Zusammen mit den USA soll ein Satellit entwickelt werden, der auch sehr kleine Gegenstände erkennt. Das belegen WikiLeaks-Dokumente.
Oslo/Berlin. Nach Informationen des Spiegel finden sich in den WikiLeaks-Dokumenten Hinweise auf ein Projekt namens HiROS. Besonders aus Frankreich soll es heftige Widerstände gegen die Entwicklung des Satelliten geben, der zur Spionage eingesetzt werden könnte. Finanzstarker Partner sind die USA.
Das HiROS genannte Projekt soll den Bau von Satelliten vorsehen, die ab 2012 oder 2013 hoch auflösende Bilder von nur 50 Zentimeter großen Gegenständen in wesentlich kürzerer Zeit als die bisherigen Satelliten zur Erde liefern oder auch nachts Infrarot-Fotos erstellen können. Auch die norwegische Zeitung "Aftenposten" berichtete über die Pläne, hat aber nur laut eigenen Angaben Zugriff auf die Dokumente.
Offiziell als Projekt zu zivilen Umweltzwecken deklariert, steht HiROS dem Bericht zufolge tatsächlich „unter vollständiger Kontrolle“ des Bundesnachrichtendienstes (BND) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Eine Zusammenarbeit mit Frankreich oder einem anderen EU-Staat sei nicht vorgesehen – im Gegensatz zum Programm Multinational Space-based Imaging System (MUSIS) unter Beteiligung Deutschlands, Frankreichs, Belgiens, Griechenlands, Italiens und Spaniens. Die Kosten für HiROS werden dem Bericht zufolge auf 205 Millionen Euro veranschlagt.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte auf Anfrage, das Ministerium nehme „zu dem Inhalt veröffentlichter vertraulicher Dokumente grundsätzlich keine Stellung“. Ähnlich äußerte sich das Außenamt in Paris. Die französische Regierung bestätige keine Äußerungen, die französischen Behörden oder Diplomaten anhand von Wikileaks-Enthüllungen zugeschrieben würden, erklärte eine Sprecherin. Auch die US-Botschaft in Oslo wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln bestritt Arbeiten an einem Spionagesatelliten. Im DLR werde zwar seit etwa zwei Jahren unter dem Projektnamen HiROS über den Projektvorschlag für einen hochauflösenden, optischen Satelliten diskutiert, erklärte ein Sprecher. HiROS sei aber kein Spionagesatellit und ebenso kein geheimes Projekt. Die angedachte Anwendung umfasse die Bereitstellung von Daten für staatliche Nutzungsbereiche wie zum Beispiel im Krisenmanagement bei Naturkatastrophen. Derzeit könnten keine Aussagen über die Realisierung des Projektes gemacht werden.
Die auf Enthüllungen spezialisierte Internetplattform Wikileaks hatte im November damit begonnen, mehr als 250.000 US-Diplomatendepeschen zu veröffentlichen, und damit die USA blamiert. (afp)