Was acht Millionen Versicherte an die Kassen zahlen müssen. Die SPD will die Gesundheitsreform im Falle eines Wahlsieges zurücknehmen.
Hamburg. Etwa acht Millionen Mitglieder von gesetzlichen Krankenkassen zahlen einen monatlichen Zusatzbeitrag zu ihren Beiträgen. Eine Sprecherin des Bundesversicherungsamtes sagte dem Abendblatt, außer den 13 Kassen, die derzeit die Extraprämie fordern, gebe es keine weiteren Anträge. Damit gibt sie zumindest für die kommenden Monate Entwarnung für verunsicherte Patienten. Nach der im Kabinett beschlossenen Gesundheitsreform fragen sich Millionen Krankenversicherte, ob sie demnächst Zusatzbeiträge von 8 Euro (zum Beispiel DAK und KKH) oder sogar bis zu 37,50 Euro (GBK Köln) berappen müssen. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) erwartet, dass im Jahr 2011 keine weitere Kasse Zusatzbeiträge erheben wird.
Dadurch müssen die Versicherten dann "nur" zwischen drei und elf Euro (bei einem Gehalt ab 3700 Euro) mehr pro Monat aufwenden. Experten rechnen jedoch damit, dass die Zusatzbeiträge ab 2012 deutlich steigen. Bei einem angenommenen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 20 Euro, kommt man auf diese monatlichen Beiträge zur Krankenversicherung: Bei 1000 Euro Monatsbrutto wären es 82 Euro plus 20 Euro Zusatzbeitrag. Wer darunter verdient, würde einen Sozialausgleich erhalten. Für einen Arbeitnehmer mit 3000 Euro im Monat wären es 266 statt heute 246 Euro.
Die SPD will die Gesundheitsreform im Falle eines Wahlsiegs bei der Bundestagswahl 2013 vollständig zurücknehmen. "Von dieser Reform wird nichts übrig bleiben, wenn wir wieder Verantwortung übernehmen", sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der "Augsburger Allgemeinen".
Die AOK beklagt derweil, dass die Gesundheitsreform sie am Sparen hindere. Das neue Gesetz für den Medikamentenmarkt höhle ihre Rabattverträge aus. "Wir brauchen das Erfolgsmodell Rabattverträge dringend, um weiter ohne Zusatzbeiträge auszukommen", sagte AOK-Experte Christopher Hermann. Die Ortskrankenkassen sparen in diesem Jahr durch Arznei-Rabatte 500 Millionen Euro. Das neue Gesetz produziere für die AOK neue Bürokratie und neue Kosten.