Der rot-grüne Kandidat verteidigte die Marktprinzipien. Aber: „Wir alle haben genug vom Treiben gewissenloser Finanzakrobaten.“
Berlin. Der rot-grüne Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck hat davor gewarnt, wegen der Finanzkrise das System der sozialen Marktwirtschaft infrage zu stellen. Angesichts der aktuellen Probleme zweifelten viele Menschen an Demokratie und Marktwirtschaft, sagte Gauck in einer Grundsatzrede in Berlin.
Überlegungen zur Abschaffung der „als Kapitalismus denunzierten Marktwirtschaft“ seien aber die „Flucht aus einer Verantwortung, die uns die konkreten Probleme zu lösen aufgibt“. Es werde ja auch nicht der Fußballsport abgeschafft, nur weil immer wieder Spieler foulten. Vielmehr würden Regeln und Instanzen geschaffen, um Verstöße ahnden zu können.
„Wer ausgerechnet der Wirtschaft die Freiheit nehmen will, wird immer sehr viel mehr verlieren als gewinnen“, sagte der frühere Stasiakten-Beauftragte bei seiner Rede im Deutschen Theater. „Wir alle haben genug vom Treiben gewissenloser Finanzakrobaten oder maßloser Manager – aber wir wissen auch, dass nicht die gesamte Wirtschaft verantwortungslos ist.“
Zudem hätten es bislang nur Gesellschaften mit einer funktionierenden Marktwirtschaft geschafft, die für ein menschenwürdiges Leben erforderlichen Sozialleistungen zu erwirtschaften. Gauck sprach sich dagegen aus, Empfänger von Sozialleistungen zu „Mündeln“ zu degradieren, statt an ihren Mut und ihre Zuversicht zu appellieren.
Der frühere DDR-Bürgerrechtler Gauck tritt am 30. Juni als Gegenkandidat zu dem Bewerber von Union und FDP, Christian Wulff, bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten an. Er genießt auch bei Union und FDP Ansehen.