Minister gerät immer mehr unter Druck. Chef einer Firma, an der Westerwelles Bruder beteiligt sein soll, flog in der offiziellen Delegation mit.
Berlin. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) gerät wegen möglicher Begünstigung von Familienmitgliedern und Freunden bei Dienstreisen zunehmend unter Druck.
Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" hat Westerwelle, der sich derzeit in Begleitung seines Lebensgefährten Michael Mronz in Brasilien aufhält, bei seiner China-Reise im Januar auch den Manager Ralf Marohn mitgenommen. Dieser ist Mehrheitseigner der Ludwigshafener Firma Far Eastern Fernost Beratungs- und Handels GmbH, an der auch Westerwelles Bruder Kai Westerwelle Anteile besitzen soll. Ebenfalls zu der zehnköpfigen Wirtschaftsdelegation gehörte angeblich der Westerwelle-Freund und FDP-Großspender Cornelius Boersch, dessen Firmen-Konglomerat seit Jahren geschäftliche Kontakte mit Westerwelles Bruder und auch mit Michael Mronz unterhalten soll.
In einer kurzen Stellungnahme setzte sich Westerwelle in São Paulo gegen die Kritik zur Wehr und sprach von "Verleumdung". "Da der Opposition die politischen Argumente ausgehen, versucht sie es jetzt mit persönlichen Attacken gegen mich und meine Familie", sagte er. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts bezeichnete in Berlin die Vorwürfe einer Verquickung von privaten und dienstlichen Angelegenheiten als "haltlos". "Die Mitreise beim Bundesminister des Auswärtigen erfolgte allein auf der Grundlage der fachlichen Expertise." Marohn genieße als Asien-Experte einen "hervorragenden Ruf". Er habe auch schon den ehemaligen SPD-Chef und rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck auf Auslandsreisen begleitet. Dieser Darstellung widersprach die Mainzer Landesregierung. Marohn sei "niemals Delegationsmitglied auf Reisen des Ministerpräsidenten gewesen", sagte ein Sprecher. Er habe lediglich vor dem Jahr 2006 Auslandsreisen ehemaliger rheinland-pfälzischer Wirtschaftsminister begleitet. Auch der jetzige Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) war in Mainz Landeswirtschaftsminister.
Westerwelle war bereits wegen der Mitreise von Michael Mronz, einem Organisator von sportlichen Großveranstaltungen, heftig kritisiert worden. Die Opposition warf dem Minister vor, er trenne nicht ausreichend zwischen persönlichen und politischen Interessen. Mronz beteuerte, er fliege auf eigene Kosten als Westerwelles Lebenspartner mit und nutze die Reise nicht für die Anbahnung von Geschäften.