Hausdurchsuchungen auch bei Eventmanager Manfred Schmidt - Staatsanwaltschaft: Verdacht der Bestechlichkeit und Bestechung

Hannover/Berlin. Der ehemalige Sprecher von Bundespräsident Christian Wulff ist wegen Korruptionsverdacht ins Visier der Justiz geraten. Bei einer Razzia hätten Ermittler Privat- und Geschäftsräume von Olaf Glaeseker und des Eventmanagers Manfred Schmidt durchsucht, teilte die Staatsanwaltschaft Hannover am Donnerstag mit. Die Aktion fand demnach in Wunstorf bei Hannover, Berlin und in der Schweiz statt. Den Beschuldigten werde Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung vorgeworfen.

Aufgrund von Medienberichten und Ermittlungen bestehe der Verdacht, dass Glaeseker zwischen 2007 und 2009 die Finanzierung der von Schmidt ausgerichteten Veranstaltungsreihe „Nord-Süd-Dialog“ im Rahmen seiner damaligen Dienstgeschäfte „gefällig gefördert“ habe, teilte die Behörde mit. Als Gegenleistung soll Glaeseker mehrfach unentgeltlich Urlaube in Feriendomizilen Schmidts verbracht haben. Glaeseker war damals niedersächsischer Regierungssprecher im Rang eines Staatssekretärs.

Die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt hätten bei der gemeinsamen Aktion Aufzeichnungen zum „Nord-Süd-Dialog“, den Urlaubsaufenthalten sowie den beruflichen und privaten Verbindungen der beiden Beschuldigten gesucht. Es seien Schriftstücke und Computerdateien gesichert worden, hieß es. Diese würden nun ausgewertet. Glaesekers Anwalt Guido Frings sagte, er könne zu den Vorwürfen keine Auskünfte geben. Bislang habe er noch keine Akteneinsicht gehabt. Aus Regierungskreisen in Hannover verlautete, die Aktion habe gegen 10.00 Uhr am Donnerstag stattgefunden. Bei der Durchsuchung sei Glaeseker selbst dabei gewesen.

Bereits nach Glaesekers Entlassung als Sprecher des Bundespräsidenten kurz vor Weihnachten waren Spekulationen aufgekommen, diese könne mit kritischen Nachfragen eines Magazins zu den kostenlosen Urlaubsaufenthalten in Anwesen des Partyveranstalters in Zusammenhang stehen.

Wulff steht wegen eines privaten Hauskredits der Unternehmergattin Edith Geerkens, einem günstigen Nachfolgekredit bei der BW-Bank und Urlauben bei Unternehmerfreunden in der Kritik. Die Ermittlungen gegen Glaeseker könnten neue Fragen an das Staatsoberhaupt aufwerfen. Glaeseker galt jahrelang als engster Vertrauter Wulffs.

Beim Nord-Süd-Dialog handelte es sich nach früheren Angaben von Wulffs Anwälten um eine „partei-, disziplin- und länderübergreifende Veranstaltung“, die alternierend in Niedersachsen und Baden-Württemberg stattgefunden habe. Im Rahmen einer breit angelegten Strategie zur Sicherung der Wirtschafts- und Innovationsstandorte Niedersachsen und Baden-Württemberg sollte demnach Entscheidern aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Kunst, Kultur und Sport ein Forum geboten werden. Wulff hatte gemeinsam mit dem damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger die Schirmherrschaft inne. Die Einwerbung von Sponsorengeldern oblag den Anwälten zufolge aber dem Veranstalter, da es sich um eine privat organisierte und finanzierte Veranstaltung gehandelt habe.

Das Nachrichtenportal Zeit Online berichtete jedoch am Mittwoch, die Landesregierung habe sich entgegen den Beteuerungen Wulffs doch an der Sponsorensuche beteiligt. Eine Sprecherin des Versicherungskonzerns Talanx habe auf Anfrage bestätigt, von Wulff auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht worden und daraufhin aus der Staatskanzlei eine E-Mail mit weiteren Informationen erhalten zu haben. Ähnliches hatte Anfang Januar auch das Magazin „Stern“ berichtet. (rtr/abendblatt.de)