Die Finanzkrise belastet die Bilanzen der Unternehmen. Der Bund der Versicherten warf den privaten Krankenversicherern falsche Kalkulationen vor.
Berlin. Viele der rund 8,8 Millionen Privatversicherten müssen in den kommenden Jahren erneut mit deutlich höheren Beiträgen rechnen. Niedrige Zinsen infolge der Finanzkrise belasteten die Bilanzen der Krankenversicherungen, berichtete die „Financial Times Deutschland“. Bereits dieses Jahr waren die Beiträge in einigen Tarifen um über 20 Prozent angehoben worden.
Allein wegen der geringen Renditen seien mittelfristig Prämien- Erhöhungen von 6 bis 8 Prozent nötig, berichtete das Blatt unter Berufung auf interne Berechnungen der Unternehmen. Dazu kämen noch die normalen Beitragsanpassungen wegen der höheren Kosten für Ärzte, Kliniken und Arzneimittel. Höhere Beiträge wegen der Zinsen könnten frühestens zum Januar 2012 greifen – für 2011 seien die Sätze schon festgelegt.
Ein Sprecher des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) nannte den Bericht „hochspekulativ“. Zahlen zur Beitragsentwicklung könne der Verband allerdings nicht nennen, da es sich um individuelle Unternehmensentscheidungen handele, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Hintergrund für die möglichen Tariferhöhungen ist ein spezieller Zinssatz mit der Obergrenze 3,5 Prozent. Zu diesem vom Bundesfinanzministerium festgelegten Satz müssen die mehr als 40 Privatversicherer die Rückstellungen für ihre Kunden verzinsen, die sie aus den Beitragseinnahmen für den Versicherungsschutz im Alter bilden müssen. Dem Bericht zufolge garantieren alle Krankenversicherer ihren Kunden heute den Höchstsatz – haben aber Probleme, ihn selbst wieder einzufahren. Der Verbandssprecher betonte, die Mehrzahl der Versicherer lehne eine Absenkung dieses Zinssatzes ab.
Auch unabhängig von der Verzinsung warf der Bund der Versicherten der Branche bewusste Fehlkalkulation vor. „Die Beiträge für die jungen Leute sind zu niedrig kalkuliert“, sagte Berater Hajo Köster der dpa. Die oft nicht marktgerechten Prämien gingen zulasten der Altersrückstellungen und somit der Gemeinschaft der Privatversicherten. Die Rückstellungen von rund 144 Milliarden Euro seien angesichts der enormen Kosten zu gering.
Künftig will die schwarz-gelbe Koalition Privatkassen von Preisverhandlungen zwischen gesetzlichen Kassen und Arzneihersteller profitieren lassen. Mit der Gesundheitsreform ist zudem eine Absenkung der Frist für Gutverdiener bis zu einem Wechsel in die PKV von drei auf ein Jahr nach Überschreiten der Einkommensgrenze vorgesehen. „Das bringt der Branche in den kommenden ein, zwei Jahren eine Entlastung, aber dann stehen wir vor denselben Problemen“, sagte Köster.