Sachsens Ministerpräsident geht mit der Bundesversammlung auf abendblatt.de ins Gericht. „Das ist kein gutes Ergebnis.“
Hamburg/Berlin. Die Wahl von Christian Wulff zum Bundespräsidenten hat in der Regierungskoalition gemischte Reaktionen ausgelöst. Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zeigte sich verärgert darüber, dass Union und FDP trotz ihrer deutlichen Stimmenmehrheit in der Bundesversammlung drei Anläufe brauchten, um sich auf Wulff als Bundespräsidenten zu einigen. Tillich sagte zu abendblatt.de: „Wenn das heute die Chance für einen Neustart der Koalition war, haben wir diese Chance verspielt.“
In der mehr als neun Stunden dauernden Bundesversammlung erhielt der 51 Jahre alte Wulff im dritten Wahlgang 625 der 1240 gültigen Stimmen.
Tillich kritisierte, dass mehrere Abweichler unter den Wahlleuten von CDU, CSU und FDP Wulff mehrmals einen Denkzettel erteilt hatten: „Das ist kein gutes Ergebnis. Die Koalition hat sich keinen Dienst erwiesen, dass sie ihre Mehrheit verspielt hat.“
Der CDU-Politiker betonte, dass die langwierige Wahl nicht der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel anzulasten sei: „Das ist kein Thema für Merkel, sondern für die gesamte Koalition. Die muss sich nun überlegen, wie es nach der Sommerpause weitergehen soll.“
Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) wollte dagegen der schwierigen Wahl keine größere Bedeutung beimessen. Dem Hamburger Abendblatt sagte von Beust: „Auch andere Kandidaten sind erst im dritten Wahlgang gewählt worden, das wird auch dieses mal nach kurzer Zeit keine Rolle mehr spielen.“ Der Bürgermeister begrüßte zugleich die Wahl des niedersächsischen Ministerpräsidenten: „Ich bin überzeugt, dass Christan Wulff sich schnell in seine neue Rolle einfinden wird, und das Amt mit der notwendigen Balance aus kritischer Distanz, Überparteilichkeit und Fürsorge ausfüllen wird.“
Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) zeigte sich erfreut über Wulffs Erfolg: „Ich bin sicher, er wird das Vertrauen der Menschen in unserem Land gewinnen“, sagte Mappus. Wulff sei bürgernah und verlässlich. „Christian Wulff wird ein exzellenter Bundespräsident sein“, sagte Mappus. Das neue Staatsoberhaupt könne sich sicher sein, dass er in den kommenden Jahren in Baden-Württemberg und seiner Landesregierung einen verlässlichen Partner haben werde.
Auch auf Seiten des Koalitionspartners FDP überwog die Freude über Wulffs Wahl den Ärger über die abweichenden Stimmen innerhalb des bürgerlichen Lagers. „Entscheidend ist, dass es eine klare Mehrheit für Christian Wulff gegeben hat“, betonte FDP-Chef Guido Westerwelle. Er sei sicher, dass Wulff „ein sehr, sehr guter Präsident“ werde. Zuvor hatte jedoch der hessische FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn erklärt: „Das ist kein Neustart für die Bundesregierung.“