„Das ist unser Schicksal.“ sagte eine Wahlhelferin. Bei den Parlamentswahlen im Irak kamen möglicherweise bis zu 38 Menschen ums Leben.
Bagdad. Die Parlamentswahl im Irak ist von Anschlägen mit mindestens 38 Todesopfern überschattet worden. Trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen explodierten nach Angaben der Polizei während des Urnengangs am Sonntag im ganzen Land dutzende Granaten und Bomben. Offenbar gab es dennoch eine rege Beteiligung an der Wahl, die vor dem Abzug der US-Kampftruppen im August als Test für die Stabilität des Landes galt. Allein in der Hauptstadt Bagdad registrierten die Behörden bis zum frühen Nachmittag mindestens 70 Granateneinschläge und mehrere Bombenattentate. Beim Einsturz eines durch Mörserbeschuss beschädigten Hauses im Norden Bagdads kamen allein 25 Menschen ums Leben, wie das Innenministerium mitteilte. Weitere Menschen starben bei Bombenexplosionen. Es gab landesweit mindestens 110 Verletzte.
Das Terrornetzwerk El Kaida hatte insbesondere in sunnitischen Gegenden mit Anschlägen gedroht, um die Menschen von der Stimmabgabe abzuhalten. Nach Angaben von Beobachtern ließ sich die Mehrheit aber nicht abschrecken. Schätzungen örtlicher Wahlhelfer zufolge könnte die Beteiligung in sunnitisch geprägten Regionen mit bis zu 90 Prozent deutlich höher liegen als unter den Schiiten. Die Beteiligung und Einbindung der Sunniten, die nach dem Sturz von Saddam Hussein im Frühjahr 2003 ihre Machtbasis verloren, gilt als entscheidend für die Fortsetzung eines Aussöhnungsprozesses im Irak.
„Wir haben den Amerikanern widerstanden, wir werden uns nicht von ein paar Aufständischen abbringen lassen“, sagte der 70-jährige Scheich Madsched, der in einem Wahllokal im mehrheitlich sunnitischen Falludscha seine Stimme abgab; wenig später explodieren in der Nähe kurz nacheinander zwei Granaten. Auch in der Hauptstadt Bagdad war der Urnengang von ständigem Explosionslärm begleitet. Die Wahlhelferin Arabija El Samarrai kommentierte dies mit den Worten: „Das ist unser Schicksal. Bomben sind für uns zu Lappalien geworden.“
Als einer der ersten internationalen Vertreter gratulierte US-Präsident Barack Obama den Irakern zur Wahl. Er lobte den „Mut“ des irakischen Volkes, das der Bedrohung getrotzt habe, um seine Demokratie voranzubringen. Auch EU-Außenministerin Catherine Ashton begrüßte die „bedeutende Zahl“ der Wähler im Irak. Aufgerufen zur Wahl waren rund 19 Millionen Iraker. Als aussichtsreiche Wahlbündnisse gelten die säkular auftretende Rechtsstaatsallianz von Ministerpräsident Nuri el Maliki, die schiitisch-religiöse Nationalallianz und das schiitisch-sunnitische Bündnis Irakija um den früheren Regierungschef Ijad Allawi. Allerdings dürfte keine dieser Gruppierungen die Regierungsmehrheit erreichen und damit allein den künftigen Ministerpräsidenten bestimmen. Erste Ergebnisse werden erst am 18. März erwartet.