Katholische Kirche immer tiefer in der Krise. Die Priester sollen sorgfältiger ausgewählt werden. Bischof gerät unter Prügel-Verdacht.
Hamburg. Angesichts immer neuer Missbrauchsfälle sieht der Mainzer Erzbischof Karl Kardinal Lehmann die katholische Kirche in einer tief greifenden Krise. In einem Beitrag für die "FAZ" schreibt Lehmann, die Kirche dürfe sich nicht wundern, wenn sie an jenen Kriterien gemessen werde, mit denen sie sonst ihre sittlichen Überzeugungen vertrete. Die aufgedeckten Missbrauchsfälle wirkten "wie ein Bumerang".
Der langjährige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz gesteht ein, die Kirche habe oft die Einstellung gehabt, "sich mehr um die Täter kümmern zu müssen als um die Opfer". Man habe das Problem der Pädophilie bei Priestern unterschätzt. Es sei eine unverzeihliche Praxis gewesen, "einen überführten und manchmal auch rechtskräftig verurteilten Täter einfach an eine andere Stelle zu versetzen". Künftig müssten Priesterkandidaten noch sorgfältiger ausgewählt werden.
Unterdessen ist jetzt erstmals auch ein amtierender deutscher Bischof unter Misshandlungs-Verdacht geraten. Der Augsburger Bischof Walter Mixa soll nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" in seiner Zeit als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen in der 70er- und 80er-Jahren Mädchen und Jungen wiederholt geschlagen haben. Diese Anschuldigungen erheben fünf ehemalige Zöglinge des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in eidesstattlichen Erklärungen. Das Bistum Augsburg erklärte dazu, die Vorwürfe seien "absurd, unwahr und erfunden". Der konservative Bischof war zuletzt kritisiert worden, weil er die Missbrauchsfälle als eine Folge des "Zeitgeists" bezeichnet hatte.
In allen Karfreitags-Gottesdiensten der katholischen Kirche soll jetzt für die Missbrauchsopfer gebetet werden. "Die Kartage sind eine Aufforderung zu Reue und Gebet", sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der von der Bischofskonferenz mit der Aufklärung des Skandals beauftragt wurde.