Die Gegner des Ministerpräsidenten sprechen von Wahlbetrug. Bei der Wahlkommission gingen über 2000 Beschwerden ein
Bagdad. Nach der Parlamentswahl im Irak gibt es Streit um angebliche Wahlfälschungen. Das Wahlbündnis des früheren Regierungschefs Ijad Allawi sprach am Freitag von „unverhohlenem Betrug“ zugunsten der Partei von Ministerpräsident Nuri al-Maliki, mit dem es sich ersten Teilergebnissen zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte. Malikis Rechtsstaatsallianz und die irakische Wahlkommission wiesen die Vorwürfe zurück.
Es seien Zahlen „manipuliert und geändert“ worden, um das Ergebnis zugunsten von Malikis Rechtsstaatsallianz zu beeinflussen, sagte die Kandidatin Intissar Allawi, eine Verwandte des Ex-Regierungschefs Allawi, die seinem schiitisch-sunnitischen Bündnis Irakija angehört. In der nordirakischen Provinz Kirkuk wurden demnach Stimmzettel zugunsten des Allawi-Bündnisses in Mülleimern gefunden.
Ein Vertreter von Malikis Rechtsstaatsallianz, der Kandidat Hassan Sinaid, bezeichnete die Vorwürfe als „übertrieben“. Es handele sich um „Propaganda“ bestimmter Parteien. Die Wahl habe „in einer guten Atmosphäre“ stattgefunden, das Ergebnis spiegele den Willen des irakischen Volkes wider.
Ein Vertreter der Wahlkommission wertete die Betrugsvorwürfe als politisch motiviert. Die Behörden hätten aber bereits eine Untersuchung eingeleitet, sagte Ijad El Kinani. Bei der Wahlkommission gingen bislang mehr als 2000 Beschwerden ein.
Teilergebnissen zufolge zeichnete sich ein knappes Rennen zwischen den Bündnissen von Maliki und Allawi ab. Maliki lag demnach in drei schiitischen Provinzen im Süden vorn; Allawi führte in zwei sunnitischen Provinzen nördlich von Bagdad. Die Rechtsstaatsallianz des Ministerpräsidenten holte in Nadschaf, Babylon und Muthanna die meisten Stimmen, das Bündnis von Allawi in Salaheddin und Dijala.
Millionen Iraker hatten am Wochenende ein neues Parlament gewählt und dabei einer Serie von Attentaten mit DutzendenToten getrotzt. Das Gesamtergebnis wird Mitte kommender Woche erwartet, das offizielle Endergebnis soll aber erst Ende März nach der Prüfung aller Wahlbeschwerden feststehen. Es wird zudem mit einer langwierigen Regierungsbildung gerechnet.