David McAllister wird mit 39 Jahren neuer Ministerpräsident. Doch auch dem Wulff-Zögling fehlten Stimmen der eigenen Koalition.
Hannover. Der CDU-Politiker David McAllister (39) strahlt, nicht nur weil sein politischer Ziehvater Christian Wulff Bundespräsident geworden ist – trotz Zitterpartie bis in die Abendstunden. Mit der Wahl Wulffs war auch klar, dass McAllister jetzt der mächtigste Politiker Niedersachsens wird und seinem Förderer im Amt des Regierungschefs in Hannover nachfolgt. So haben es die beiden befreundeten Männer schon lange geplant.
An diesem Donnerstag hat der Landtag den Deutsch-Schotten McAllister zum jüngsten Ministerpräsidenten gewählt – er war der einzige Kandidat. Deutschland. Er bekam 80 Stimmen der Abgeordneten, 67 Abgeordnete votierten gegen McAllister, ein Abgeordneter enthielt sich bei der Wahl. Damit verweigerten zwei Abgeordnete der schwarz-gelben Regierungskoalition McAllister ihre Stimmen. CDU und FDP haben gemeinsam 82 Abgeordnete, die Opposition 70.
Sein Motto für das Amt: „Nicht abheben, bodenständig bleiben.“ Mit seiner Frau und den Töchtern Jamie und Mia will er im Luftkurort Bad Bederkesa bei Cuxhaven wohnen bleiben. McAllister hat deutsche und schottischen Wurzeln. Er besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft. Er trug einen Schottenrock, einen Kilt, als er vor sieben Jahren seiner Frau Dunja das Ja-Wort gab.
Er wurde am 12. Januar 1971 in Berlin als Sohn eines britischen Offiziers und einer deutschen Musiklehrerin geboren. 1982 zog die Familie in das nordniedersächsische Bad Bederkesa um. Dort legte McAllister 1989 das Abitur ab und verpflichtete sich anschließend als Zeitsoldat. Nach einem Jurastudium an der Uni Hannover als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung erwarb er 1998 die Zulassung als Rechtsanwalt. Im gleichen Jahr zog er erstmals in den niedersächsischen Landtag und ist seither Berufspolitiker.
Er dürfte aber nicht nur als „Provinzfürst“ von Niedersachsen wirken, er gilt als führungsstarker Politiker, der auch in Berlin mitmischen kann.
Als Ministerpräsident gehört er automatisch dem Präsidium der Bundespartei an. Damit bewege er sich im Umfeld von Parteichefin und Kanzlerin Angela Merkel und werde großen Einfluss auch außerhalb Niedersachsens haben, sagt McAllisters Freund und Trauzeuge Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerin. „Ich weiß auch, dass die Kanzlerin ihn persönlich schätzt.“
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur strebt McAllister jedoch nicht Wulffs Nachfolge als CDU-Bundesvize an. Er will stattdessen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen für das Amt vorschlagen. McAllister, bisher Chef der Landtagsfraktion und der Landespartei, will an die Arbeit von Wulff an der Spitze der schwarz-gelben Landesregierung anknüpfen. Der Christdemokrat muss aber auch einen Wandel vollziehen. Er ist Jurist wie Wulff, doch der Stil der beiden Männer unterscheidet sich: McAllister gilt als einer, der auch mit launigen Reden Bierzelte zum Kochen bringen kann.
Bisher war er als Fraktionschef für bissige Attacken auf die Opposition von SPD, Grünen und Linken bekannt – künftig wird er sich staatsmännischer geben müssen. „Ich weiß, dass ich dem Amt angemessen auftreten kann“, sagte McAllister kürzlich. Wulffs Markenzeichen war eine zurückhaltende Art und ein moderater Ton. Wird McAllister, der als talentierter Rhetoriker gilt, auch andere Schwerpunkte als Wulff setzen? „Es ist meinem Nachfolger zu gönnen, dass er wieder eigene und ganz andere Akzente setzt“, sagt Wulff. Er habe McAllister früh als Talent erkannt. McAllister habe Charakter und könne schnell lernen.
Auch andere Weggefährten bescheinigen McAllister hohe analytische Kompetenz. FDP-Wirtschaftsminister Jörg Bode stärkt McAllister den Rücken: „Ich bin sicher, dass wir ein gutes Team sind.“ Die Opposition im Landtag setzt jedoch nur wenig Hoffnung in den neuen Mann für Niedersachsens Spitze. „Was der designierte Neue wirklich will, ist schwer zu erfassen“, sagte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Zu sehr habe er im Windschatten von Wulff agiert.
SPD-Fraktionschef Stefan Schostok ist sich aber sicher, dass sich der Ton der politischen Auseinandersetzung verändern wird. „McAllister wird – anders als Wulff – Probleme haben, den gemäßigten Landesvater zu geben“, betont der SPD-Mann. Dies erwartet auch Manfred Sohn, Vorsitzender der Linken: „Hoffnungen, dass sich inhaltlich etwas ändern wird, habe ich nicht. Ich hoffe aber auf mehr Showelemente.“