Ahmad S. wird im US-Stützpunkt Bagram gefangen gehalten. Er hatte Informationen über mögliche Anschlagspläne in Europa preisgegeben.
Berlin. Ein auf einem US-Stützpunkt in Afghanistan gefangen gehaltener Hamburger Islamist soll nach Deutschland ausgeliefert werden. Das verlangt die Bundesanwaltschaft . „Es wurde ein Überstellungsersuchen auf den Weg gebracht, um ihn hier in Deutschland vor Gericht zu stellen“, sagte ein Sprecher der Karlsruher Behörde auf Anfrage. Für den formellen Auslieferungsantrag an die US-Regierung zuständig ist dann das Bundesjustizministerium. Der im Stützpunkt Bagram festgehaltene Deutsch-Afghane Ahmad S. gehörte zu einer Gruppe Hamburger Islamisten, die im März 2009 in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet gereist war, um sich dort in Terrorcamps ausbilden zu lassen. Von ihm soll ein Teil der Informationen über angebliche Anschlagsziele stammen, die zur Verschärfung unter anderem der US-Reisehinweise für Europa führten. In der Folge hatten die deutschen Sicherheitsbehörden nach eigenen Angaben ihre Sicherheitsvorkehrungen erhöht.
Den deutschen Sicherheitsbehörden sind nach einem „Spiegel“ - Bericht inzwischen die Namen von drei der angeblich acht deutschen Islamisten bekannt, die in Pakistan bei einem US-Drohnenangriff am vergangenen Montag getötet worden sein sollen . Es handele sich um die Hamburger Naamen M. und Shahab D. sowie den aus Nordrhein-Westfalen stammenden Deutsch-Türken Bünyamin E., berichtete das Magazin am Sonnabend unter Berufung auf pakistanische Behörden. Das Auswärtige Amt und das Innenministerium konnten das nicht bestätigen. Sprecher beider Ressorts erklärten, die Identifizierung der Getöteten sei weiterhin nicht abgeschlossen.
Nach Angaben des Magazins war M. wegen seiner Bekanntschaft mit den Todespiloten des 11. September 2001 bereits länger im Visier der Ermittler und seit 2003 als Gefährder eingestuft. Er soll zusammen mit D. und dem in Bagram gefangengehaltenen S. nach Pakistan gereist sein und sich mit ihnen militanten Gruppen angeschlossen haben.
An der Einschätzung der Terrorgefahr in Deutschland habe sich seit Wochenbeginn nichts geändert, sagte der Sprecher. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte gesagt, es gebe eine hohe abstrakte Gefährdung, aber keinen konkreten Hinweis auf unmittelbar bevorstehende Anschläge. US-Vizeaußenminister James Steinberg hatte am Donnerstag bekräftigt, dass die Terrorwarnung seines Landes für Europa vorerst bestehen bleibe. Er führte den Terroralarm auf einen Austausch von Geheimdienstinformationen zwischen den USA und den europäischen Staaten zurück.