Hamburg. An diesem Sonntag werden mehr als 19 Millionen Iraker zum zweiten Mal nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein im Frühjahr 2003 zum Urnengang aufgerufen. Nachdem der Sonderwahltag am vergangenen Donnerstag, an dem Sicherheitskräfte, Häftlinge und Krankenhauspatienten vorzeitig ihre Stimme abgeben sollten, von Anschlägen überschattet wurde, steigt die Anspannung im ganzen Land. Vor allem die christliche Minderheit ist immer wieder von Gewalt betroffen.
Die Wahl gilt als ein Test für die demokratischen Strukturen im Irak. Vor allem die USA, die bis Ende August ihre Kampftruppen aus dem Irak abziehen wollen, hoffen, dass die chaotischen Zustände nach der ersten Parlamentswahl 2005 sich nicht wiederholen werden. Um Unregelmäßigkeiten zu vermeiden, hat die Wahlkommission in Bagdad alle Iraker aufgerufen, ihre Registrierung in den jeweiligen Wahllokalen mindestens einen Tag früher zu überprüfen. Am Freitag begann auch die Stimmabgabe der Exil-Iraker. Insgesamt 6292 Kandidaten bewerben sich nach offiziellen Angaben um die 325 Sitze im Parlament - darunter 1813 Frauen.
Die meisten der angetretenen Parteien und parteilosen Kandidaten haben sich in Bündnissen zusammengeschlossen. Zu den sechs wichtigsten Bündnissen gehört auch die "Koalition für den Rechtsstaat" unter der Führung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki. Zu dieser Koalition gehören 40 Parteien und 400 parteilose Kandidaten, darunter auch einige schiitische Kurden, sunnitische Stammesführer und Christen.
Beobachter gehen davon aus, dass es keinen Sieg mit klaren Mehrheiten geben wird. Wichtig sei die Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen, vor allem der größten Minderheit der Sunniten. Die US-Regierung rechnet für die Zeit nach der Wahl mit einer komplizierten Regierungsbildung.