Grünen-Chef Cem Özdemir forderte ein Einschreiten gegen Deutschenfeindlichkeit auf Schulhöfen. Hintergrund sind Klagen von Lehrern.
Berlin. Die Integrationsdebatte geht weiter. Lehrer klagen über Deutschenfeindlichkeit - und Politiker haben Angst vor Diskriminierung. Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit müssten mit aller Härte bekämpft werden, betonte Familienministerin Kristina Schröder (CDU) und fügte hinzu: „Aber auch Deutschenfeindlichkeit ist Fremdenfeindlichkeit, ja Rassismus. Denn hier wird jemand diskriminiert, weil er einer bestimmten Ethnie angehört.“ Grünen-Chef Cem Özdemir forderte ein konsequentes Einschreiten gegen solche Verhaltensweisen.
Hintergrund sind Klagen von Pädagogen, wonach Schüler aus Zuwandererfamilien immer wieder deutsche Kinder ausgrenzten und beschmipften. Aufsehen erregte insbesondere ein Beitrag für das Migliedermagazin des Berliner Landesverbands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), in dem die Pädagogen Andrea Posor und Christian Meyer vom Ausschuss für multikulturelle Angelegenheiten der Gewerkschaft die Lage beschreiben. „Viele deutsche Schülerinnen und Schüler empfinden sich als eine abgelehnte, provozierte, diskriminierte Minderheit, meist ohne nicht-deutsche Freunde.“ Weiter heißt es in dem Artikel, auch Richter und Polizisten berichteten über eine deutlich zunehmende Deutschenfeindlichkeit vor allem unter türkisch- und arabischstämmigen Jugendlichen.
Schröder sagte, auch sie sei schon Opfer solcher Deutschenfeindlichkeit geworden. So habe sie sich als Berichterstatterin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion auch vor ihrer Zeit als Ministerin zum Thema Islamismus geäußert. Dabei sei sie mehrmals als „deutsche Schlampe“ beschimpft worden. Sie bezeichnete es schon als „großen Schritt“, dass über das Thema gesprochen und es nicht den Rechtspopulisten überlassen werde. Wichtig sei es, in diese Diskussion jene einzubinden, die in der muslimischen Gemeinschaft Schlüsselpositionen innehätten wie Imame und Religionslehrer. Schließlich müsse auch über eine Anpassung der rechtlichen Konsequenzen nachgedacht werden.
+++ "Multikulti ist gescheitert" +++
Özdemir betonte, Deutschenfeindlichkeit auf Schulhöfen sei genauso wenig akzeptabel wie jede andere Form von Diskriminierung. Aber anstatt darüber zu klagen, müsse endlich an die Ursachen herangegangen werden. Die Schulen müssten „in die Lage versetzt werden, wenn nötig auch gegen die Familie oder ein Milieu zu erziehen, wenn dort Einstellungen vermittelt werden, die mit unserem Grundgesetz nicht vereinbar sind“, sagte der Grünen-Politiker. Deutschenfeindlichkeit habe neben kulturellen vor allem soziale Gründe. Wer dies ignoriere, „ist auf mindestens einem Auge blind“. Zugleich sprach er sich für Ganztagskindergärten und -schulen aus.
Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Ludwig Spaenle (CSU), ermahnte die Migrantenverbände, sich deutlicher zu positionieren. Vor der KMK-Sitzung in der kommenden Woche in Berlin sagte der bayerische Kultusminister: „Wenn Kinder – egal welcher Nationalität oder Herkunft – gemobbt werden, muss dem mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werden.“ Die Verbände hätten sich vor Jahren gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz schriftlich dazu verpflichtet, „die Integration im schulischen Bereich voranzutreiben“. Migrantenfamilien müssten daher deutlich aktiver am Schulleben in ihren Stadtteilen teilnehmen „und mit aller Macht gegen Auswüchse solcher Art vorgehen“.