Der Chef-Enthüller fürchtet einen Anschlag. WikiLeaks spricht von weiteren Todesdrohungen gegen Assange und warnt vor Attentat wie in Arizona.
London. WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat im Verfahren um eine mögliche Auslieferung an Schweden erneut einen Auftritt vor Gericht gehabt. In Begleitung seines Anwalts trat der 39-Jährige, der in Schweden wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung zweier Frauen befragt werden soll, vor der Anhörung in London kurz vor die Kameras, ohne sich jedoch zu dem Verfahren zu äußern. Die Sitzung war bereits nach rund zehn Minuten vorüber. Der nächste Termin ist nach Angaben der Anwälte beider Seiten für den 7. Februar angesetzt.
Unterdessen veröffentlichte die Enthüllungsplattform WikiLeaks eine Stellungnahme, in der eine Häufung von Todesdrohungen gegen den australischen Computer-Experten Assange verurteilt wurde. Die Organisation zog dabei eine Parallele zu dem jüngsten Attentat auf die US-Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords in Arizona. Auch WikiLeaks-Mitarbeiter seien in den USA einer „beispiellos aggressiven Rhetorik durch prominente Persönlichkeiten“ ausgesetzt, hieß es. Als Beispiel wurde die frühere republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin genannt, die gefordert hatte, Assange in der gleichen Weise zu verfolgen, wie einen Terroristen.
Die US-Justiz prüft derzeit, wie sie gegen WikiLeaks und Assange wegen der zahlreichen Veröffentlichungen zum Teil geheimer Unterlagen vorgehen kann. Assange hatte zuletzt die Befürchtung geäußert, dass im Falle einer Auslieferung an die USA ein Anschlag auf sein Leben drohe.
Der Vorwurf, der ihm das Verfahren in London einbrachte, ist ein anderer: Assange soll im August während eines Aufenthaltes in Schweden Sex mit zwei Frauen gehabt und gegen deren Willen kein Kondom benutzt haben. Der Geschlechtsverkehr an sich sei einvernehmlich gewesen. Schweden hatte einen EU-weiten Haftbefehl erlassen, auf dessen Grundlage Assange im Dezember in Großbritannien festgenommen wurde. Er saß neun Tage in Untersuchungshaft, bevor er auf Kaution freikam.