Alleinerziehende und Arbeitslose sind besonders gefährdet. Insgesamt sind 15,5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland von Armut bedroht.
Wiesbaden. In Deutschland ist fast jeder Sechste armutsgefährdet. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. 2008 waren im Durchschnitt 15,5 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber den 15,2 Prozent aus dem Jahr 2007. Nach der Definition der Statistiker gilt als armutsgefährdet, wer nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 11.151 Euro pro Jahr zur Verfügung hat. Das entspricht 929 Euro monatlich.
Arbeitslose sind mit einem Anteil von 62 Prozent 2008 am stärksten armutsgefährdet. Bei den Berufstätigen ist etwa jeder fünfzehnte betroffen, Ruheständler liegen mit 14,9 Prozent knapp unter dem Durchschnittswert für Deutschland insgesamt. In Haushalten von Alleinerziehenden ist mehr als jeder Dritte armutsgefährdet, unter den allein lebenden Menschen verfügte 2008 knapp ein Drittel nur über ein Einkommen unterhalb des Werts von 929 Euro monatlich. Mit 16,3 Prozent sind Frauen häufiger armutsgefährdet als Männer (14,7 Prozent).
Die Erhebung sei „ein trauriger Beleg“ für die soziale Schieflage in Deutschland, kritisierte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Die „Arbeitsarmut“ unter Erwerbstätigen sei das „erschreckende Ergebnis einer unsozialen Arbeitsmarktpolitik“ durch den Missbrauch der Leiharbeit, die Förderung des Niedriglohnsektors und das Ausweiten prekärer Beschäftigungsverhältnisse, erklärte das DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki in Berlin. Verstärkt werde die Ausbreitung der Armut durch eine Bildungspolitik mit „sehr geringer sozialer Durchlässigkeit“.
Die Statistiker erstellten die Erhebungen zu Armut und sozialer Ausgrenzung in Deutschland für die EU-weite Studie „Leben in Europa“. Dafür wurden im vergangenen Jahr mehr als 13.000 Haushalte mit insgesamt fast 24.000 Menschen ab 16 Jahren zu ihren Einkommen und Lebensbedingungen befragt.