedikt am Donnerstag zum Abschluss seiner Rede im Parlament.
Dies zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, „wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt: „Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom - aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden“.
17.06 Uhr : Papst Benedikt XVI. hat vor einer Wissenschaft ohne Moral gewarnt und die Ökobewegung gewürdigt. Zunehmend setze sich ein Glaube an die technische Machbarkeit durch, der die europäische Kultur bedrohe, sagte der Papst am Donnerstag bei seiner Rede im Bundestag: „Ein positivistischer Naturbegriff, der die Natur rein funktional versteht, so wie die Naturwissenschaft sie erkennt, kann keine Brücke zu Ethos und Recht herstellen.“
Die Natur sei Gottes Schöpfung und habe daher eine eigene Würde, betonte das Oberhaupt der katholischen Kirche. „Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten.“ Dies gelte auch für bioethische Fragen: „Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann.“
Benedikt würdigte die politische Rolle der Umweltbewegung: „Ich würde sagen, dass das Auftreten der ökologischen Bewegung in der deutschen Politik seit den 70er Jahren zwar wohl nicht Fenster aufgerissen hat, aber ein Schrei nach frischer Luft gewesen ist und bleibt, den man nicht überhören darf.“ Sicherheitshalber fügte der Papst hinzu: „Es ist wohl klar, daß ich hier nicht Propaganda für eine bestimmte politische Partei mache – nichts liegt mir ferner als dies.“ Die Zuhörer quittierten das mit Applaus.
Auch heute gelte: „Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen“, sagte Benedikt.
16.58 Uhr: Der Papst hat in seiner Rede im Deutschen Bundestag die Widerstandskämpfer gegen das Naziregime gewürdigt. Sie hätten wie alle anderen Menschen, die gegen totalitäre Systeme vorgingen, „dem Recht und der Menschheit als ganzer einen Dienst erwiesen“, sagte er am Donnerstag in Berlin. „Für diese Menschen war es unbestreitbar evident, dass geltendes Recht in Wirklichkeit Unrecht war.“
16.56 Uhr: Papst Benedikt XVI. hat im Bundestag auf die Grenzen des demokratischen Mehrheitsprinzips hingewiesen und die Politiker an ihre moralische Verantwortung erinnert. Bei seiner mit Spannung erwarteten Rede vor den Abgeordneten sagte er am Donnerstag in Berlin: „In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein. Aber dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig.“
Der Papst ging nicht direkt auf die bioethischen Debatten über Stammzellforschung und Präimplantationsdiagnostik ein, betonte aber: „Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren. Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein ausschließen.“ Politiker und Wissenschaftler seien daher besonders gefordert, ihre Entscheidungen auch moralisch zu bedenken.
16.54 Uhr: Papst Benedikt XVI. hat in seiner mit Spannung erwarteten Rede im Bundestag die Verantwortung eines jeden Politikers für Gerechtigkeit und Frieden betont. „Sein letzter Maßstab und der Grund für seine Arbeit als Politiker darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein“, sagte der Papst am Donnerstag vor den Abgeordneten im Reichstag. Die Politik müsse stets das „Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen“. Der Erfolg sei dem Maßstab der Gerechtigkeit und dem Willen zum Recht untergeordnet.
Die Deutschen wüssten aus ihrer Vergangenheit, dass es kein leeres Schreckgespenst sei, wenn Macht von Recht getrennt werde und Macht gegen Recht stehe, sagte der Papst und fügte hinzu: „Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers.“
16.52 Uhr: Papst Benedikt XVI. versteht seine Einladung in den Bundestag als politische Würdigung des Vatikan. Zu Beginn seiner mit Spannung erwarteten Rede vor den Abgeordneten sagte er am Donnerstag in Berlin: „Die Einladung zu dieser Rede gilt mir als Papst, als Bischof von Rom, der die oberste Verantwortung für die katholische Christenheit trägt. Sie anerkennen damit die Rolle, die dem Heiligen Stuhl als Partner innerhalb der Völker- und Staatengemeinschaft zukommt.“
16.50 Uhr: Die Rede des Papstes beginnt.
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16.44 Uhr : Lammert betonte vor den Abgeordneten weiter: „Wir sind entschlossen, unserer Verantwortung für Menschenwürde, Freiheit des religiösen wie des politischen Bekenntnisses und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Überzeugungen und Orientierungen gerecht zu werden.“ Viele Menschen wünschten sich, „dass im Pontifikat eines deutschen Papstes, des ersten nach der Reformation, nicht nur ein weiteres Bekenntnis zur Ökumene, sondern ein unübersehbarer Schritt zur Überwindung der Kirchenspaltung stattfände“, fügte der Parlamentspräsident hinzu.
„In Zeiten der Globalisierung, einer von Kriegen und Krisen erschütterten Welt, suchen viele Menschen nach Halt und Orientierung“, erklärte Lammert. „Die Bewahrung ethischer Prinzipien jenseits von Märkten und Mächten und die Pflege gemeinsamer Werte und Überzeugungen ist eine große Herausforderung, auch und gerade moderner Gesellschaften, wenn sie ihren inneren Zusammenhalt nicht gefährden wollen.“
Ausdrücklich würdigte er den historischen Besuch Benedikts. „Noch nie in der Geschichte hat ein Papst vor einem gewählten deutschen Parlament gesprochen. Und selten hat eine Rede in diesem Haus, noch bevor sie gehalten wurde, so viel Aufmerksamkeit und Interesse gefunden.“ Viele Abgeordnete hatten die Papstrede als Verstoß gegen die verfassungsrechtliche Trennung von Kirche und Staat kritisiert. Schätzungsweise einige Dutzend Abgeordnete blieben der Rede fern, weniger als zunächst erwartet.
DIE STIMMEN DER HAMBURGER ABGEORDNETEN ZUM PAPST
16.43 Uhr: Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat zum Auftakt des Besuchs von Papst Benedikt XVI. im Parlament auf die Trennung von Staat und Kirche hingewiesen. Diese Errungenschaft der Aufklärung gehöre zu den „unaufgebbaren Fortschritten unserer Zivilisation“, sagte er laut einem vorab veröffentlichten Text am Donnerstag in seiner Begrüßung im Plenarsaal.
16.40 Uhr: Mit einer Ansprache begrüßt Bundestagspräsident Norbert Lammert Papst Benedikt XVI. im Bundestag.
16.37 Uhr: Unter tosendem Applaus betritt der Papst den Bundestag.
16.34 Uhr: Der Papst trägt sich ins Goldene Buch des Reichstages ein.
16.27 Uhr: Papst Benedikt XVI. erreicht mit leichter Verspätung das Reichstagsgebäude.
16.10 Uhr : Tausende Menschen sind am Donnerstag zur Messe mit Papst Benedikt XVI. ins Berliner Olympiastadion geströmt. Auf dem Rasen standen 10 000 Stühle bereit. Im Vorprogramm trat auf einer Seitenbühne Sängerin Maite Kelly auf. Vor dem Stadion war das Publikum bunt gemischt. Auch Hare-Krishna-Jünger und Tierschützer waren dort zu sehen. Die Messe beginnt um 18.30 Uhr. Es werden 70 000 Menschen erwartet.
15.52 Uhr: Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot haben sich Tausende Papst-Gegner am Donnerstagnachmittag zu einer Protestdemonstration in Berlin-Mitte versammelt. Sie kritisieren vor allem die aus ihrer Sicht menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes. Initiiert worden war der Zug unter dem Motto „Keine Macht den Dogmen“ von einem Bündnis aus 67 Organisationen. Die Demonstrationsteilnehmer wollten vom Potsdamer Platz vorbei am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen über die Straße Unter den Linden zum Bebelplatz ziehen. Dort sollte es am Abend eine Abschlusskundgebung geben. Die Veranstalter erwarten bis zu 20.000 Teilnehmer.
15.35 Uhr: Der Besuch von Benedikt XVI. hat ein Berliner Brauhaus zu einem „Papstbier“ inspiriert. Das Bio-Pils wurde während der Reifung mit gregorianischen Chorälen „bespielt und beseelt“, heißt es. „Das schwöre ich Stein und Bein“, sagte der Chef des Brauhauses Südstern, Helmut Kurschat (54). Das Bier beschreibt er als „schönes herbes Pils“. Das Brauhaus liegt nur einen Steinwurf von der Apostolischen Nuntiatur in Neukölln entfernt, in der der Papst bei seinem Berlin-Besuch am Donnerstag übernachten wollte. „Das hat man ja nicht alle Tage“, sagte Kurschat. Das Bier sei eine Idee im „Zeichen der guten Nachbarschaft“.
15.10 Uhr: Während der Papst zunächst im Schloss Bellevue und anschließend bei einem Treffen mit der Kanzlerin war, gab es in Berlin Proteste gegen die katholische Kirche. Am Nachmittag soll um 16 Uhr eine zentrale Anti-Papst-Demonstration starten. Bis zu 20 000 Teilnehmer werden erwartet. Daran wollen auch Bundestagsabgeordnete teilnehmen, die der Rede des Papstes im Parlament nicht zuhören wollen. Am Brandenburger Tor versammelten sich am Mittag knapp 100 Menschen, darunter frühere Heimkinder und Missbrauchsopfer. Sie stellten eine überlebensgroße Nonnenfigur aus Pappe auf, die in der einen Hand ein Kreuz, in der anderen einen Sock trug. Auf der Figur stand: „Nie wieder“.
14.49 Uhr: Um 16.15 Uhr wird der Papst im Bundestag sprechen. Einige Abgeordnete hatten vorher angekündigt, der Rede aus Protest fern zu bleiben.
13.51 Uhr: Der Papst ist zu Tisch. Auf dem Speiseplan des ersten Mittagessens während seines Heimatbesuches stehen Fisch und Fleisch. In der Katholischen Akademie Berlin servieren die Köche "Vichy-Saibling und Amalfi-Zitrone mit Mandelstaub“. Weiter geht es mit "Confierter Rinderbrust, Rosmarin und Gartenbohnen“. Als Nachtisch sind "halbflüssiger Frankfurter Pudding mit Haselnuss“ sowie "Sauerampfereis“ vorgesehen.
13.30 Uhr: Das Thema Europa interessiere den Papst sehr, sagte Merkel nach ihrer Privataudienz mit Benedikt XVI. am Sitz der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin. Die Kanzlerin wurde bei dem Gespräch von ihrem Ehemann Joachim Sauer begleitet. Merkel sagte, sie habe in der Unterredung deutlich gemacht, dass "die europäische Einigung für uns Deutsche unverzichtbar ist“. Denn sie bedeute für die Bundesbürger Demokratie, Freiheit und Wohlstand. Auch habe sie mit dem Papst über die Finanzmärkte gesprochen, erklärte Merkel. Dabei sei deutlich geworden, dass die Politik "die Kraft haben sollte, für die Menschen zu gestalten, und nicht getrieben zu sein“. Das sei eine sehr große Aufgabe im Zeitalter der Globalisierung.
13.14 Uhr: In Erfurt wurde einer Pilgergruppe aus der Nähe von Berlin am Donnerstag das Mittagsgebet im protestantischen Augustinerkloster verweigert. "Uns wurde gesagt, dass wir das Kloster wegen der Sicherheitsvorkehrungen nicht betreten dürfen“, sagte eine der acht Frauen, die für ein evangelisches Diakoniehaus arbeiten. Nun müssten sie das Gebet zu Beginn ihrer viertägigen Pilgerwanderung von Erfurt nach Eisenach spontan ins Freie verlegen. Für die strikte Regelauslegung der Sicherheitsbehörden am Vortag des Papstbesuchs zeigten die Frauen wenig Verständnis. "Als Protestanten haben wir mit dem Papst wenig am Hut“, sagte eine von ihnen. "Dieser Aufwand ist übertrieben, wir wollen doch bloß unsere Ruhe.“ Am Freitag wird der Papst im Augustinerkloster mit Vertretern der evangelischen Kirche einen ökumenischen Gottesdienst feiern.
12.58 Uhr: In diesem Minuten spricht Papst Benedikt XVI.mit Bundeskanzlerin Merkel im Katholischen Büro in Berlin.
12.45 Uhr : Insgesamt 84 Kardinäle und Bischöfe sind angereist, um den Papst in Deutschland zu treffen.
12.13 Uhr: Um kurz vor 13 Uhr wird der Papst zu einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Katholischen Büro, der Verbindungsstelle der katholischen Kirche zum politischen Berlin, erwartet.
11.46 Uhr: Nach den Reden setzen sich nun der Bundespräsident und der Papst zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen.
11.38 Uhr: Der Papst hält seine erste Rede in Deutschland bei seinem Besuch. Er bedankt sich für die liebenswürdige Begrüßung. Er hat aber auch eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Religion beklagt. Notwendig sei aber die Religion als Grundlage für ein gelingendes Miteinander in der Gesellschaft. Benedikt zitierte den Sozialreformer Wilhelm von Ketteler mit den Worten: „Wie die Religion der Freiheit bedarf, so bedarf auch die Freiheit der Religion“. Freiheit brauche die Rückbindung an eine höhere Instanz, sagte der Papst.
11.28 Uhr: Der Bundespräsident spricht zuerst und begrüßt den Heiligen Vater herzlich in der Bundesrepublik. Er freue sich, dass der Papst die Einladung angenommen habe. "Willkommen zuhause, Heiliger Vater", sagte Wullf zu Beginn. Der Bundespräsident betonte die Verantwortung der Kirchen und Religionsgemeinschaften in der modernen Welt. Kirche sei keine Parallelgesellschaft. „Sie lebt mitten in dieser Gesellschaft, mitten in dieser Welt und mitten in dieser Zeit“, sagte er.
11.23 Uhr: Die Nationalhymnen werden gespielt. Nach der militärischen Zeremonie vor dem Amtssitz des Bundespräsidenten will der deutsche Papst erstmals auf seiner Reise das Wort an die Deutschen richten.
11.15 Uhr: Der Papst wird mit Applaus von 1.100 geladenen Gästen im Schlosspark empfangen.
11.13 Uhr: Papst Benedikt XVI ist am Schloss Bellevue angekommen. Der Bundespräsident und seine Gattin nehmen ihn in Empfang. Als Erstes trägt er sich in das Goldene Buch ein.
11.03 Uhr: Der Bundespräsident ist in Bellevue angekommen. In einem ersten Konvoi erreichte nun auch Robert Zollitsch, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bellevue.
10.59 Uhr: Vor dem Schloss Bellevue warten zahlreiche Fotografen auf die Ankunft es Papstes. Im Schloss liegt bereits das Goldene Buch bereit, in das sich Benedikt eintragen wird.
10.50 Uhr: Der Papst wird in einer schwarzen Limousine zum Schloss Bellevue gebracht. Die Kollonne besteht aus zahlreichen Fahrzeugen, gesäumt von Polizeimotorrädern.
10.44 Uhr: Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat Papst Benedikt XVI. bei seiner Ankunft auf dem Flughafen Tegel in bayerischer Tracht empfangen. Die CSU-Politikerin trug ein grünes Dirndl, als sie das Oberhaupt der katholischen Kirche gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Bundeskabinetts begrüßte. Aigner stammt wie Papst Benedikt XVI. aus Oberbayern.
10.39 Uhr: Papst Benedikt XVI. hat auf dem Weg nach Berlin seine Freude über die am Donnerstagmorgen begonnene Deutschlandreise geäußert. Auf dem Hinflug äußerte er zugleich Verständnis für Proteste. „Wenn die Demonstrationen friedlich verlaufen, ist nichts gegen sie einzuwenden“, sagte er nach dem Abflug in Rom: „Ich freue mich darauf, Deutschland zu besuchen und in meinem Land die christliche Botschaft zu verkünden.“
10.17 Uhr: Der Papst ist auf dem Flughafen Tegel in Berlin gelandet. Dort wurde er von Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet.
10.13 Uhr: Auf dem Weg nach Deutschland hat Papst Benedikt XVI. einen moralischen Wandel in Italien gefordert. Er wünsche sich „eine immer tiefer gehende ethische Erneuerung für das Wohl des geliebten Italien“, heißt es in einem Grußtelegramm, das der Papst während des Fluges nach Berlin am Donnerstag an den italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano senden ließ. Solche Telegramme verschickt der Heilige Stuhl regelmäßig, wenn der Papst fremdes Hoheitsgebiet überfliegt. Sie enthalten jedoch selten Anspielungen auf aktuelle politische Verhältnisse.
9.54 Uhr: Vor der Landung von Papst Benedikt XVI. auf dem Flughafen Berlin-Tegel lief der Berufsverkehr in der Hauptstadt normal. Das sagte ein Sprecher der Verkehrsmanagementzentrale (VMZ). Nach der Ankunft des Papstes müssen sich die Autofahrer aber auf zahlreiche Verkehrseinschränkungen und Staus einstellen. Die VMZ empfiehlt deshalb, auf S- oder U-Bahn umzusteigen. Besonders eng könnte es im Regierungsviertel in Berlin-Mitte werden, außerdem rund um das Olympiastadion in Charlottenburg und die Nuntiatur in Kreuzberg, wo der Papst übernachtet.
9.44 Uhr: Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir hat die Abgeordneten des Bundestags zu einem respektvollen Umgang mit dem Papst aufgefordert und sich damit gegen Boykott-Aufrufe aus den Reihen des Parlaments gewandt. „Ich freue mich auf die Rede des Papstes im Bundestag und werde sie gespannt verfolgen“, sagte Özdemir gegenüber einer Zeitung.
8.52 Uhr: Der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki dämpft die Erwartungen an den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland. Die viertägige Reise sei sicher nicht der Ort und der Anlass, um innerkirchliche Veränderungen zu verkünden, sagte der frühere Kölner Weihbischof am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. Zugleich räumte Woelki ein, dass es Gesprächsbedarf über den Umgang mit wiederverheiraten Geschiedenen in der katholischen Kirche gebe, denen der Empfang des Abendmahls nicht erlaubt ist. „Da müssen wir sicher noch einmal darüber nachdenken“, sagte Woelki. Außerdem stellte der Erzbischof in Aussicht, dass der Papst während des Besuchs ähnlich wie bei vorangegangenen Auslandsreisen mit Missbrauchsopfern zusammentreffen könnte. Das wäre „wünschenswert und zu begrüßen“, sagte er.
8.15 Uhr: Der Papst hat sich auf den Weg nach Berlin gemacht, seine Maschine hat den Flughafen Rom Ciampino verlassen.
Deutschland erwartet Papst Benedikt XVI. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche beginnt am Donnerstagmittag in Berlin seinen viertägigen Besuch. Am Nachmittag hält der Pontifex eine Rede im Bundestag, die zahlreiche Abgeordnete boykottieren wollen. Am Abend feiert Benedikt einen Gottesdienst im Berliner Olympiastadion. Weitere Stationen des Besuchs sind Erfurt, Etzelsbach im thüringischen Eichsfeld und Freiburg. Kritiker des Papstes haben Protestaktionen und Demonstrationen angekündigt. Für alle Besuchsziele gilt die höchste Sicherheitsstufe.
Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen Berlin-Tegel wird der Papst von Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßt. Anschließend besucht er das Schloss Bellevue und trifft sich zu einem Meinungsaustausch mit Merkel.
Die Kanzlerin hob kurz vor dem Papstbesuch die Bedeutung der beiden christlichen Kirchen hervor. Ohne die Kirche würde Deutschland nicht nur „spirituell verarmen, sondern wäre auch sozial kälter“, sagte Merkel am Mittwoch bei einem Empfang in der CDU-Parteizentrale in Berlin. Die christlichen Kirchen seien „sinnstiftend und bedrohen nicht den säkularen Staat“. Sie erhoffe sich vom Besuch des Papstes „Orientierung in diesen gewiss nicht leichten Zeiten“, sagte Merkel.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nannte die beiden christlichen Kirchen „Pfeiler der Gesellschaft“. Wer die Rede des Papstes im Bundestag nicht hören wolle, solle doch „gleichwohl prüfen, ob die Kirche nicht doch zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitrage“.
Manche Vorwürfe der Demonstranten gegen den Papst-Besuch kämen ihm „überzogen und kurzschlüssig“ vor, sagte Zollitsch. Er erwarte, dass auch die Kritik an dem Besuch „des Gastes würdig sind, für den unzählige Menschen in aller Welt Verehrung und Zuneigung empfinden“.
Der Parlamentarischer Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Peter Altmaier (CDU), sagte der „Passauer Neuen Presse“, sollte es im Bundestag tatsächlich zu einem Boykott der Papstrede durch eine nennenswerte Zahl von Linken, Grünen und SPD-Abgeordneten kommen, „wäre das ein staatspolitisches Armutszeugnis“. „Dass hier die Debatte immer mehr ausufert, ist vor allem ein Versagen der Parteiführungen der Grünen und Linken.“ Das Parlament sollte dem Papst würdevoll empfangen.
Dagegen lehnt der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele den Auftritt des Papstes im Parlament ab. „Der Papst hat keine besonderen Verdienste, dass er von den Vertretern des deutschen Volkes geehrt werden sollte.“ Ohnehin hätten Kirchenführer im Parlament nichts verloren, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Sein Verhalten während der Rede des Papstes will Ströbele auch von dessen Kleidung abhängig machen.
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier erwartet von der Rede eine Botschaft zur „Zukunft Europas“. „Papst und Kirche machen keine Politik. Aber die Kirche kann eine Vergewisserung über die Grundbedingung bieten, die uns 60 Jahre Frieden beschert hat, also die europäische Einigung“, sagte Steinmeier der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstagausgabe).
Steinmeier zeigte sich davon überzeugt, dass das Parlament, dem Kirchenoberhaupt seinen Respekt erweisen werde, „unabhängig von Konfessionszugehörigkeit und Ansichten zu seinen kirchenpolitischen Positionen“. Wenn einzelne Abgeordnete der Rede nicht beiwohnen wollen, sei das zu respektieren, fügte der SPD-Politiker hinzu. (abendblatt.de/dapd/epd/dpa/kna)