Die Opposition warf dem Bundespräsidenten vor, seine Neutralität verletzt zu haben. Er hatte zwischen Sarrazin und Bundesbank vermittelt.

Hamburg. Der Bundespräsident hat sich in die Vermittlungen zwischen der Bundesbank und Thilo Sarrazin eingeschaltet - und bezieht dafür jetzt Prügel aus der Opposition. SPD und Linke warfen Christian Wulff am Sonntag vor, seine Neutralität verletzt zu haben. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast attackierte die Spitze der Notenbank. „Die Bundesbank hat doch nichts anderes als einen Deal gemacht, um den Bundespräsidenten zu retten und Herrn Sarrazin trotzdem los zu werden“, sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel der „Bild am Sonntag“. Wulff habe sich „völlig zu Unrecht“ in die Gespräche eingeschaltet, statt den Abberufungsantrag der Bank neutral zu prüfen und Sarrazin gegebenenfalls zu entlassen.

Am Ende der Gespräche hatte der SPD-Mann laut „Spiegel“ eine 1000 Euro höhere Pension pro Monat durchgesetzt. „Sarrazin wird durch Hetze reich und erhält dafür offenbar sogar noch Amtshilfe aus dem Bundespräsidialamt“, kommentierte die stellvertretende Linke- Vorsitzende Katja Kipping. „Das ist ein goldener Handschlag auf Raten.“ Künast vertrat die Ansicht, der Vorstand der Bundesbank habe sich auf Kosten der Allgemeinheit vor einer klaren Positionierung gedrückt. „Dieser Deal wird immer ein Makel für die Bundesbank und gesellschaftlich ein schlechtes Vorbild bleiben“, sagte die Fraktionschefin der Grünen.

+++ Sarrazin lässt sich seinen Rückzug vergolden +++

Deutsche Muslime haben sich unterdessen mit einem offenen Brief an Wulff gewandt. „Wir bitten Sie, gerade in der derzeitigen angespannten Stimmung für die Leitsätze einer offenen, von gegenseitigem Respekt geprägten demokratischen Kultur einzustehen“, heißt es in dem Brief, der der „tageszeitung“ (Montagsausgabe) vorliegt. Zu den Unterzeichnern zählen der Zeitung zufolge unter anderen der Filmemacher Fatih Akin, die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur, der Schriftsteller Feridun Zaimoglu und ein Vertreter des Zentralrats der Muslime in Deutschland.

Sie kritisierten eine teils „aggressive und diffamierende“ Tonlage in der öffentlichen Debatte. Die Auseinandersetzung um die Äußerungen des Bundesbankvorsitzenden Thilo Sarrazin zu mangelnder Integrationsbereitschaft von Muslimen verleihe der Forderung nach einer pluralen Gesellschaft neue Brisanz.